Ich habe einen Mann kennenglernt und mich in ihn verliebt. Leider begannen schon nach fünf Monaten recht heftige Streits bei denen wir beide auch mal laut werden. Danach sehen wir uns ein oder zwei Tage nicht – und dann beginnt alles vorn vorne. Manchmal erscheint mir das so sinnlos und ich frage ich mich, ob das wohl normal ist.

 

In Ihrer Zuschrift schwingt die Frage mit, ob das wohl Liebe sein kann, wenn Sie beide sich so oft und viel streiten. Deshalb an dieser Stelle eine klare Antwort. Sie lautet: Ja. Es kann sehr wohl Liebe sein, auch wenn ein Paar durch schwierige Zeiten geht. Und es kann auch Liebe sein wenn diese schwierigen Zeiten relativ früh am Beginn einer Partnerschaft auftreten – so wie bei Ihnen.

Sie beide sind nicht alleine mit Ihren unergiebigen, verletzenden, kräftezehrenden Streits. Das ergeht vielen Paaren so wie Ihnen beiden. Der Grund: Ab einem bestimmten Punkt des Kennenlernens wird immer klarer, welchen Charakter der andere hat. Und an diesem Punkt kann es schon mal zu heftigen Streits kommen. Der Andere ist anders. Das ist die Hauptnachricht Ihrer Streits an Sie beide.

Ja, in der Tat, Sie beide sind verschieden – zumindest in einigen wesentlichen Punkten Ihres Charakters und Ihrer Vorstellungen vom Leben und von der Liebe. Das führt bei nahezu allen Paaren dann und wann zu Streit.

Sie haben Recht: Sinnvoll ist das nicht. Sie könnten es auch lassen und sich stattdessen der Frage zuwenden, wie Ihr Partner charakterlich genau gestrickt ist und wie Sie lernen können damit gelassener umzugehen. Umgekehrt gilt selbstverständlich das gleiche.

Schauen wir mal, ob Sie in Zukunft nicht öfter mal ohne Streit auskommen können. Ich habe dazu zwei konkrete Vorschläge.

 

Nutzen Sie den neutralen Bereich

 

Erstens: Versuchen Sie bitte, auf „Streitangebote“ Ihres Partners nicht einzusteigen. Wenn er also streiten will und ungehalten wird oder laut oder gehässig, dann gehen Sie nicht von einem konstruktiveren Umgang mit Ihm ab.

Bei Auseinandersetzungen können wir uns entweder positiv auf den Partner beziehen (sehr schwer) oder negativ (sehr leicht). Oder wir versuchen es mit der goldenen Mitte und bemühen uns um einen neutralen Ton und eine ebenso beherrschte Wortwahl. Die Erfolgsstrategie guter Paare besteht genau darin, immer mehr Zeit ihrer Streits in diesem neutralen Bereich zu verbringen.

Wird einer von beiden laut und heftig, dann ist es in de Regel auch eine gute Idee, für eine Weile getrennter Wege zu gehen. Und sich zu beruhigen. Wer erregt ist, der ist selten konstruktiv.

 

Versuchen Sie es mit Positivität

 

Mein zweiter Vorschlag: Äußern Sie in der kommenden Woche an jedem Tag mindestens drei positive Dinge Ihrem Partner gegenüber. Loben Sie ihn. Bestätigen Sie ihm, wie sehr Sie sich freuen, wenn er einen beruflichen Erfolg hatte. Sagen Sie, was Sie an ihm schätzen. Versuchen Sie es also mit Positivität.

Meinetwegen dürfen Sie ihn auch mit vier oder fünf lobenden Bemerkungen verwöhnen. Wichtig ist, dass Sie herausfinden, ob sich durch dieses Vorgehen etwas zwischen Ihnen beiden ändert. Werden Streits vielleicht seltener, wenn Sie sich öfter positiv aufeinander beziehen?

Wenn diese Übung Erfolg hatte, dann ist es anschließend an der Zeit sich zu überlegen, wie Sie Ihren Partner dazu bringen können, seinerseits mehr Positives zur Beziehung beizutragen. Aber das ist der zweite Schritt. Der erste ist, dass Sie mit gutem Beispiel voran gehen.

 

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