Die Liebesblogger

Zwei Frauen sind weniger als eine

Ich war 22 Jahre mit meiner Frau zusammen, davon 19 Jahre verheiratet. Meine Frau war stets liebevoll zu mir und hat mir in sehr schweren Zeiten zur Seite gestanden. Wir hatten gemeinsame Hobbys, hatten schönen Sex. Dann wechselte ich die Arbeitsstelle, verliebte mich in eine andere Frau und das Gefühlschaos nahm seinen Lauf. Meine Ehefrau hat alles versucht um mich auf vernünftige Art und Weise zurück zu bekommen.

Nun bin ich ausgezogen und lebe bei meiner neuen Partnerin. Doch ich muss ständig an meine Ehefrau denken, dass belastet auch meine neue Beziehung in der ich glücklich bin. Ich habe meiner Ehefrau gegenüber ein sehr schlechtes Gewissen. Sie hat mir nie etwas schlechtes getan und ich rangiere sie einfach aus. Warum tut man so etwas, warum habe ich mich nicht um meine Ehe bemüht? Ich verstehe das nicht.

 

„Verliebten kann man nicht raten“, sagt der Volksmund. Er hat recht. Das liegt an den starken Hormonen die da wirken. So viel zu Ihrer Frage, warum man so etwas tut. Wenn Sie Ihre Ehe erhalten wollen, dann müssen Sie verhindern, dass Sie sich in eine andere Frau verlieben. Viele Menschen glauben, das sei schwer. Doch das ist nicht wahr. Es ist sogar sehr einfach und geht so: Sie erzählen Tag für Tag Ihrer Frau, wie es Ihnen geht und was Sie erleben – auf der neuen Arbeitsstelle. Und wenn Ihnen dort eine Frau schöne Augen macht, Ihnen schon bald auch total nette Nachrichten über Whatsapp schreibt oder was auch immer, dann erfährt das umgehend und auf der Stelle – Ihre Frau.

Wenn Sie die netten Whatsapp-Nachrichten und die tollen Gespräche mit der neuen Arbeitskollegin im Vorfeld des Sich-Verliebens allerdings vor Ihrer Frau verheimlichen, dann nimmt das Drama seinen Lauf. Es sind diese kleinen Lügen die den Weg zu den späteren, den großen Lügen bahnen.

 

Zwei Frauen zu haben führt zu einer großen inneren Zerrissenheit

 

In Ihrem Fall liegt das Kind jetzt leider schon im Brunnen und ich kann Ihnen auch nur wenig Hoffnung machen, dass es da wieder herauszuholen ist. „Zwei Frauen sind weniger als eine“, heißt die Regel bei Untreue. Das zeigt sich bei Ihnen besonders deutlich. Zwei Frauen zu haben führt in der Regel zu einer großen innerer Zerrissenheit. Zwei Männer ebenfalls. Kein Unterschied.

Sie waren mit Ihrer Ehefrau angeblich glücklich. Und haben sie doch verlassen. Mit der neuen Frau sind Sie angeblich auch glücklich. Und denken doch oft an die andere. Sie merken es ja selber: Da stimmt etwas nicht. Aber was?

Dass rundum glückliche Männer (und Frauen) einfach so ihre Beziehung aufs Spiel setzen für eine oder einen anderen, das ist ein Mythos. In aller Regel fühlen wir uns zu einem anderen Menschen hingezogen, weil uns in der bestehenden Partnerschaft etwas fehlt. Sie waren unzufrieden. Das hat sie anfällig gemacht für nette Gespräche mit der neuen Arbeitskollegin, anfällig für liebevolle Blicke und für Komplimente und für  Bewunderung. Ganz offensichtlich ist Ihnen aber nicht klar, warum für Sie das Grün in Nachbars Garten grüner zu sein schien.

 

Es kann passieren, dass Sie die Liebe beider Frauen verlieren

 

Welche der beiden Frauen nun die richtige für Sie ist, das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich persönlich tendiere zur Ehefrau. Immerhin hat die Ihnen all die Jahre zur Seite gestanden und Sie haben sich gemeinsam etwas aufgebaut. Die neue Frau dagegen hat es für richtig gehalten, mit einem verheirateten Mann zu flirten. Das ist (in meinen Augen) ein schwerer Fehler. Möglicherweise weiß sie nicht, dass nur sehr selten aus einer Liebschaft eine stabile Partnerschaft wird.

Untreue geht nur sehr selten gut aus. Das Gefühlschaos von dem Sie sprechen, kann Sie noch lange beschäftigen. Im schlimmsten Fall kann es dazu führen, dass Sie die Liebe beider Frauen verlieren.

Passen Sie bitte auf sich auf. Suchen Sie sich eine Paarberatung. Dort dürfen Sie auch ohne Ihre Ehefrau und ohne Ihre derzeitige Partnerin hingehen. Ohne eine Beratung kommen Sie vermutlich nur schwer aus Ihrer derzeitigen Lage heraus. Und lassen Sie bitte das mit den Schuldgefühlen. Sie helfen niemandem weiter. Ihnen nicht. Ihrer Ex-Partnerin nicht. Und auch der neuen Partnerin nicht.

 

Mehr wissen

Im April startet wieder der Online-Workshop „Grundkurs: Liebe und Partnerschaft. Ein Kurs für Singles und Paare.“

Vom 1. April bis zum 27. Mai

Kosten: 59 €

Anmeldung: kontakt@die-liebe-bleibt.de

Mehr Informationen zu diesem Kurs gibt es hier.

 

10 Kommentare

  1. mmor

    Die neue Frau dagegen hat es für richtig gehalten, mit einem verheirateten Mann zu flirten. Das ist (in meinen Augen) ein schwerer Fehler.

    Wie so oft wird hier der außenstehenden dritten Partei die Verantwortung zugeschoben. Meiner Erfahrung nach sind Außenstehende Statisten, die auf innewohnende Bedürfnisse hinweisen. Eine Frau/ein Mann kann flirten wie, wo und mit wem sie/er will. Er hingegen ist in der Verantwortung für seine Beziehung einzustehen. Manche können den Aufschwung eines Flirts genießen und beleben damit ihre Beziehung, manche verlieben sich sofort nach einem kleinen Flirt (meistens die, denen etwas an Lebendigkeit, Abwechslung, Sinnesfreude, Selbstwertgefühl fehlt).

    • Christian Thiel

      Sorry – von Schuld war hier überhaupt und gar nicht die Rede. Aber von Unvernunft. Und von Verantwortung gegenüber dem eigenen Leben.
      Den Preis für diese Unvernunft zahlt am Ende die Frau selber. So jedenfalls meine Erfahrung in der Beratung. Meine Überzeugung: Was diese Frau getan hat, das schadet ihr selber.
      Ist interessant, wie beliebt es ist, das Thema moralisch aufzuladen und die Schuldfrage aufzuwerfen. Ich mache das nie. Es ergibt keinen Sinn.
      Allerdings fehlt es dieser Frau (in meinen Augen) erkennbar an Realismus. Weiß sie nicht, wie schlecht die Chancen auf eine glückliche Beziehung sind, wenn sie über Untreue eingegangen wird? Vermutlich ist das so. Sie hat keine Ahnung. Und das spricht dann für mich eindeutig gegen sie.
      Meine Einschätzung.

  2. Vivi

    „Es ist sogar sehr einfach und geht so: Sie erzählen Tag für Tag Ihrer Frau, wie es Ihnen geht und was Sie erleben – auf der neuen Arbeitsstelle. Und wenn Ihnen dort eine Frau schöne Augen macht, Ihnen schon bald auch total nette Nachrichten über Whatsapp schreibt oder was auch immer, dann erfährt das umgehend und auf der Stelle – Ihre Frau“

    Darf ich dazu noch etwas ergänzen? Wichtig wäre auch, dass der Mann, wenn seine Frau die Freude über die ach so nette Kollegin nicht teilt, dies nicht etwa zum Anlass nimmt, sich zu mokieren, dass „sie ihn nicht versteht“ und sich zurückzuziehen (und mit der Kollegin weiterzumachen), sondern tatsächlich die Gefühle seiner Frau zu respektiert und sein Verhalten gegenüber der Kollegin anpasst bzw. ihr Grenzen setzt.

    Wenn Männer (insbesondere in der Midlife-Crisis) eine Affäre eingehen, scheinen mir derartige Rechtfertigungsmanöver („ich konnte ihr ja nichts erzählen, weil sie mich nicht verstanden hätte, und ich habe es ja versucht…) häufig vorzukommen.

  3. Heike

    Der Mann, welcher hier sein Gefühlchaos geschildert hat, ist mein Ehemann.
    Auch in mir sieht es momentan nicht besser aus.
    Wir waren in meinen Augen ein Traumpaar, konnten über alles sprechen, hatten gemeinsame Hobbys, Pläne, sind durch dick und dünn gegangen.
    Unsere Beziehung war immer sehr gefühlvoll, natürlich gab es auch Meinungsverschiedenheiten, aber das ist ja normal.
    Seine neue Arbeit sollte es leichter für ihn machen. Sie war körperlich nicht so schwer, er hatte mehr Urlaub, musste nicht mehr am Wochenende arbeiten.
    Doch anstatt Erleichterung kam die Unzufriedenheit bei ihm.
    Jeden Abend sprachen wir über seine Sorgen auf Arbeit. Er war nicht mehr ausgefüllt, seine Kollegen wenig motiviert, was ihn sehr störte. Auch hatte mein Mann jetzt Zeiten, in denen er nichts zu tun hatte, das war Gift für ihn, weil er ein Stehaufmännchen ist.
    Eines Abends erzählte er mir dann, dass er eine Frau kennengelernt hat, die die perfekte Freundin für mich wäre. Sie würde genau so gerne wandern wie ich, liebt Hunde und wir hätten auch sonst viele Gemeinsamkeiten. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, sah aber noch keine Gefahr.
    Seine Unzufriedenheit auf Arbeit wuchs. Er wollte nach nicht mal einem Jahr alles hinschmeißen. Ich sprach dagegen, obwohl er sehr gelitten hat.
    Irgendwann kam dann sein Geständnis, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat, ich wusste sofort, in wen. Sie verstand auch, dass er die Arbeit aufgeben will. Inzwischen arbeitet er woanders.
    Das Abschließen mit unserer Beziehung, das Verarbeiten fällt mir sehr schwer.
    Seine Zerrissenheit erkenne ich auch daran, dass er mir Komplimente macht, Blumen schenkt und bei allem helfen will. Er kann mir bis heute nicht sagen, was in unserer Ehe schiefgelaufen ist. An ihr liebt er die Fröhlichkeit, den Optimismus.
    Aber sind Verliebte nicht immer so?
    Die Frage nach dem „Warum“ wird mir wohl ewig bleiben.

    • Christian Thiel

      Danke für Ihren Mut sich hier zu äußern. Auch Ihnen kann ich nur ans Herz legen, sich Hilfe in einer Beratung zu holen. Aus Ihrem Gefühlschaos können und müssen Sie nicht alleine herauskommen.

  4. Simone

    Ich bin eine verlassende Ehefrau nach 20 Jahren Beziehung und 10 Ehejahren. Ich habe mit diesem Mann die ganzen Jahre auch zusammengearbeitet.
    Weil die 24-Stunden-Präsenz sich negativ auf die Beziehungsqualität ausgewirkt hat und, wie es mir schien, von meinen Mann die berufliche Präsenz mit Zuwendung verwechselt wurde, bat ich bereits vor Jahren um eine Paartherapie. Diese hielt mein Mann für nicht notwendig. Ich wurde immer wieder aufs Neue abgewiesen.
    Seinerseits fand eine jahrelange Entwertung meiner Person statt, deren Ausmass ich erst im Nachhinein begreife.
    Eine Paartherapie kam dann zustande, als mein Ex-Mann über beide Ohren sich in eine 18 jähre jüngere Frau verliebt hatte.
    In diesem Konkurrenzkampf hatte ich keine Chancen.
    Es ist so wie Sie das beschreiben.
    Inzwischen hat mein Ex-Mann beide Frauen verloren.
    Ich fühle mich beschädigt und nicht einmal in der Lage, mir eine neue Partnerschaft vorzustellen.
    Dennoch bin ich im Nachhinein froh, dass mein Ex-Mann mich so offensichtlich betrogen hat. Sonst hätte ich nicht die Kraft gefunden, mich aus dieser toxischen Beziehung zu lösen.

    • Christian Thiel

      Liebe Simone, ich wundere mich immer wieder, dass Männer wie Frauen in toxischen Beziehungen verbleiben. Das ist keine gute Idee, das dürfte Ihnen jetzt klar sein. Beide Beteiligte nehmen dabei Schaden.
      Ihre Aufgabe war es, Ihren Mann nach einer klaren Ansage zu verlassen. Ihm die Chance zu geben Sie zu betrügen, dazu hätte ich Ihnen nie geraten.
      Es ist zum Teil wohl immer noch so, dass wir glauben, der der betrüge (die die betrügt) bzw. der der geht (die die geht) sei Schuld. Das ist ein großer Irrtum. An einer Partnerschaft stricken zwei Menschen. Sie – und er. Und beide sind verantwortlich. Es ist gut zu erkennen, dass Sie bereit waren die Verantwortung für die Beziehung zu übernehmen. Sie haben die Beratung vorgeschlagen. Er hat sie abgelehnt. Er hatte nicht vor etwas zu ändern, sondern wollte weiterhin in dem Irrglauben leben, dass alles nur an Ihnen läge.
      Schauen Sie bitte nach vorne. Dort wartet die neue Liebe. Sie haben die Chance, erneut zu wählen. Das ist eine große Errungenschaft unserer Zeit, dass wir das können und dürfen. Vor 100 oder 200 Jahren war das unmöglich und Sie waren zu einem Leben an seiner Seite verdammt. Die entscheidende Frage ist: Wie werden Sie das nächste Mal wählen?
      Sie finden auf meiner Webseite singleberater.de die Termine für den Online-Workshop „Wer passt zu mir?“ Der könnte zu Ihrer Situation passen.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian Thiel

      • Alexandra B.

        Sehr geehrter Herr Thiel

        Vielen herzlichen Dank für die ermutigenden Worte!

        Simone

  5. Eva

    Alles Beschriebene kann ich sehr gut nachvollziehen, denn ich bin so eine Ehefrau, die nach 24 Jahren (davon 19 verheiratet) eine Affäre angefangen hat. Mir haben sehr Zuwendung, Gespräche, Verständnis, einfach Freundschaft gefehlt. Mein Mann hat alles (Eltern, Sport, Interessen, Kinder) höher priorisiert als mich. Wenn ich darüber reden wollte, wurde ich beschimpft und beleidigt, er war nicht gesprächsbereit, irgendwann habe ich gar nichts mehr gesagt. Ich war unendlich einsam und unglücklich. Er war der Meinung ich sei zu anspruchsvoll und „gestört“. Seine Mutter – ohnehin immer die Beste – sah das ebenso. Mit Kindern und gemeinsamen Haus habe ich nicht den Mut gehabt zu gehen, zumal die Kinder ihren Vater sehr lieben und für die ich mit Sicherheit die böse Ehebrecherin wäre. Ich bin selbst Scheidungskind und weiß wie schrecklich das ist. Erst mit der Affäre habe ich mich wieder wie ein Mensch gefühlt, der um seiner selbst Willen geliebt wird. Es ist unendlich schwer das richtige zu tun. Aber den Preis der Zerrissenheit zahlt man, das ist definitiv hart.
    E.

    • Christian Thiel

      Traurige Geschichte.
      Wenn Mama ohnehin immer „die Beste“ist, dann ist das eine Form der Untreue (Ihres Mannes). Und wenn alles andere wichtiger ist (Sport, Interessen) gilt das ebenso.

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