Die Liebesblogger

Das schwache Geschlecht

Ein männlicher Bekannter (36) von mir beklagt sich öfter mal, dass die Frauen bei Verabredungen nicht begeistert von ihm sind. Er ist seit zwei Jahren Single und hat sicherlich schon so etwa zwei Dutzend Körbe bekommen. Ich weiß dann meist nicht so recht, wie ich reagieren soll. Ich weiß auch nicht, was er verkehrt macht. Soll ich ihn bedauern?

 

Männer jammern gerne darüber, dass sie keine Frau abbekommen. Oder darüber, dass sie neulich schon wieder bei einem Date einen Korb einstecken mussten. Von bedauern halte ich in so einem Fall nicht viel. Selber Schuld, würde ich ihnen stattdessen gerne zurufen, aber das nutzt ja nichts, denn wie alle Kolumnen zur Liebe wird auch diese in erster Linie von Frauen gelesen. An den Männern hingegen geht sie, bis auf wenige Ausnahmen, vorbei. Ich kann also rufen so viel ich will. Die Kerle hören einfach nicht zu!

Das hat Folgen. Männer lernen in der Liebe nichts dazu, auch nicht, wenn sie älter werden. Frauen dagegen werden klüger. Für diese Sicht gibt es eine große Zahl an empirischen Beweisen, wissenschaftliche Studien also, die das Phänomen belegen. Ich liebe Wissenschaft. Männer leider nicht. Sie sind, nach allem was ich davon verstehe, in der Liebe weitgehend faktenresistent. Das ist bemerkenswert, denn immerhin schätzen Männer sich selber ja als ausgesprochen rational ein. Für die Liebe trifft ist dieses Selbstbild also ganz offensichtlich falsch.

 

Männer wollen Frauen gefallen – und das ist falsch

 

Jüngst ist eine weitere Studie dazugekommen, die von einer Partnerbörse in Auftrag gegeben wurde. Da ging es um die Frage, ob Männer es für richtig halten, bei einem Date der Frau die sie treffen unbedingt zu gefallen (schlechte Idee) – oder ob sie darauf setzen, sie selbst zu sein (viel besser). In den 20er Jahren des Menschen versuchen beide Geschlechter in hohem Maße zu gefallen. Bei Männern wie bei Frauen sind es in dieser Altersgruppe 38 bzw. 36 Prozent. Die Zahlen liegen in diesem Alter also noch sehr nahe beieinander.

Nach dem Wechsel in die Gruppe 30-plus aber wird vielen Frauen klar, dass das nichts bringt. Nur noch 23 Prozent von ihnen versuchen es jetzt damit, bei einem Date zu gefallen (Sie erinnern sich: schlechte Idee).

Und die Männer? Sie lernen leider, leider nichts dazu. Die Folge: Bei ihnen bleiben die Zahlen nahezu gleich. Das hat Konsequenzen, denn logischerweise ist es die Frau, die jetzt bei einem Date hinschaut, ob er auch passt. Und da es allzu oft nicht passt, bekommen die Männer die Körbe. Die könnten sie sich ganz leicht ersparen. Sie müssten (erstens) auch anfangen, bei einem Date authentischer zu sein. Und sie müssten (zweitens) ein Gefühl dafür entwickeln, ob eine Frau zu ihnen passt. Da sie diesen Job den Frauen überlassen, kassieren sie Korb um Korb. Und jammern am Ende, wie übel ihnen mitgespielt wird.

 

 

Ein Mann sollte froh sein, wenn eine Frau merkt, dass er nicht zu ihr passt

 

Dieses Gejammere darüber, dass keine Frau „Ja“ sagt und dass Frauen schlechterdings viel zu anspruchsvoll sind, ist in meinen Augen  ausgesprochen peinlich. Es ist zudem auch sehr kurzsichtig. Jeder Mann sollte froh sein, wenn eine Frau merkt, dass er nicht zu ihr passt. Wozu soll denn ein Flirt, eine Affäre oder ein Beziehungsversuch gut sein, wenn er doch zu nichts führt? Außer zu Liebeskummer natürlich – und mal ganz ehrlich: Brauchen wir das ernsthaft? Und: Braucht Ihr Bekannter das wirklich?

Zudem führen Flirts, Affären und Beziehungsversuche auch dazu, dass eine Menge Zeit vergeht. Erst die Zeit für den Versuch selber und dann auch noch die Zeit, die wir für die Erholung von dem gescheiterten Liebesabenteuer brauchen. Und auch da stellt sich die Frage die ich gerade schon einmal aufgeworfen habe wieder mit voller Wucht: Brauchen wir das wirklich? Und: Braucht Ihr Bekannter das ernsthaft?

Sie ahnen sicher, wie meine Antwort ausfällt. Frauen wie Männer haben in ihren 30er Jahren keine Zeit zu verlieren. Das gilt zumindest, wenn sie eine stabile Beziehung und möglicherweise auch Kinder wollen. Wer jetzt Zeit mit der Liebe vergeudet, für den ist der Zug in der Frage einer Familiengründung eines Tages abgefahren.

 

Die Richtige wird kommen

 

Erklären Sie es Ihrem Bekannten also bitte so: Frauen verkürzen mit ihren Ansprüchen das ganze Verfahren enorm. Und was bekommen sie dafür? Ein Lob vielleicht? Nein – sie bekommen Gejammere. Vorhaltungen. Vorwürfe. Und das ist – schwach.

Die einzigen die hier einen handfesten Grund zum Klagen haben, das sind in meinen Augen die Frauen. Sie sorgen dafür, dass aus unbeholfenen, unpassenden Dates kein längeres Liebesdrama wird – und wir Männer beklagen uns auch noch darüber. Unglaublich.

Ihr Bekannter sollte es in Zukunft also bitte mit Er-selbst-sein versuchen. Er sollte also in der vollen Überzeugung zu einer Verabredung gehen, dass die passende Frau ohnehin völlig begeistert von ihm sein wird. Dann sollte er der Frau die vor ihm sitzt allerdings auch die ein oder andere neugierige Frage stellen (richtig gute Idee) und darauf verzichten, die ganze Zeit nur von sich zu reden (ganz schlechte Idee).

Und dann wartet er ganz gelassen was passiert. Eines kann ich Ihnen jetzt schon voraussagen: Die Richtige wird kommen.

 

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Mehr lesen:

 

Zur Antwort auf die Frage „Warum neugierige Fragen bei Dates so wichtig sind“ geht es hier.

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5 Kommentare

  1. Stefanie Moch

    Dieser Beitrag frustriert mich schon. Bestätigt er doch die Erfahrungen, die ich beim Dating mache: zum einen, die mangelhafte Selbstkenntnis, Fehleinschätzung oder Überschätzung der Männer . Aber auch das viele Männer in ihrer Entwicklung, oder Reifung keine Fortschritte machen. Sich nicht selbst anschauen wollen, nicht dazu lernen… woran liegt das ? Und was bedeutet das für die Partnerschaft mit Männern um die 50? Akzeptiere ich es ? Lernen sie durch ihre Partnerin? Ich möchte eine Partnerschaft, aber die gereiften Männer sind selten, und so meine Ahnung, dich in funktionieren Partnerschafem, weil die ja wissen, wie es geht?!

    • Christian Thiel

      Ich sehe keinen Grund zu Pessimismus. Warum sollten die guten Männer alle vergeben sein? Und die problematischen sind auf dem Markt? So ist es bei Frauen ja auch nicht. Die problematischsten Frauen können eine Beziehung haben (meine Erfahrung).
      Es kommt wohl eher darauf an, den passenden Mann zu finden. Und der darf gerne schon mal den ein oder anderen klugen Gedanken über sein Gefühlsleben gefasst haben. Muss er aber nicht.
      Ja, in unserer Kultur übernimmt die Frau die Rolle derjenigen, die sich um die Gefühlswelt der Beteiligten wirklich kümmert. Ich bin dafür, das positiv zu sehen: Immerhin tut es einer! Wenn beide sich nicht darum sorgen, dann wird es richtig schwierig.
      Und für die Zukunft dürfen wir gerne dafür sorgen, dass sich beide Geschlechter in Sachen Liebe fortbilden. Kann ja nicht schaden – wo die Liebe so wichtig für uns ist.

      • Stefanie Moch

        Vielen Dank für Ihre positive Antwort! Ja, wirklich es gibt auch problematische Frauen mit Beziehung!! Also Augen auf! Und eine gute Wahl treffen und dem Mann auch Entwicklung zutrauen.
        Ich bleibe am Ball.

  2. Luca Heine

    Darf ich etwas fragen? Warum sind so viele Männer fest davon überzeugt dass Frauen „bad boys“, „harte Kerle“, „Arschlöcher“ usw. über alles lieben und versuchen sich als Karikature von Actionhelden zu benehmen? Diese „pick-up artists“ die bei vielen Männern beliebt sind raten im Gründe dass die Frau vor allem als eine Art Wild oder Objekt gesehen werden muss. Tut man das, so bekomme er Anerkennung von der Frau, die ja von Natur aus programmiert ist nur für männliche „Stärke“ zu schwärmen. Was Sie hier uns raten, so diese Leute, ist kein „Alpha“ sondern ein „Beta“ zu sein. Steckt einiges an Wahrheit hier? Man merkt in der Tat dass Männer die gut in der Rolle eines „macho“ oder „gamer“ auftreten kaum jemals Single sind. Auch wenn diese Ansichten nicht stimmen wo hat dieses Phänomen seinen Ursprung? Warum sind Websites die „how to game“ lehren zugegebemermaßen populärer als diese? (mindestens was männliche Leser betrifft)

    • Christian Thiel

      Spannende Frage, Luca. Zunächst einmal tendieren die meisten Menschen dazu, das für wahr zu halten, was gesellschaftlicher Konsens ist. Der sagt zum Beispiel: Die Frau ist das Wild und der Mann der Jäger. Das ist ein sehr modernes Liebesstereotyp, das aber interessanterweise in die Steinzeit verlegt wird. Männer erlegen Frauen mit der Keule – und ziehen sie dann an den Haaren in ihre Höhle. Mit der Realität von Partnersuche und Partnerwahl hat dieses Stereotyp nichts zu tun. Und doch gewöhnen wir uns an, die Realität durch die Brille dieser Annahme zu sehen. Männer die von Frauen angeflirtet werden nehmen das nicht einmal bewusst wahr. Sie registrieren nur, dass sie es waren, die (nach den auffordernden Blicken) die Frau angesprochen haben. Sie haben (in ihren Augen) den ersten Schritt gemacht. Dabei war es die Frau.
      Nun zum Kern Ihrer Frage. Warum greifen Männer zu Liebesstereotypen? Das hat zwei Gründe. Der erste: Sie wissen nichts über die Liebe (und über Gefühle). Wer wenig weiß (Warum geht jeden Tag die Sonne im Osten auf und im Westen unter?), der greift zu Mythen (Die Götter fahren sie mit einem Sonnenwagen über den Himmel). So war es schon immer und so ist es noch heute. Auch wenn niemand mehr an den Sonnenwagen glaubt – an den Mann als Jäger glauben aber immer noch viele.
      Grund Nummer zwei: Wer unsicher ist, der greift besonders gerne zu Liebesmythen. Männer suchen bei Seiten wie „how to game“ also Sicherheit. Gesellschaftliche Stereotype bieten diese Sicherheit. Scheinbar. Langfristig hilft das alles nichts viel. Wer eine langjährig stabile Partnerschaft will, der muss die passende Frau finden. Nicht irgend eine. Und das ist deutlich komplizierter.

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