Wir (35/37) führen seit einem Jahr eine Wochenendbeziehung weil es auch wegen der Kinder schwierig ist, einen gemeinsamen Lebensmittelpunkt zu finden. Wenn ich an den Wochenenden mit meinem Sohn bei meinem Partner war, beklagt er sich oft hinterher über die Unordnung, die ich seiner Meinung nach hinterlassen habe. Es hagelt Kritik. Dabei ist er selber kein sehr ordentlicher Mensch. Es sind meine Sachen die ihn stören. So kann ich mir ein dauerhaftes Zusammenleben mit ihm immer schwerer vorstellen.

              

Ich sage es ganz offen: Ich kann mir auch kein Zusammenleben für Sie beide vorstellen. Krokodile küsst man nicht, hieß mal ein Buch über wütende und über kritische Partner. So ergeht es im Moment auch ihnen. Kübel an Kritik sind alles andere als eine Einladung.

Vielleicht hilft Ihnen ja die Geschichte von Sabrina weiter. Sie findet heute, nach der Abreise von Jürgen eine Unterhose von ihm neben ihrem Bett. Die beiden sind ebenfalls ein Wochenendpaar. Sabrina hebt die Unterhose auf und trägt sie ins Bad. Nein, sie explodiert nicht. Sie wirft seine Unterhose in den Wäschekorb und denkt voller Wärme: Jürgen war da! Ist es nicht eine Freude, dass sie Jürgen hat? Sie wird die Unterhose waschen, auf die Wäscheleine hängen, liebevoll falten und dann wieder in das Fach im Schrank räumen, in dem ein paar Sachen von Jürgen untergebracht sind.

Heftige Kritik an ihrem Chaos

 

Szenenwechsel. Eine Woche später. Jürgen hat das Wochenende mit Sabrina hinter sich. Sie hat ihren Hund ins Auto gepackt – und ist gefahren. Nun hat Jürgen sein Smartphone in der Hand und fotografiert alle Hinterlassenschaften von Sabrina in seinem Haus. Im Bad steht ein Glas. Klick. Im Flur liegen Gummibälle von ihrem Hund. Klick. Zwei Tassen im Schlafzimmer. Klick. Und die Hundehaare! Klick. Klick. Klick. Und dann schickt er all die Fotos mit einigen abfällige Bemerkungen über das Chaos in dem sie sein Haus hinterlassen hat an Sabrina.

Die beiden werden in der Folge den heftigsten Streit ihrer Partnerschaft erleben. Kritik macht alle Menschen schwierig. Auch Sabrina. Drei Wochen lang lässt sie sich nicht mehr bei Jürgen blicken und will ihn auch nicht besuchen. Beinahe hätte sie das Fach mit den Wechselsachen geleert und alles in der Mülltonne entsorgt, so wütend war sie. Doch dann siegte die Traurigkeit über den Streit mit ihm – und sie wollte Jürgen doch wieder sehen. Trotz der heftigen Kritik an ihrem „Chaos“.

Krokodile küsst man nicht

 

So ähnlich wie bei Sabrina und Jürgen scheint es auch bei Ihnen beiden zu laufen. Kritik macht Menschen schwierig. Und sie macht Partnerschaften schwierig. Zudem führt sie dazu, dass Paare für ihre Probleme keinen Lösungen finden. Zum Beispiel für das ohnehin schon komplizierte Problem des Zusammenziehens. Krokodile küsst man nicht. Und man zieht auch nicht gerne mit ihnen zusammen.

Wir alle kritisieren viel zu viel. Ein Hinweis darauf was wir uns wünschen reicht in der Regel völlig aus. Ich bin mir nicht sicher, ob Sabrina eine kluge Entscheidung getroffen hat mit Ihrem Einlenken gegenüber Jürgen. Jürgen wird mit seinen Kritik-Anfällen nicht aufhören, nur weil Sabrina sich wieder mit ihm versöhnt hat.

Ist er ein leidenschaftliche Kritiker?

 

Möglicherweise liegt Ihr Fall ja ganz ähnlich und Sie haben sich in einen leidenschaftlichen Kritiker verliebt. Das steht Menschen ja leider nicht auf die Stirn geschrieben und in der ersten Zeit der Verliebtheit können auch Kritiker oft noch an sich halten. Sie befinden sich auf Wolke Sieben. Später dann ist es damit vorbei – und das Drama nimmt seinen Lauf.

Verwahren Sie sich bitte sehr deutlich gegen jede Kritik. Er darf sich mehr Ordnung wünschen – ja. Er darf vorschlagen, dass Sie gemeinsam aufräumen, bevor Sie fahren – ja. Aber große Mengen an Kritik nach Ihren Besuchen sind Gift für Ihre Liebe. Sie nimmt daran Schaden. Irreparablen Schaden.

 

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