Wir sind 85 Jahre alt und seit 40 Jahre in zweiter Ehe verheiratet und wollen unseren Kindern aus erster Ehe ein Geldgeschenk zu kommen lassen. Ich habe drei Kinder, will aber aus persönlichen Gründen nur zwei beschenken. Mein Mann hat zwei Kinder, von denen nur eines etwas bekommen soll. Nun gibt es Streit. Ich möchte, dass jedes Kind die gleiche Geldsumme bekommt. Mein Mann möchte, dass sein Kind die gleiche Summe bekommt, wie meine beiden. Das gefällt mir nicht.

 

Mir gefällt der ganze Plan nicht. Und das gleich aus fünf Gründen aber vielleicht irre ich an dem Punkt – und es sind in Wahrheit doch eher fünfzig Gründe.

Zunächst einmal ist ein Plan der zu Streit in der Ehe führt ein schlechter Plan – auch wenn Sie beide nun schon jenseits der 80 sind. Das wichtigste für Sie beide ist ein gutes Miteinander. Das Einvernehmen zwischen Ihnen beiden ist also einer der höchsten Werte. Der Plan eines Geldgeschenkes an die Kinder hat das Einvernehmen in Ihrer Ehe nun wirklich nicht gefördert. Sie liegen stattdessen über Kreuz.

Sie beide haben unterschiedliche Gerechtigkeitsvorstellungen. Da die Kinder aus erster Ehe sind, möchte Ihr Partner eine Form der Gerechtigkeit, bei der jede Seite gleich viel bekommt. Sein Kinder – Ihre Kinder. Sie wollen eine andere Form der Gerechtigkeit. Alle Kinder sind gleich viel wert – und sollen gleich viel bekommen.

 

Einige Kinder sind mehr wert als andere

 

Der Plan eines Geldgeschenkes an die Kinder hat allerdings nicht nur das Einvernehmen in Ihrer Ehe bislang nicht fördern können. Er kann auch noch ganz andere negative Folgen nach sich ziehen. Ich kann nicht erkennen, wie Sie etwas Gutes erreichen können, wenn auf jeder Seite nur ein Teil der Kinder eine Zuwendung bekommt. Das zu tun gehört mit zu den tiefsten Kränkungen, die sie erwachsenen Kindern zufügen können. Einige von ihnen sind mehr wert als andere.

Sie haben also aufgrund des Plans eines Geldgeschenkes nicht nur einen Streit in der Ehe, sondern stehen auch noch kurz davor, zwei der fünf Kinder zutiefst zu kränken mit Folgen, die weit über ihren Tod hinausreichen können. Wollen Sie das wirklich? Ich kann Ihnen nur raten: Tun Sie das nicht. Was auch immer mit den Kindern vorgefallen ist, die nun – ganz demonstrativ – nicht bedacht werden sollen, Kinder sollten bei jeder Form des Vererbens gleich behandelt werden. Und was sie planen, ist so eine Form. Sie wird auch „geben mit warmer Hand“ genannt.

Sodann frage ich mich: Wozu soll der ganze Plan des Verschenkens eigentlich gut sein? Wenn Ihre Kinder gut geraten sind, dann verdienen sie ihr eigenes Geld. Vielleicht sogar mehr als Sie beide. Zudem kommen die möglicherweise kostenreichen Jahre in denen Sie vielleicht auch mal professionelle Pflege brauchen noch auf Sie zu.

Denken Sie bitte in Ruhe über diese Fragen nach. Sie dürfen „mit warmer Hand geben“. Wenn das Herz dabei für zwei Ihrer Kinder kalt bleibt, dann sollten Sie den Plan verwerfen.

 

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