Die Liebesblogger

Was ist eigentlich phubbing?

Meist stehe ich morgens eher auf als mein Mann und habe dann auch schon Kaffee getrunken wenn er aufsteht. Ich setze mich aber gerne zu ihm, wenn er frühstückt, weil ich weiß, dass er das mag. In letzter Zeit ist er dann mehr mit seinem Handy und mit Nachrichten beschäftigt, was mich ärgert. So gehen wir dann oft früh in schlechter Stimmung auseinander.

 

Das was Sie erleben nennt sich phubbing. Das geht zum Beispiel auch so: Im Park läuft eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn zum Spielplatz. Der Sohn möchte der Mutter etwas erzählen. Die Mutter hört ihm nicht zu. Das Smartphone ist viel wichtiger als ihr Sohn. Phubbing!

Für den Fall, dass Sie noch nie von phubbing gehört haben – das liegt an den Medien, die über eher seltene Phänomene wie Ghosting oder Polyamorie ausgesprochen gerne berichten, über das sehr verbreitete phubbing aber leider nicht. Irgendwie haben wir uns an phubbing gewöhnt – und das liegt am Smartphone.

 

Sie werden ignoriert – und das fühlt sich nicht gut an

 

Phubbing ist ein englisches Kunstwort, das aus den Worten phone und snubbingzusammengesetzt wurde. Phone, das ist das Smartphone. Und snubbing bedeutet, jemanden vor den Kopf zu stoßen bzw. ihn zu brüskieren. Im Klartext: Das Smartphone ist wichtiger – und der Mensch der uns gegenüber sitzt ist unwichtig. Er wird brüskiert – und damit muss er jetzt umgehen. Ihnen fällt es erkennbar schwer, wenn Ihr Mann sein Smartphone wichtiger findet als das Gespräch mit Ihnen. Ich kann Sie gut verstehen.

Vielleicht wäre es angebracht, für phubbing ein deutsches Wort zu finden. Man könnte es in ignorieren umbenennen, denn genau das ist es ja. Der Smartphonebesitzer bzw. die Smartphonebesitzerin befindet sich in einer Art Paralleluniversum – und ignoriert die Menschen, die ihn (die sie) gerade umgeben. Und dann sagt er auch noch: Ach, hab dich nicht so! Sie werden also ignoriert – und anschließend nicht ernst genommen. Autsch.

 

 

Phubbing gehört heute zu unserem Alltag – leider

 

Phubbing hat sich in den letzten Jahren als Verhaltensweise in unserer Gesellschaft etabliert. Es ist alltäglich geworden. Schuld daran ist ganz ohne jeden Zweifel Steve Jobs, der sich bei der Präsentation des iPhone vor über zehn Jahren vor Begeisterung für den kleinen Mini-Computer mit Internetanschluss überschlug – aber den Menschen nicht erklärt hat, dass das Gerät so süchtig machen kann, dass wir anfangen uns unsozial gegenüber den gerade anwesenden Menschen zu benehmen.

Dabei schädigt das Smartphone und seine Nutzung heute Freundschaften, ruiniert Partnerschaften und stört das Verhältnis von Eltern und Kindern. Neulich habe ich das erste Mal von einem Paar gehört, dass sich morgens gar nicht mehr begrüßt. Kein „Guten Morgen mein Schatz!“. Kein Kuss. Keine Umarmung. Beide kommen vielmehr aus ihren Schlafzimmern, haben das Smartphone in der Hand und beginnen, kaum dass sie am Tisch sitzen damit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die wirklich wichtig sind. Und das ist in Ihren Augen ganz eindeutig nicht der Partner oder die Partnerin.

Nun gibt es bei einem Smartphone ja keinen vernünftigen Grund, erst am Frühstückstisch draufzuschauen. Bereits der Weg in die Küche lässt sich ganz wunderbar nutzen, um schon mal das erste süße Katzenvideo zu schauen, dass die Arbeitskollegin auf Facebook gepostet hat. Oder um einen Blick auf die Aktienkurse zu werfen.

 

Smartphone aus!

 

Auch unterhalb der Schwelle des phubbing vermag das Smartphone die Aufmerksamkeit seines Besitzers (seiner Besitzern) abzulenken. Schon wenn es nur auf dem Tisch liegt, zieht es einen Teil der Aufmerksamkeit seines Besitzers ab, ergaben wissenschaftliche Studie. Es sind nur 5-10 Prozent der Aufmerksamkeit die da verschwinden, aber immerhin. Um dem Partner (der Partnerin) aufmerksam zuzuhören, sollte es in einem anderen Raum liegen. Und kein Geräusch machen.

Die Tage war ich bei einem Freund und seiner neuen Partnerin zu Besuch. Wir haben uns den ganzen Abend angeregt unterhalten. Nach Stunden haben dann beide kurz mal auf ihre Smartphones geschaut, die sie still im Flur liegen hatten. Es war ein angenehmer Abend. Ganz so wie früher. Ohne phubbing.

Sie sehen, die Regeln lauten: Kein Smartphone am Tisch. Das gilt übrigens für alle, auch für pubertierende Kinder. Und natürlich auch für Ehemänner, die sich freuen, dass Ihre Ehefrau sich beim Frühstück zu ihnen setzt.

 

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2 Kommentare

  1. Robin

    Hallo,

    das ist jetzt aber totaler Zufall dieser Beitrag. Erst gestern hatte ich wieder so eine Situation mit meinem Partner. Wir leben seit über 4 Jahre in einer Fernbeziehung und da ist es dieses Thema mehr und mehr geworden und in letzter Zeit verstärkt hoch gekommen.
    Allerdings ist es bei uns nicht das Smartphone, sondern eher der Fernseher.
    Z. B Frage ich ihn Abends (übers Smartphone), wie der Tag so war und alles in Ordnung ist. Entweder kommt erstmal keine Reaktion oder aber er sagt wie in dem Beispiel von gestern. „Alles gut, eben mal abschalten und Fernsehen“. Okay dachte ich mir, dann störe ich nicht und er wird sich sicher melden, sobald er fertig ist. Das Ende von Lied war, dass er sich gemeldet hat via Skype und während unserem Gespräch sich mehr aufs Fernsehen konzentriert hat und alles was ich erzählt habe, zweimal sagen musste. Am Ende habe ich ihn darauf angesprochen und es kam genau die Antwort: „Ach, mach doch keine Probleme, wo keine sind“. Es ist nicht einfach eine Person darauf hinzuweisen und diese Akzeptanz am Ende nicht erreichen zu können
    Schade eigentlich

    • Christian Thiel

      Puh. Das ist ja der Klassiker von früher, aus der Zeit vor dem Smartphone. Einer will Fernsehen – der andere will reden. Das Äußerste was er akzeptiert ist reden beim Fernsehen.
      Ich hätte da einen Lösungsvorschlag. Soll ich vielleicht mal eine Kolumne zu der Frage schreiben?

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