Ich (27) bin 27 Jahre seit gut 3 Jahren mit meinem Verlobten (29) zusammen. Unsere Hochzeit findet noch in diesem Jahr statt. Aber das Sexthema beschäftigt uns als Paar schon seit Anbeginn der Beziehung. Als ich meinen Verlobten kennengelernt habe, war ich Hals über Kopf in ihn verliebt und wollte diese Liebe auch körperlich ausleben. Er war da anders. In den ersten beiden Beziehungsmonaten war es noch so, dass er ab und zu den Sex einleitete, aber dies hörte danach auf. Ab da an musste immer ich auf ihn zukommen. Ich musste ihn regelrecht davon überzeugen mich anzufassen. Er hat mir immer zugesichert dass es nicht an mir liege. Immer wieder, wenn er angetrunken ist, weint er und sagt dass es ihm leid tue, für diese Situation. Erst als ich vor kurzem wieder so genervt war und geweint habe, hat er mir versprochen zum Arzt zu gehen um seine Hormone zu checken und eine Therapie zu beginnen. Die Hormone sind normal und er war nun das zweite mal bei einem Therapeuten. Ich habe versucht ihm gegenüber so verständnisvoll zu sein, habe ihm Zeit gegeben, aber er hat sich erst jetzt Hilfe geholt. Ich werde natürlich noch zuwarten, aber ich werde diesen Mann heiraten und ich weiß nicht, ob ich noch lang durchhalte. Selbst wenn wir Sex haben, gibt es kein Vorspiel und es ist ein kurzes Gehämmere was mich nicht zum Höhepunkt bringt. Danach fühle ich mich so schlecht, dass ich manchmal sogar weine, während er schläft.
Zunächst einmal stellt mich schon Ihre Frage vor ein Verständnisproblem: Warum wollen Sie unbedingt einen Mann heiraten, der Sie nicht einmal begehrt? Sie sagen selber, dass das „unerträglich“ für Sie ist. Trotzdem ziehen Sie nicht die Reißleine und setzen stattdessen den Termin für die Hochzeit fest. Und dann schauen Sie, wie sich sein mangelndes Interesse an Sex mit Ihnen verändern lässt. Es gibt heute nahezu nichts, wofür Frauen nicht zuständig sind. In Ihrem Fall sogar seine Libido. Hat er keine (oder zumindest bei Ihnen keine), dann ist das für Sie nicht der klare Hinweis, dass es der falsche Mann für Sie ist. Es ist vielmehr der klare Hinweis, dass Sie sich mehr anstrengen müssen. Sie müssen ihn verändern, auf ihn einreden, zu einer Therapie bewegen und so weiter und so fort.
Klingt anstrengend? Ist es auch, das ist an Ihren Zeilen klar zu sehen. Ich weiß ja nicht. Einen Mann kann man doch nicht zum Jagen tragen.
Männer fühlen sich ihren Partnerinnen manchmal schlicht unterlegen
Es gibt grob gesprochen drei mögliche Antworten auf die Frage, warum er nicht will. Die erste lautet: Sie sind einfach nicht sein Typ. Ihm ist das nicht wirklich bewusst, sonst hätte er sicherlich mal was gesagt. Er spürt nur, dass er sich nicht erotisch zu Ihnen hingezogen fühlt. Und das war es dann auch schon. Um sein mangelndes Interesse sich selber und Ihnen nicht eingestehen zu müssen, erfindet er dann die Idee mit dem Hormonmangel. Manche Männer behaupten dann auch, sie brauchen den Sex nicht.
Zweite Variante: Männer fühlen sich ihren Partnerinnen manchmal schlicht unterlegen. Oft sind sie es in der Tat auch. Die Frau verdient mehr als er oder sie hat die höhere berufliche Position. Und schon lässt das erotische Begehren des Mannes nach. Ich weiß, das ist jetzt keine ‚korrekte’ Erklärung für Ihr Problem. Unsere Kultur behauptet von sich, dass wir alle sehr emanzipiert sind und dass es einem Mann nichts ausmacht, wenn seine Frau beruflich erfolgreicher ist. Macht es aber. Und er reagiert – mit Abwehr. Ich habe schon Frauen in der Beratung gehabt, deren Ex-Partner über 50 Euro mehr Nettoeinkommen bei ihr sauer waren. Zugegeben haben diese Männer das nicht. Man sieht es allerdings gut an ihren späteren Handlungen, zum Beispiel wenn er als nächstes eine Frau wählt, die nur halb soviel verdient wie er.
Nicht nur beim Einkommen konkurrieren Männer. Sie tun das auch beim Status, bei der Höhe des Bildungsabschlusses (sie hat studiert er nicht) und selbst bei der Zahl der Follower auf Instagram (sie hat 500.000 Follower – er 87.000). Und schon erlahmt sein erotisches Interesse an ihr.
Warum wollen Sie diesen Mann unbedingt heiraten?
Jetzt kommt die dritte Möglichkeit und sie ist bei jungen Männern die in ihren 20er Jahren sind heute die am meisten verbreitete. Sie lautet: Pornokonsum. Diese Männer haben keine oder kaum Erfahrungen mit realer Sexualität. Sie haben aber eine hohe Zahl an Pornos geschaut und von ihnen ihr Bild von der Sexualität prägen lassen. Mit realer Sexualität kommen sie dann nicht zurecht. Ihr Penis ist kleiner als der der Pornodarsteller. Sie halten nicht so lange durch. Die Pornografie setzt sie unter Leistungsdruck. Dieser Druck macht reale Sexualität für Männer dann schwer.
Aus Ihren Zeilen geht ziemlich klar hervor, dass der Sex, kommt es doch mal dazu, ziemlich schlecht ist. Auch das spricht dafür, dass er sein Wissen über Sex aus Pornos bezogen hat. Es interessiert ihn nicht einmal, was Sie sich wünschen. Das ist – traurig. Sehr traurig. Was mich nur wieder zu meiner Eingangsfrage führt: Warum wollen Sie diesen Mann unbedingt heiraten? Für mich klingt es so, als hätten Sie in Ihrer Herkunfsfamilie gelernt, dass Ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht wichtig sind. Ich muss Ihnen da widersprechen, schon gar wenn Sie heiraten und Kinder bekommen wollen. Eine Ehe ist nicht glücklich und stabil, wenn die Frau so unglücklich ist wie Sie.
Ich muss Sie also warnen. Jetzt liegen Sie nach dem Sex unglücklich im Bett und weinen. Weil der Sex schrecklich lieblos ist. Haben Sie Kindern mit ihm, dann wird sich Ihr Unglück deutlich vergrößern. Nächtliches Weinen gehört dann möglicherweise zu ihren kleineren Problemen.
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Seh ich genauso .
Nächtliches Weinen und Heiraten. Das paßt überhaupt nicht zusammen.
Es tut mir wirklich leid aber ich gebe dem Artikel recht. Was ich tun würde: Ein ganz ehrliches offenes Gespräch führen wie es mir aktuell geht und auch alles ansprechen, Pornokonsum, nicht sein Typ etc. Glücklich werden ist doch die Devise und das wirst du definitiv nicht.
Wie immer sehr gute Einordnung der Situation. Sehe ich genauso, leider ist man manchmal so gefangen in der Situation. Der Podcast und auch die Beiträge hier sind so hilfreich für die eigene Entwicklung einer erfüllten Beziehung. Danke dafür.
Ich hab mich auch gefragt warum will sie einen Mann heiraten von dem sie nicht bekommt was sie will? Da muss doch eine Überzeugung dahinter stecken, ich würde empfehlen mir da Unterstützung zu suchen um diese aufzulösen.
Was ist der Gewinn davon mit diesem Mann zusammen zu sein? So gibt es doch keine Nähe, hat die Betroffene selbst ein Thema mit einlassen/ Nähe abwehren? .Was will sie vermeiden? Nicht allein zu sein?
Sie will ja offensichtlich auf biegen und brechen auf sich weiter unglücklich fühlen zusteuern. Wozu?
Ich hoffe bloß, dass sie keiner Kultur oder Religion angehört, wo eine Frau nicht frei ist in der Partner Wahl. Ich wundere mich auch sehr, warum sie ihn definitiv heiraten wird.
Sie lebt das Leben irgendeines anderen, aber nicht ihr eigenes, wenn sie so sehr gegen ihre Grundbedürfnisse vorgehen muss.
Warum geht der Mann allein in Therapie? Warum gehen sie nicht als Paar?
Danke für den wirklich tollen Artikel! Es kann wirklich frustrierend sein, wenn der Partner kein Interesse mehr an Sex hat. Aus meiner Erfahrung hilft es immer, offen über die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu sprechen. Wenn eine Beziehung ein solches Gespräch nicht zulässt, ist grundsätzlich etwas sehr faul. Zwei Artikel, die ich zu diesem Thema empfehlen kann, sind: https://datingleben.de/die-funf-beziehungsphasen-bleiben-oder-gehen/ und https://wellness.doktorabc.com/de/fur-ihn/gemeinsam-gegen-erektile-dysfunktion-wie-frauen-die-beziehung-staerken-koennen?consent=111. Beide bieten wirklich wertvolle Tipps.