Wir sind beide Ende 30, seit über zehn Jahren zusammen und haben inzwischen vier Kinder – Wunschkinder. Ich wollte gerne die Mutterrolle ausfüllen und mein Mann geht arbeiten. Inzwischen merke ich, wie sehr mir Zeit nur für uns fehlt und auch die Anerkennung von ihm. Freie Zeit füllt er mit Computerspielen aus. Für Gespräche mit mir ist er zu müde. Ich fühle mich erschöpft und weiß nicht mehr, wie ich unsere Partnerschaft erhalten kann. Sind Kinder das Ende der Liebe?

 

Zunächst einmal geht mein Lob an Sie. Sie schreiben mir. Sie wollen etwas tun, um Ihr Beziehung zu erhalten. Ihr Mann macht es nicht. So ist mein Alltag als Berater: Frauen sorgen sich um ihre Beziehung, ihre Ehe, ihre Familie. Männer hingegen lassen die Dinge treiben. Sie setzen sich vor den Computer und spielen. Viele kritisieren ihre Frauen sogar dafür, dass sie sich wegen der zunehmenden Entfremdung Sorgen machen. Und sie ansprechen.

Ich kann Sie nur ermuntern, bei Ihren Schwierigkeiten nicht locker zu lassen. Folgen Sie den Vorstellungen Ihres Mannes, der sich frustriert vor den Computer setzt um zu spielen, dann ist Ihre Ehe nach allem was ich davon verstehe nicht zu retten. Sie hält noch eine Weile. Und dann stirbt sie. Paare mit Kindern bleiben auch dann oft noch zusammen – angeblich den Kindern zuliebe.

 

Ist er auch noch Ihr Partner?

 

Sie werfen die Frage auf, ob die Kinder das Ende der partnerschaftlichen Liebe sind. Meine Antwort lautet: Möglicherweise. Frauen mit einem dringenden Kinderwunsch neigen heute dazu, all ihre Aufmerksamkeit und all ihre Liebe auf die Kinder zu konzentrieren. Sie haben „Wunschkinder“, wie Sie sagen. Gut möglich, dass bei diesem Wunsch, den Sie sich gleich vier Mal erfüllt haben, die Bedürfnisse und Wünsche Ihres Mannes irgendwann nicht mehr so wichtig waren. Er geht arbeiten, verdient das Geld. Aber ist er auch noch Ihr Partner?

Am stärksten zeigt sich diese Auflösung der Partnerschaft an zwei Dingen. Erstens reden Paare mit Kindern oft nur noch über die To-do-Liste. Aber nicht mehr darüber, wie es Ihnen geht. Studien kommen zu dem Schluss, dass junge Paare mit Kindern sich in der Woche gerade mal einige wenige Minuten dafür interessieren, welche Probleme den anderen beschäftigen, welche Sorgen er sich macht, kurz: welche Gefühle ihn beschäftigen. Das geht nach allem was wir aus der Forschung wissen nicht lange gut.

 

Eine Liebe lebt von der tagtägliche Zuwendung

 

Der zweite wichtige Gradmesser für die Qualität oder mangelnde Qualität einer Beziehung ist die Sexualität. Sie bindet uns aneinander – aber genau das tut sie bei vielen Paaren mit Kindern nicht mehr. Weil alles andere wichtiger ist. Jeder Event, jede Verabredung mit Freunden, Treffen mit der Familie. Alles ist wichtig – nur die körperliche Zuwendung nicht.

Beide Punkte greifen natürlich ineinander. Wer selten Sex hat, der redet zumeist nur sehr wenig über Gefühle. Ich hätte den Satz auch umgekehrt schreiben können: Wer wenig über Gefühle redet, der hat sehr oft auch wenig Sex. Nun kommt noch ein drittes Element hinzu: Mangelnde Anerkennung. Beide Partner, er wie sie, bekommen für die anstrengende Arbeit die sie leisten kaum je ein gutes Wort. Eine Liebe lebt von der tagtägliche Zuwendung. Von Anerkennung, Wertschätzung und Respekt. Das müssen wir ausdrücken. Tag für Tag.

Das waren drei Ideen, warum auch Ihre Beziehung möglicherweise schwierig und schwieriger geworden ist. Und es waren drei Möglichkeiten, wie Sie sie verbessern können. Mehr Anerkennung, mehr Gespräch darüber, wie Sie beide sich fühlen, mehr Sexualität. Wer Kinder hat, der hat weniger Zeit für all diese Dinge, zugegeben. Aber ich sehe auch viele Paare ganz ohne Kinder die sich in der gleichen Situation befinden wie Sie.

 

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