Die Liebesblogger

Er ist mit seiner Arbeit verheiratet

Ich habe da mal eine Frage: Mein Mann und ich kennen uns seit 25 Jahren. Wir haben zwei Söhne. Seit 4 Jahren arbeitet mein Mann in leitender Position, ich habe eine Teilzeitstelle. Finanziell geht es uns gut, wir könnten also unser Leben genießen. Jedoch hat sich unsere Beziehung in den letzten Jahren sehr verändert. Mein Mann ist eigentlich nur auf Arbeit. Auch im Urlaub ist kaum Zeit. Können wir doch mal zusammen frei machen, telefoniert er mehr mit der  Arbeit als dass er mit uns redet. Neben seinem Job hat mein Mann den Triathlon für sich entdeckt, mit der Folge, dass er die ohnehin knappe Familienzeit noch weiter einkürzt. Mein Mann hält von Paarberatung leider gar nichts. Ich habe auch die Empfehlung bekommen, vorübergehend auszuziehen, um so meinen Mann  vielleicht aufzuwecken. Bisher konnte ich mich dazu nicht durchringen. Mir fällt aber auch keine andere Lösung ein. Was kann ich nur tun?     Ihr Mann geht einen gefährlichen Weg. Die Arbeit geht bei ihm immer vor. Sie kommen an dritter Stelle, wenn überhaupt – mit weitem Abstand hinter der Arbeit und dem Sport. Das alles hält er für völlig normal. In solchen Fällen hilft nur noch eine sehr deutliche Ansage. Die geht so: Unsere Ehe ist gefährdet. So wie es ist, kann und will ich nicht mehr mit dir zusammenbleiben. Ich habe schon viele Männer erlebt, die erst nach dieser Ansage aufgewacht sind. Sie glauben vorher immer, ihre Frau leide nur einfach unter einer Midlife-Crisis oder den Wechseljahren – und das werde sich schon wieder geben. Der Triathlon ist eine weitere Möglichkeit für ihn, viel Zeit außerhalb der Familie zu verbringen. Natürlich entsteht so sehr wenig emotionale Verbundenheit in der Beziehung. Ich muss es so deutlich sagen: Ihr Mann hat nicht vor, sich emotional mit Ihnen zu verbinden oder sich emotional mit Ihnen verbunden zu fühlen. Gut möglich, dass schon seine Eltern so gelebt haben. Er wiederholt wahrscheinlich, was er in seinem Elternhaus erlebt hat. Sie können noch einige Jahre zögern – aber wozu soll das gut sein? Ihre Beziehung wird in dieser Zeit nicht besser – und Ihre Zufriedenheit mit der Ehe auch nicht. Eines aber wird anders: Je länger Sie zögern, desto schwieriger wird es für jeden Berater und jede Beraterin dieser Welt,  überhaupt noch eine Lösung für Ihre Ehekrise zu finden. Ich sage das nicht gerne, aber Ihre Ehe bewegt sich derzeit mit großer Geschwindigkeit auf den Abgrund zu. Je eher Sie handeln, umso besser. Setzen Sie ihm also die Pistole auf die Brust: Entweder du kommst mit in die Beratung, oder du ziehst aus. Ihre Kinder brauchen Sie. Ich kann nicht erkennen, dass Ihr Mann sich kümmert oder kümmern würde, wenn Sie ausziehen. Das spricht dafür, dass im Zweifelsfall er auszieht, nicht Sie. Und Sie dürfen, um noch deutlicher zu werden, seine wichtigsten Sachen packen und ihm vor Tür stellen. Führen Sie keine langen Diskussionen bei denen Sie sich im Kreis drehen. Sagen Sie ihm, dass Sie das gerne in einer Beratung besprechen können und bleiben Sie ansonsten bei dem Satz: So kann es mit uns nicht weitergehen.   Um keinen Beitrag mehr zu verpassen, bestellen Sie doch einfach den Newsletter! So werden Sie jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!  

2 Kommentare

  1. Michelle

    Lieber Herr Thiel,

    mein Mann und ich sind seit 1.5 Jahren verheiratet und seit 7 Jahren ein Paar. Mein Mann hat es schon immer geliebt zu arbeiten. Nun ist es allerdings so, dass er sich einen Nebenjob gesucht hat und neben seinem Hauptjob noch 5x die Woche (nachmittags) arbeiten geht. Samstage nicht ausgeschlossen. Mein Mann ist werktags also von 06:00 Uhr bis 19:00 Uhr unterwegs. Es gab anfangs großen Streit, da ich mich auf 3x die Woche einigen wollte, da ich wahnsinnige Angst davor hatte, dass wir für unsere Ehe keine Zeit mehr finden würden. Da hieß es ich würde ihm im Wege stehen und ihn nicht unterstützen. Er würde dies ja für uns tun. (Wir sind finanziell allerdings nicht darauf angewiesen). Also habe ich den 5 Tagen zugestimmt. An den Wochenenden möchte er natürlich seinen Hobbys nachgehen, die gerne mal 5-6 Std in Anspruch nehmen. Wenn er unter der Woche mal nicht zu seinem Nebenjob muss, nutzt er die Zeit direkt für sich. Wenn er dann mal Zeit für mich findet, möchte er auch unbedingt etwas unternehmen und ist von Filme schauen, kuscheln etc. genervt, da er es nicht mag zuhause zu sein. Auch Essen oder Spazieren gehen ist für ihn keine Unternehmung. Sex haben wir oft nur 1x im Monat und wenn, geht es meistens von mir aus. Nun ist es so, dass ich schwanger bin (Wunschkind) und gerade jetzt in der Anfangsphase seine Liebe und Nähe bräuchte. Wenn es mir schlecht geht und ich dies auch deutlich äußere, würde er niemals von alleine auf die Idee kommen, mich zu unterstützen und sich mal Zeit für mich zu nehmen. Ich muss solche Dinge immer explizit einfordern und kann dann mit Streit rechnen. Leider ist er nicht bereit, seine Arbeit oder seine Hobbys für unsere Ehe herunterzuschrauben. Ich sitze somit 6 von 7 Tagen alleine Zuhause. Wenn mein Mann mir den Samstag Nachmittag schenkt, muss ich mir mit „Gewalt“ eine Unternehmung einfallen lassen und dankbar sein. Wenn er zum Angeln fährt und bereits seit 7-8 Std weg ist, und ich ihn dann darum bitte, nach Hause zu kommen, endet dies immer im Streit. Mein Mann ist der Meinung, dass ich ihm alles verbieten möchte und er seinen Hobbys nicht nachgehen darf. Als Lösung hat er nun vorgeschlagen, dass er seinen Nebenjob auf 3x die Woche drosselt und sich dafür mehr Zeit für seine Hobbys freischaufelt. Mehr Zeit für mich bleibt da leider nicht übrig, was mich wirklich sehr traurig macht. Er sagt immer unsere Ehe / Beziehung sei das allerwichtigste für ihn, leider spüre ich davon kaum etwas. Mein Mann wirft mir regelmäßig vor, dass seine Arbeitskollegen / Bekannten ja auch zum Fußball Training, Joggen, Tennis spielen dürfen. Was auch stimmt, allerdings tun sie dies vielleicht 2x die Woche für 1.5 Stunden und haben alle keinen Nebenjob.
    Ich bin mit meinem Latein am Ende. Er sagt das alles sei für ihn selbstverständlich. Ich merke in letzter Zeit stark, dass es keinen Unterschied machen würde ob ich „Single“ und schwanger wäre oder eben schwanger aber in einer Partnerschaft. Ich bin immer alleine. Als ich von Trennung gesprochen habe, kam als Antwort das er dann möchte, dass ich das Kind abtreibe (ich bin in der 7. SSW), da er kein Kind von einer „fremden“ Frau haben möchte. Ich bin doch keine Fremde?

    Meine Frage an Sie wäre nun: Bin ich eine schlechte Ehefrau bzw. habe ich zu hohe Erwartungen an meinen Mann?

    Ich würde mich über eine kurze Rückmeldung von Ihnen wirklich wahnsinnig freuen.

    Liebe Grüße
    Eine verzweifelte Ehefrau

    • Christian Thiel

      Sie wollten gerne ein Einschätzung von mir. Es fällt mir nicht ganz leicht, aber hier kommt sie:

      Nein, Sie befinden sich nicht in einer Partnerschaft. Sie haben sich einen Mann gesucht, der (vermutlich) schon immer seine Zeit lieber mit anderen Dingen gefüllt hat, als mir Ihnen. Taten zählen mehr als seine Worte.

      Die Frage ist nicht, ob Sie eine schlechte Ehefrau sind – nein, das sind Sie nicht. Die Frage ist nicht, ob ihre Erwartungen zu hoch sind – nein, das sind sie nicht. Die Frage ist, ob Sie so weiterleben wollen und können.

      Das entscheiden nur Sie alleine. Eines aber sollten Sie sich fragen: Würde Sie ihn denn so wie er ist noch einmal nehmen wollen? Oder anders ausgedrückt: Sie sind nicht verheiratet und er macht Ihnen morgen einen Heiratsantrag. Könnten Sie daraufhin mit gutem Gewissen „Ja“ sagen?

      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian Thiel

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