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Wieso Männer und Frauen keinen Sex mehr wollen

Sie finden im folgenden eine Liste der vier wichtigsten Gründe, aus denen Männer die Sexualität selten werden lassen oder ganz einstellen. Sie wissen aus meinem Beitrag aus der letzten Woche (Lustlos – was tun wen Männer keinen Sex mehr wollen), dies ist kein seltenes Ereignis, sondern kommt sehr oft vor.

Diese Liste erhebt nicht den Anspruch wissenschaftlich überprüft zu sein. Es ist meine persönliche Liste. Allerdings speist sie sich aus dem Erfahrungsschatz der Paarberatung sowie aus der einschlägigen Literatur. Hier kommen die vier wichtigsten Gründe aus denen Männer nur selten Sex wollen oder auch gar keinen Sex mehr wollen.

 

Erstens: Sie fühlen sich zu häufig kritisiert und ziehen sich deshalb nach und nach emotional von ihren Frauen zurück.

Zweitens: Sie haben zu viel Stress, zum Beispiel im Beruf.

Drittens: Ihre Frauen reagieren negativ, wenn sie mal keine Lust haben. Und so verstärkt sich die Unlust nochmals.

Viertens: Sie leben in einer Ehe, in der einer der Partner oder beide Konflikte um jeden Preis meiden.

 

Warum Frauen nicht wollen

 

Zum Vergleich will ich die Liste der Gründe, aus denen Frauen keinen Sex mehr wollen oder nur sehr selten wollen auch gleich anführen:

Erstens: Sie fühlen sich häufig kritisiert und spüren wenig Wertschätzung.

Zweitens: Sie haben sehr viel Stress, zum Beispiel im Beruf oder mit den Kindern oder mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Drittens: Ihre Männer reagieren negativ, wenn Sie mal keine Lust haben. Das verstärkt ihre Unlust nochmals.

Viertens: Sie und/oder ihr Partner neigen zu ständiger Konfliktvermeidung.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Unterschiede zwischen den beiden Listen. Sie sehen, sie sind beinahe identisch. Männer und Frauen wollen aus den gleichen Gründen heraus keinen Sex oder selten Sex. Und sie sehnen sich in einer Partnerschaft exakt nach den gleichen Dingen: Nach positiver Zuwendung, nach Anerkennung und nach Wertschätzung. Sie sehnen sich nach Positivität.

 

Der fünfte Grund für männliche Enthaltsamkeit

 

Zusätzlich zu den vier aufgeführten Gründen ist die Sexualität von männlicher Seite etwas stärker bedroht, als von Seiten der Frauen. Das liegt daran, dass Männer (entsprechend dem Klischee) von sich selber ja auch erwarten, immerzu zu können und zu wollen. Haben sie dann aber zum Beispiel viel Stress und deshalb keine Lust und ihre Partnerin macht ihnen in dieser Situation ein eindeutiges Angebot, dann fühlen sie sich unmännlich – weil sie selber von sich erwarten, dass ein Mann immer kann und immer will.

Diese Gefühle der Unmännlichkeit können dazu führen, dass Männer die Sexualität mehr und mehr meiden. Sie wollen so dem unangenehmen Gefühl mangelnder Männlichkeit ausweichen. Das klingt in Ihren Ohren (wenn Sie eine Leserin sind) möglicherweise schrecklich paradox. Kein Sex aus Angst vor dem Gefühl der Unmännlichkeit – das ist in meinen Augen tatsächlich keine Glanzleistung des männlichen Geschlechts. Aber es ist ein Teil unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit.

 

Der sechste Weg in die Enthaltsamkeit

 

Es gibt noch einen zweiten, spezifisch männlichen Weg in die Unlust. Und der geht so: Hat ein Mann viel Stress, kann es ihm passieren, dass er auf ein Angebot seiner Partnerin zwar eingeht (weil auch er sich Sex wünscht) er dann aber keine Erektion bekommt. Das ist nicht verwunderlich und keine Erektion zu haben ist auch nicht wirklich ungewöhnlich. Es ist vielmehr normal.

Trotzdem kann auch das bei Männern zu Gefühlen der Unmännlichkeit führen – wenn sie (oder ihre Partnerin) erwarten, dass ein Mann immer und bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Erektion hat. Die Gefühle der Unmännlichkeit sind so unangenehm, dass diese Männer sich bemühen, solchen Gefühlen auszuweichen. Und so weichen sie immer öfter der Sexualität aus.

 

Der wichtigste Grund für seltenen Sex

 

Ich möchte den wichtigsten Grund für seltenen Sex jetzt noch kurz ausführen. Er ist der Hauptverursacher nicht nur für seltenen Sex sondern auch für ein gänzliches Versiegen der Sexualität. Es gibt selbstverständlich noch eine Vielzahl weiterer Motive. Oder mit den Worten der amerikanischen Therapeutin und Bestsellerautorin Michelle Weiner Davis gesprochen, es gibt Myriaden von Gründen.

Der wichtigste Grund für seltenen Sex lautet in meinen Augen: Zu viel Kritik und ein Mangel an Anerkennung. Es entstehen auf diese Weise schlicht zu viele negative Gefühle („So sollte sie nicht mit mir sprechen!“; „Ich mache hier alles – und was bekomme ich dafür: Spott und Hohn!“). Diese Gefühle machen eine leidenschaftliche Sexualität unmöglich.

Ist dieses Ergebnis verwunderlich? Nein. Die Macht der Positivität hat hier ihr zerstörerisches Gegenstück, die Macht der Negativität. Damit meine ich Verhaltensweisen wie Kritik, Herabsetzung, Nörgeln und Verachtung. Sie schädigen die Gefühle eines Paares und in der Folge auch die partnerschaftliche Sexualität schwer. Sie haben sogar das Potential, die Sexualität eines Paares vollständig zum Erliegen zu bringen.

Verwunderlich ist das nicht. Anerkennung, Wertschätzung und Respekt zu erleben – das ist ein wichtiges Motiv dafür, eine Partnerschaft einzugehen. Bleibt diese positive Zuwendung aus, dann ist eine Beziehung langfristig in Gefahr. Sie driftet in Richtung Abgrund. Bleibt die positive Zuwendung in der Partnerschaft aus, dann ist die Sexualität häufig das erste und auffälligste Opfer.

 

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Mehr wissen

 

Mehr über die Frage, wie Sie in Ihrer Partnerschaft mehr Sex und besseren Sex genießen können, erfahren Sie im Online-Workshop „Intimität und Sexualität“. Der nächste Workshop startet am 2. April 2018.

 

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3 Kommentare

  1. Kathrin Nake

    Hallo Christian,
    deine Liste – der wichtigsten Gründe, aus denen Männer die Sexualität selten werden lassen oder ganz einstellen – deckt sich voll und ganz mit den Erfahrungen in meiner Praxis. Leider denken jedoch viele Männer „Auch wenn ich Stress habe und zu wenig positive Wertschätzung bekomme, muss mein kleiner Mann dennoch immer bereit sein“. Sobald die organische Verursachung ausgeschlossen ist, sehe ich dies genau als den Punkt, wo die Beratung ansetzen muss.
    Liebe Grüße, Kathrin Nake
    https://www.psychotherapie-nake.de/therapie-sexualtherapie/

    • Simone

      Hallo,
      dazu hätte ich jetzt eine Frage.
      Mein Lebensgefährte und ich hatten ein tolles Sexualleben und eine innige Beziehung .
      Ich wurde Schwanger, ungeplant, mit Zwillingen . Eine Abtreibung stand im Raum, welche ich dann aber nicht durchführen konnte und wollte und somit entschieden wir uns für die Kinder. Seine Zweifel waren finanzieller Natur… nun denn … so mit dem Ja zur Schwangerschaft fing Er an, sich körperlich und sexuell von mir zu distanzieren, was nach einer Weile in mir Zweifel an der immer wieder beteuerten Liebe und Treue von ihm zu mir hervorbrachte. Ich habe anderweitig keine Gründe an ihm und unserer Zukunft zu zweifeln, aber, solch eine Bruder-Schwester-Bindung ist nichts für mich . Das habe ich ihm eigentlich deutlich mitgeteilt.
      Ich fühle mich einsam, ich hatte große Angst fest bei ihm einzuziehen und habe wieder große Skrupel und Angst , wenn Er über’s heiraten spricht, denn ich sehe auf diese Art und Weise keine Zukunft, obwohl ich so sehr verliebt in ihn bin und gerne diese seelische Verbindung zurück hätte, die ich mal zu ihm spürte.
      Mittlerweile sind unsere Zwillinge fast 4 Wochen alt und Er ist ein toller Papa.
      Was soll/kann ich machen? Woher kommt seine Distanz der Körperlichkeit zu mir, obwohl Er weiß, das es mir damit schlecht geht und ich Zweifel habe und obwohl Er mich angeblich so sehr liebt? Ich habe irgendwie das Gefühl/den Gedanken bekommen, Er wollte/will eine Trennung vermeiden, damit er nicht sein Haus verliert, da er dann für zwei Kinder unterhaltspflichtig wäre.
      MfG

      • Christian Thiel

        Wir können – und dürfen – hier natürlich keine Beratung machen. Das wäre auch nicht seriös. Denn dazu müsste ich Ihnen jetzt einige Dutzend Fragen stellen, um eine Ahnung zu bekommen, was bei Ihnen beiden passiert ist. Und das alleine hilft Ihnen ja auch nicht weiter. Was Sie brauchen und sich wünschen, das ist eine Veränderung der bestehenden Situation. Deshalb kann ich Ihnen nur zu einer Beratung raten. Sie finden Beraterinnen und Berater in Ihrer Nähe auf den Seiten von die-partnerschaftsberaten.de: https://www.die-partnerschaftsberater.de.
        Die Situation die Sie schildern – keine Lust auf Sex nachdem die Frau schwanger wird – ist kein wirklich seltenes Phänomen (kommt aber im Text oben so nicht vor). Ich kann Sie nur ermuntern: Suchen Sie sich eine versierte Paar- und Sexualberatung.
        Schöne Grüße aus Berlin
        Christian Thiel

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