Ich fand meinen Schwiegervater schon immer etwas schwierig. Er interessiert sich kaum dafür wie es uns geht und hält sich nicht an Absprachen. Das betrifft zunehmen auch unsere Kinder. Ein „Nein“ der Kinder will er einfach übergehen zum Beispiel wenn er sie unbedingt fotografieren will und sie es aber nicht wollen. Die Besuche dort zu Geburtstagen oder Weihnachten machen mir inzwischen Bauchschmerzen. Ich weiß nicht wie ich die Besuche reduzieren kann ohne die Schwiegereltern zu verletzen – und meinen Mann. Mein Mann bleibt immer sehr ruhig bei seinem Vater und genau das hilft mir nicht. Ich finde, er könnte dort auch mal ein klares Wort sprechen.

 

Ich finde das auch. Vermutlich ist das sogar das Hauptproblem. Paare müssen gemeinsam gegenüber beiden Elternpaaren auftreten. Es geht um das, was das partnerschaftliche „Wir“ genannt wird. Sie dürfen es gerne auch das königliche „Wir“ nennen. „Wir wollen …“. „Wir haben entschieden …“. Sie beide – als Paar.

Fangen wir mit dem königlichen „Wir“ doch gleich mal bei den Kindern an. Es sind Ihre Kinder. Ihr Mann und Sie bestimmen den Umgang mit ihnen. Nicht Ihr Schwiegervater. Akzeptiert Ihr Schwiegervater Ihre Ansichten nicht, dann ist das respektlos. Er hat nicht zu bestimmen. Seine Aufgabe ist es, Ihre Ansichten zu respektieren. Und die der Kinder. Bleiben Sie da also deutlich bei Ihrem „Nein“ und bestärken Sie auch die Kinder darin.

Ihr Schwiegervater scheint es an Empathie zu fehlen. In dem Punkt bin ich kein Optimist. Ich glaube nicht, dass der alte Herr sich noch ändern wird. Zumindest entspricht das überhaupt und gar nicht meiner Erfahrung in der Beratung. Aber auch bei diesem Punkt zählt, wie Sie beide als Paar damit umgehen. Der wichtigste Punkt: Sie sollten sich einig sein. Wenn Sie keine Empathie von ihm verlangen und erwarten können, dann bedeutet das in meinen Augen nicht, dass Sie unemphatischen Äußerungen von seiner Seite nicht klar entgegentreten sollen und können. Sie setzen ihm damit klare Grenzen, was geht und was nicht geht im Umgang mit Ihnen und mit den Kindern. Beide. Verteidigt Ihr Mann seinen Vater, dann wird es schwierig. Greifen Sie seinen Vater zu vehement an, dann ebenfalls.

Kommen wir zu den Besuchen. Sie dürfen Ihre Schwiegereltern zu Weihnachten besuchen – es gibt allerdings noch immer keine Pflicht dazu. Haben Sie (beide!) mal darüber nachgedacht, was Sie eigentlich wollen? Sie beide als Paar? Manche Paare kommen gar nicht auf die Idee, dass sie in der Entscheidung was sie tun (und was sie lassen) völlig frei sind.

 

Ihr Mann ist ein braves Kind seiner Eltern

 

Was mich zum nächsten Punkt bringt. Sie klingen ausgesprochen brav, wie ich es nenne, wenn erwachsene Kinder unbedingt die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen wollen. Sie sind der Überzeugung, dass Kinder zu haben Sie zu Besuchen bei den Schwiegereltern verpflichtet. Ich sehe das anders, das haben Sie gemerkt. In meinen Augen sollten Sie mit Bauchschmerzen überhaupt und gar nicht zu ihnen fahren.

Brav sind aber nicht nur Sie – sondern in hohem Maße auch Ihr Mann. Er ist ein braves Kind seiner Eltern. Er will es seinen Eltern recht machen. Dabei sollten Sie seine Nummer eins sein – ohne jedes wenn und aber.

Ist das nicht so, dann geht er einen gefährlichen Weg. In meinen Augen soll er es Ihnen Recht machen, nicht seinen Eltern. Er soll mit Ihnen zusammen nach guten Lösungen suchen, die Sie beide gegenüber seinen Eltern, Ihren Schwiegereltern vertreten. Auch den Kindern zuliebe.

 

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