Mein Sohn ist nach der Scheidung bei seiner Mutter aufgewachsen, die ihn schrecklich verwöhnt hat, zusammen mit ihrer Mutter. Auch materiell wird er, unterdessen 40 Jahre alt, immer noch unterstützt. Arbeit hat er selten und beendet sie oft schon bald. Seit Jahren kommt nun schon seine Partnerin für ihn auf. Hat er Geld, dann gibt er es für seine Hobbys aus – Autos. Ich weiß nicht was ich tun kann, um ihn zu einem vernünftigeren Verhalten zu bewegen.
Das Leben das Ihre Sohn führt, ist für Sie schwer mit anzuschauen. Das ist gut zu verstehen. Trotzdem muss ich zu bedenken geben: Kinder leben Ihr eigenes Leben. Und sie leben es so, wie sie es für richtig halten. Ihr Sohn nimmt dabei keine Rücksicht auf seinen Vater. Das ist sein gutes Recht. Es ist sein Leben.
Was also können Sie tun? Zunächst einmal können Sie sich jeder Kritik an seinem Leben enthalten. Kritik an den eigenen Kindern hilft keinem weiter. Den Kindern nicht. Den Eltern nicht. Und es schadet dauerhaft dem Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern. Keine Kritik ist die wichtigste Regel für das Verhältnis von Eltern zu Ihren erwachsenen Kindern. Kinder dürfen ihre Eltern kritisieren. Eltern aber sollten sich jedes Wort der Kritik hundertmal überlegen. Weil es nichts nutzt – und nur schadet. Es gibt nur wenige Ausnahmen von dieser Regel.
Und wenn Sie schon einmal dabei sind, Ihren Sohn nicht mehr zu kritisieren, dann weiten Sie diesen „Nichtangriffspakt“ doch auch noch auf Ihre Ex-Frau und deren Mutter aus. Auch da hilft Kritik nicht – selbst wenn sie berechtigt sein sollte.
Ein Lob verleiht Flügel
Was können Sie noch tun? Mein zweiter Vorschlag: Sie könnten Ihren Sohn loben. Ich meine das ernst. Eltern machen oft den Fehler, dass sie zu sehr auf die Schwächen Ihrer Kinder schauen. Jeder Fehler wird bemerkt und ausgiebig kritisieren. Und das alles ohne jeden erkennbaren Nutzen und sehr vielen schädlichen Folgen. Kinder werden nicht mutiger, intelligenter, höflicher oder tüchtiger, wenn wir sie kritisieren. Sie werden stattdessen – schwieriger.
Wenn Eltern ihre Kinder aber loben für das was denen gut gelingt, dann stärken sie auf diese Weise das sinnvolle Verhalten. Auch der problematischste Sohn hat oft die eine oder andere Stärke. Er kann etwas gut. Er macht etwas gut. Was auch immer es ist – bemerken Sie es. Und äußern Sie Freude. Loben Sie ihn. „Ein Lob verleiht Flügel“, sagt ein bekannter Spruch. Gut möglich, dass Sie mit dem ein oder anderen Lob und dem ein oder anderen anerkennenden Wort dem zugegeben schwierigen Leben Ihres Sohnes mehr Aufwind geben können.
Ob es Ihnen auf diese Weise gelingt Ihren Sohn zu einem besseren Mitmenschen zu machen? Schwer zu sagen. Möglich ist es schon. Möglich ist aber auch, dass sich nichts ändert. Oder wenig.
Das waren jetzt zwei Vorschläge für einen anderen Umgang mit Ihrem Sohn. Eigentlich waren es sogar drei. Denn die wichtigste Regel stand schon zu Anfang: Bedenken Sie immer, dass Sie über Ihr eigenes Leben bestimmen können. Sie können sich Änderungen für Ihr Leben wünschen und sie können sie aktiv herbeiführen – Sie können das aber niemals für einen anderen Menschen tun. Schon gar nicht, wenn es Ihr eigenes Kind ist.
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