Ich hatte schon immer die Vorstellung, mal in einem eigenen Haus zu leben. Nun habe ich ein Grundstück gefunden, dass wir kaufen könnten. Aber mein Mann will nicht. Er sagt, es sei ihm mit 400.000 Euro zu teuer. Aber auf Dauer rechnet sich ein eigenes Haus doch. Warum kann er das nicht einsehen? Und alle meine Freunde haben inzwischen ein Haus – nur wir nicht.
Mich als Paarberater werden sie nicht so leicht von den Vorteilen eines Hausbaus überzeugen können. Das hat damit zu tun, dass ich schon viel zu viele Paare in der Beratung hatte, die unmittelbar nach so einem Projekt eine schwere Ehekrise hatten. Einige von ihnen haben sich dann auch sogleich getrennt. Das Haus ist also gebaut – aber die Ehe ist ruiniert. Die Kosten des Projekts Hausbau können also hoch sein.
Das liegt daran, dass all diese Paare viel zu viel Stress hatten. Sie mussten arbeiten gehen, sich um die Kinder kümmern und unablässig auch um den Hausbau. Wegen des Stresses haben sie dann weitgehend vergessen, dass sie auch noch ein Paar sein sollten: Miteinander reden (nicht nur über den Hausbau); Zeit füreinander haben; sich fragen, wie es dem anderen gerade so geht; sich zärtlich einander zuwenden und, ja, vielleicht sogar noch Sex haben.
Die Wünsche ihres Mannes zählen ebenso
Es ist ihr gutes Recht, in einem eigenen Haus leben zu wollen. Sind sie ein Paar, dann müssen allerdings beide Partner das wollen. Es reicht nicht aus, dass es Ihr dringender Wunsch ist. Die Wünsche ihres Mannes zählen ebenso. Er hat entschieden, dass er das nicht will oder zumindest in der geplanten Form nicht will. Mich persönlich würde sehr interessieren, warum er so entschieden hat. Hat er Sorgen, wie Sie beide das alles dauerhaft finanziell stemmen können? Sieht er, dass Ihre Ehe auch so schon problembeladen ist und so ein kräftezehrendes Projekt nicht verträgt?
Ich will Sie jetzt vor allem vor Diskussionen warnen. Ich halte es für unsinnig, über diese Frage zu diskutieren. Der Kauf oder der Bau eines Hauses ist keine rationale Entscheidung – das ist an ihren Zeilen sehr gut zu sehen. Es ist eine zutiefst emotionale Entscheidung und sie entzieht sich deshalb der Frage von richtig oder falsch. Menschen haben nun mal Lebensziele und -wünsche. Es ist auch finanziell gesprochen nicht richtig (weil vorteilhaft) oder falsch (weil nachteilig) – sondern im Kern eine Lifestyle-Entscheidung. Die Frage ist also: Will ich so leben – mit allen Folgen die es hat?
Warum nun will ich sie beide vom Diskutieren abbringen?
Die Antwort ihres Mannes auf diese Frage war angesichts der Summe, die alleine das Grundstück kostet: Nein. Er wird Gründe haben. Häuser heißen nicht nur Immobilien sie machen auch immobil. Menschen mit Häusern verreisen seltener als Menschen ohne Häuser. Sie ziehen auch seltener um. Es gibt noch einen Grund, warum Häuser uns und unser Verhalten verändern: Wir hängen unser Herz an sie. Weil das so ist, sind Scheidungen mit Immobilien oft noch deutlich dramatischer als Scheidungen ohne Haus. Selbst das Argument, dass ein Haus billiger kommt, kann ich als Berater nicht bestätigen. In Häuser die Menschen besitzen stecken sie oft sehr viel Geld, mehr jedenfalls als in Häuser, die sie anmieten. Das ist auch völlig in Ordnung so – denn eine Immobilie ist eine Lifestyle Entscheidung.
Warum nun will ich sie beide vom Diskutieren abbringen? Weil sie dabei die Lifestyle Entscheidung des jeweils anderen kritisieren werden. Jeder von ihnen wird das tun. Und das führt zu schlechter Stimmung. Wir wollen vom anderen nicht kritisiert werden – sondern verstanden. Sie wollen das. Ihr Mann will das. Wenden Sie sich also lieber den Gefühlen zu, die Sie beide bei Ihren Vorstellungen von der Zukunft haben.
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Hmm, ich sehe das ein wenig anders. „Haus bauen“ beinhaltet einen natürlichen Wunsch, ein Trieb nach „Nestbau für die Familie“! Der Wunsch nach dauerhafter Geborgenheit, eine Heimat für einen selbst, für Kinder und sogar Enkelkinder!
Wenn der Wunsch nach einem Haus, einer eigenen Bleibe für die Zukunft so groß ist-das ist ein Lebensgefühl -sollte man das ernst nehmen! Es ist ein Thema, worüber man sich zu Beginn der Partnerschaft auseinandersetzen sollte, weil essenziell!
So nur eine Kurzfassung, es gäbe viel mehr darüber zu sagen…
Viele Grüße
In der Fragestellung beschreibt die Betreffende den Drang nach einem Haus sehr deutlich: „Und all meine Freunde haben inzwischen ein Haus“. Sind denn all die Freunde auch glücklich mit ihrem Haus und ihrer Partnerschaft? Man freut sich das erste Jahr über das Haus, das zweite auch noch und vielleicht auch noch das dritte Jahr aber dann kommt der Sommer und die Kollegin aus Büro Nr.3 fährt schon das zweite mal in diesem Jahr in den Urlaub und diesmal geht es wieder weit weg mit dem Flugzeug, der Kollege aus Büro Nr.4 hat seine Frau für einen Kurztrip nach Paris entführt. Und Sie? Machen seit 3 Jahren Urlaub auf der Terrasse und im eigenen Haus. Gemeinsam Essen waren Sie auch schon länger nicht mehr, zu teuer.
Was ich damit sagen möchte, viele setzen diese Illusion vom Eigenheim mit einem glücklichen Leben gleich. Wer das will, muss das andere mögen. Ihr Mann wird seine berechtigte Gründe haben, warum er sich klar für ein Nein ausspricht. Es wird immer etwas geben, was andere haben, wonach man sich vielleicht auch sehnt, egal ob es eine Partnerschaft ist, die Heirat oder eben ein Haus. Wenn Ihnen etwas an Ihrer Ehe liegt, dann lassen Sie dieses Thema Haus ruhen.
Vielleicht finden Sie einen Kompromiss eine große Wohnung mit Gartenanteil. Ja, es ist kein Haus aber sie haben wahrscheinlich weniger Sorgen und warten Sie mal ab , wie es den vielen Freunden mit Haus in einigen Jahren ergeht.
Wer etwas besitzt, der entwickelt oft auch die Angst, es wieder zu verlieren. Der Druck auf der Einnahmeseite (beide müssen ihre Jobs behalten, koste es, was es wolle) wird sehr groß. Auch das kann die Lebenszufriedenheit insgesamt senken. Und: Eine Trennung ist viel schwieriger. Das gesamte Vermögen steckt jetzt in dem Haus.