Die Liebesblogger

Ich habe das Gefühl, dass er ein Seelenverwandter ist

Bei einem Flug habe ich einen Kollegen aus einem anderen Unternehmen kennengelernt. Wir haben uns länger miteinander  unterhalten, wobei es schnell auch um Privates ging. Ich habe das Gefühl, dass er ein „Seelenverwandter“ ist. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten. Der Haken: Er ist verheiratet und hat Familie. Wir haben uns jetzt ein paar Mal privat getroffen, um etwas trinken zu gehen. Moralisch gesehen ist es einerseits klar, dass ich nicht die Ehe eines anderen brechen will. Aber was, wenn dies Mr. Right für mich wäre?

 

So beginnen Affären. Ein verheirateter Mann flirtet mit einer netten Kollegin. Die Gespräche der beiden werden persönlicher, intimer. Man offenbart sich Dinge, die man noch nie jemandem erzählt hat. Man entdeckt Unmengen an Gemeinsamkeiten, bekommt nicht nur ein offenes Ohr, sondern ein offenes Herz noch dazu. Und am Ende landen beide im Bett. Weil die Intimität im Gespräch oft eine Intimität im körperlichen Bereich nach sich zieht.

So weit, so gut. Die Frage ist allerdings: Was passiert dann? Dann befinden Sie sich in einer Affäre mit einem verheirateten Mann – und nicht in einer Partnerschaft mit einem Seelengefährten, wie Sie zu hoffen scheinen. Eine Geliebte zu sein, dass ist für einige Wochen und Monate ganz gut auszuhalten. In dieser Zeit hat die Geliebte immer noch große Hoffnungen, das er sich trennen wird.

 

Immer ist er nicht da, wenn Sie ihn gerade dringend brauchen

 

Doch genau das passiert in der Regel nicht. Nur aus 3 Prozent aller Affären wird überhaupt jemals eine Partnerschaft. Er kann sich nicht zu einer Trennung von seiner Frau und seinen Kindern entschließen – einerlei wie alt die schon sind. Die Versprechungen es zu tun, werden von mal zu mal schaler und unglaubwürdiger. Zudem: Immer ist er nicht da, wenn Sie ihn gerade dringend brauchen.

Innerhalb des ersten Jahres nach Beginn einer Affäre werden die meisten wieder beendet. Am besten geht es danach dem verheirateten Mann mit den zwei Kindern. Am schlechtesten aber geht es der Geliebten. Sie ist alleine. Und sie leidet nach dem Scheitern der Affäre unter dem nagenden Gefühl, dass sie nicht gut war, um ihn an sich zu binden. Warum also sollte ich Ihnen zu diesem Weg raten? Ich kann das nicht tun – weil er Ihnen schadet.

 

„Klär bitte deine Verhältnisse“

 

Partnerschaften die auf Untreue aufgebaut werden, sind nicht nur selten, es ist leider auch die für eine Trennung anfälligste Form einer Partnerschaft. Das ist verständlich. Vertrauen ist hier ein rares Gut.

Wenn Sie ihn als Partner wollen, dann ist für mich klar, was Sie tun sollten: Sie sollten das Heft des Handelns in die Hand nehmen und den Flirt mit einer klaren Ansage beenden: „Klär bitte deine Verhältnisse.“ So haben Sie immerhin eine Chance, dass er genau das tut und ihnen möglicherweise als Single wiederbegegnet.

Gut möglich, dass Sie ihn gar nicht mehr so spannend finden, wenn er erst einmal zu haben ist. Auch das habe ich in der Beratung schon erlebt. Der Kollege hat Sie in dem Fall also nur daran erinnert, dass es in Ihrem abwechslungsreichen Leben eine ungelöste Aufgabe gibt – die Liebe. Ihre Aufgabe ist es, einen Mann zu finden, der die Qualitäten dieses Mannes hat – der gleichzeitig aber auch zu haben ist, also Single. Stellen Sie sich dieser Aufgabe. Der derzeitige Flirt mit dem Kollegen lenkt Sie möglicherweise nur davon ab.

 

Jeder Mann hat auch seine Nachteile

 

„Seelenverwandtschaft“ klingt so gut, ist aber in meinen Augen fiktiv. Das hieße ja, dass es nur diesen einen Menschen gibt, der zu uns passt. Das klingt nach der rosaroten Brille der Verliebtheit – und die hält bekanntlich nicht lange an. „Vor der Ehe Augen offen – in der Ehe Augen halb geschlossen“, sagt ein arabisches Sprichwort. Viele Menschen machen es genau anders herum.

In einer längeren Beziehung ist dann von den vielen Übereinstimmungen kaum noch etwas zu spüren und wir müssen uns immer wieder neu auf den anderen einstellen. Und er sich auf uns – wenn wir denn zusammenbleiben wollen. Es gibt nicht nur einen Mr. Right. Es gibt viele. Und keiner von ihnen passt perfekt. Von wegen Seelenverwandter! Die Wahrheit ist: Jeder Mann auf den Sie treffen hat auch seine Nachteile, hat Eigenheiten und mit ziemlicher Sicherheit sogar ausgesprochen problematische Seiten. Die Kunst der erfolgreichen Partnersuche besteht so gesehen darin, einen Menschen zu finden, dessen problematischen Seiten ganz gut zu uns passen. Weil wir gut mit ihnen umgehen können.

Werden Sie bitte realistisch in Sachen Liebe. Und werden Sie es bald. Sonst werden Sie noch das ein oder andere Mal in Flugzeugen auf nette Kollegen aus anderen Unternehmen treffen und sich anschließend in unklare Liebesverhältnisse verheddern.

 

Der Online-Workshop

Im Januar startet wieder der Online-Workshop „Wer passt zu mir?“ Er ist der ideale Einstieg in das Thema Partnersuche für alle die denken, sie sollten mal genauer hinschauen, wen sie in der Vergangenheit gewählt haben. Und wer in der Zukunft vielleicht besser passt.

Online-Workshop: „Wer passt zu mir? Wie Sie den Partner finden, der wirklich zu Ihnen passt.“

Vom 27. Januar bis zum 31. März. Sie erhalten jede Woche eine Mail mit dem Studienbrief der Woche und mit den Zuschriften die mich erreicht haben – zusammen mit den Antworten.

Kosten: 80 €

Anmeldung: post@singleberater.de

Mehr Informationen zu diesem  Workshop und zum Thema „Wer passt zu mir?“ gibt es in diesem Video:

 

 

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5 Kommentare

  1. Vivi

    Ich kann das bestätigen, Vorsicht vor „Seelenverwandten“! Manche Menschen sind einfach nur sehr gut darin, einem attraktiven Gegenüber nach dem Mund zu reden. Es gibt für Männer sogar Bücher und Kurse, in denen sie lernen können, wie sie einer Frau (und zwar „jeder“ Frau, unabhängig davon, ob es echte Gemeinsamkeiten gibt) das tolle Gefühl vermitteln können, dass sie etwas gaaanz besonderes sei. Einfach nur als Mittel zum Zweck, um sie für sich gewinnen zu können, Selbstbestätigung und Sex zu ergaunern.

    • Christian Thiel

      Spannend. Von diesen Kursen habe ich noch gar nicht gehört.
      Verheiratete Männer mit zwei Kindern sind oft besonders gut in der Disziplin „vermittele ihr echtes Interesse“. Wenn sie das bei ihrer Ehefrau anwenden würden, dann wäre manches einfacher. Eine der wichtigsten Methoden hierfür lautet: Neugier. Und die zeigt sich, indem wir Fragen stellen. Und Nachfragen. Und nicht von uns selber reden.

  2. Andreas N.

    Ich kann hier nur den Psychologen und Paartherapeuten Christian Hemschemeier zitieren, der sagt: „Keine Beziehung fühlt sich zu Beginn so richtig an, wie die falsche!“. Er meint damit, dass wenn liebessüchtige Anteile im Spiel sind, was sich hier an der romantisierenden Vorstellung des Seelenverwandten zeigt, diese Liebessucht durch den Thrill der Affäre bedient wird. Diese ist aber nicht ehrlich und von Dauer und wird damit toxisch. Gesunde Beziehungen fühlen sich dahingehend zu Beginn langweiliger und ruhiger an, wachsen aber beständig mit der Zeit und werden verbindlich und tief!

  3. Christina

    Wie schaut es aus im umgedrehten Fall? Ich habe in einem Verein einen Mann kennengelernt. Wir haben uns zunächst zum gemeinsamen Sport getroffen. Erst waren die Gespräche eher zäh und oberflächlich, später angenehm freundschaftlich. Irgendwann hat er begonnen mit mir zu Flirten. Ich war leicht davon zu beeindrucken, da es in der Ehe nicht so gut lief. (In seiner auch nicht). Wir haben uns darauf verständigt, dass wir eine Affäre haben wollen, zu der es nie kam. Er ging für einige Zeit ins Ausland. Unsere Freundschaft blieb erhalten via WhatsApp und Telefon. In dieser Zeit habe ich „Die Sache mit der Liebe“ entdeckt und begonnen, viel für meine Ehe zu tun. Inzwischen ist der Vereinskollege wieder da und wir haben eine tiefe und schöne Freundschaft. Das Affärenthema kam nur am Rand noch einmal auf. Kann es wirklich Freundschaft werden, oder steht der Sex (der nie stattgefunden hat) zwischen uns?

    • Christian Thiel

      Solange die „tiefe und schöne Freundschaft“ tiefer und schöner ist als die mit Ihrem Mann, ist der Mann aus dem Verein eine echte Gefahr für die Ehe.
      Zudem denke ich, dass Männer und Frauen nur gut befreundet sein können, wenn es kein erotisches Interesse von einer oder beiden Seiten gibt. Ich wäre in dem Fall also vorsichtig.

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