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Ich fühle mich erotisch zu einem Freund hingezogen

Ich bin 42, verheiratet, habe 3 Kinder und lebe in einer glücklichen Ehe. Trotzdem fällt mir immer wieder auf, dass ich vieles nicht so gut mit meinem Mann besprechen kann, sondern viel besser mit meinem guten Freud. In den langen Gesprächen fühlen wir uns sehr zueinander hingezogen, auch erotisch, wollen unsere Familien aber nicht verlassen. Den Kontakt aber genießen wir beide sehr. Auch ein Arbeitskollege schickt mir immer wieder sehr bewundernde SMS. Ich kann da nicht gut „Stop“ sagen. Aber muss ich das überhaupt? Irgendwie tut es ja doch dem Ego gut.

 

Eine Ehe bleibt nicht von sich aus glücklich. Das gute Einvernehmen muss immer wieder hergestellt werden. Tag für Tag. Wenn ein anderer Mann Ihnen wichtiger ist als Ihr eigener, dann steuern Sie auf schwierige Zeiten zu. Das gleiche gilt allerdings auch, wenn eine andere Frau und die Gespräche mit ihr Ihnen wichtiger sind als Ihr Mann. Auch das ist letztendlich eine Untreuesituation. Und kann Ihre Ehe gefährden.

Um eines klarzustellen: Der eigene Mann muss für eine Frau nicht der einzige wichtige Gesprächspartner sein. Im Gegenteil. Gute Freundschaften stärken eine Ehe. Es kommt allerdings auf zwei Dinge an. Erstens sollten gute Gespräche mit einem männlichen Freund nicht mit einer erotischen Anziehung einhergehen. Das scheint bei Ihnen aber der Fall zu sein. Ich rate ab.

Zweitens. Wenn der Freund im Gespräch stets und immer der bessere Gesprächspartner ist, dann werden sie anfangen Ihre beiden Männer zu vergleichen. Und bei diesem Vergleich schneidet der Mann an Ihrer Seite schlechter ab, als der Freund, der Sie begehrt. Wie lange Sie beide dann noch das Begehren zurückstellen (Ihrer Ehe zuliebe) – das ist die spannende Frage.

Nach meiner Erfahrung in der Beratung hat Untreue in der Regel einen Vorlauf von 3-9 Monaten. So lange verstehen sich die späteren Untreuen nur als gute Freunde. Allerdings wächst die Vertrautheit von Gespräch zu Gespräch. Und die Distanz zum eigenen Partner wächst. Die Untreue entfaltet sich also gleichsam wie in Zeitlupe – ohne dass die beiden das so erkennen. Ich rate noch einmal ab.

Möglicherweise ist es für Sie sehr schwer zu erfassen, dass Sie mit der Ehe unzufrieden sind und womit Sie unzufrieden sind. Das geht vielen Menschen so. Ihr Verhalten, auch die SMS von dem Arbeitskollegen die Sie so sehr genießen, sprechen in meinen Augen eine deutliche  Sprache. Sie sollten sich jeden Tag auf SMS von Ihrem Mann freuen. Sie sollten sich auf Gespräche mit ihm freuen. Dann ist Ihre Ehe wirklich stabil und glücklich. Das ist im Moment leider nicht der Fall. Ich würde Ihnen raten, das zu ändern. Sorgen Sie dafür, dass er die Nummer eins ist.

 

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13 Kommentare

  1. Claudi17

    Dieser Artikel enthält wenig hilfreiche Tipps, wie man aus dieser Situation kommt. Der Verstand sagt zu dieser Zuneigung klar nein, aber davon verschwindet das Gefühl für den anderen Mann nicht. Vielleicht haben Sie da noch praktische Strategien als Empfehlung?

    • Christian Thiel

      Stellen Sie sich Ihrer Unzufriedenheit mit der Ehe. Schauen Sie, was Sie ändern wollen. Das ist das allerwichtigste. Habe ich das nicht geschrieben?
      Werten Sie Ihre Gefühle als das was sie sind: Ein Alarmsignal. Sie brachen mehr von Ihrem Mann.
      Die einfachste Variante um den anderen Mann aus dem Kopf zu bekommen ist vermutlich eine Auszeit. Sie sehen ihn einfach für ein paar Wochen oder Monate nicht.

      • Claudi17

        Diese Auszeit wird in der Literatur oft als Mittel der Wahl propagiert. Ich habe es probiert. Aus eigenem Erleben ist sie jedoch wenig nachhaltig. Nach der ersten Zeit mit einer Art Entzugserscheinungen wurde die Anziehungskraft des anderen Mannes tatsächlich weniger, das Leben ruhiger. Jedoch nach unvermeidbarem Wiedersehen (als Kollegen – der Klassiker) und erneutem Handykontakt genauso stark wie vorher. Die Mühe der Abstinenz umsonst?

        • Christian Thiel

          Abstinenz alleine scheint mir in der Tat nicht aussichtsreich zu sein. In der Beratung versuche ich vor allem herauszufinden, warum es zu dieser starken Anziehung kommt. Es ist nicht wirklich schwer, die Gründe zu finden. Kostet aber Mut. In der Regel ist es vor allem das, was einem in der bestehenden Partnerschaft fehlt, was die starken Gefühle für den anderen auslöst. Das rauszufinden ist der Kern einer guten Beratung bei dem Problem. Das ist ein sehr häufiger Fall – und immer wieder spannend für mich. Wenn es tatsächlich schon zu Untreue gekommen ist, dann wird es leider deutlich schwieriger. Und viel schwerer zu lösen.

          • Claudi17

            Eine Frage sei noch gestattet. Wenn die Gründe bekannt sind (z. B. ein Mangel an Spontanität, geistige Regsamkeit, Sensibilität des Partners), jedoch keine Aussicht auf Änderung innerhalb der bestehenden Partnerschaft möglich ist, weil es einfach tolerable Charaktereigenschaften des anderen sind – kann man dann die erotische Anziehungskraft des anderen in Freundschaft umwandeln, quasi diese geheimnisvolle Energie umlenken? Das große Rätsel wäre dann: WIE? Danke für Ihre Informationen !

          • Christian Thiel

            Die wenigsten Menschen sind bereit und in der Lage, innerhalb einer Partnerschaft auf Sexualität zu verzichten. Der leichtere Weg ist in meinen Augen immer die Verbesserung der Beziehung. Wenn die Gründe bekannt sind, ist in meinen Augen immer Aussicht auf Veränderung. Die meisten Menschen versuchen es allerdings nicht wirklich mit Phantasie und Einfallsreichtum. Sie beklagen sich vielmehr beim anderen – und wundern sich, dass sich nichts ändert.
            Ich bin allerdings nicht so sehr davon überzeugt, dass die Gründe wirklich bekannt sind. In den meisten Beratungen stelle ich fest, dass die Paare nur einen ganz kleinen Teil der Gründe für ihre abnehmende Sexualität wirklich kennen. Sie haben also ein Bild von ihrer Lage – aber es stimmt nicht. Sie haben viele Gründe einfach übersehen.

  2. Lara

    Hallo Herr Thiel,

    sofern ich Claudi17 richtig verstehe, dann fehlt ihr nicht per se mangelnde Sexualität in ihrer Ehe, sondern die von ihr genannten Charaktereigenschaften ihres Partners („z. B. ein Mangel an Spontanität, geistige Regsamkeit, Sensibilität“)

    Wie mir scheint geht sie davon aus, dass sie sich zu dem anderen Mensch erotisch hingezogen fühlt, weil er diese Charaktereigenschaften hat. Und sie nicht davon ausgeht, dass der Ehepartner diese bekommen kann, da sie nicht seiner Persönlichkeit zu entsprechen scheinen.

    Was könnte hier aus Ihrer Sicht eine gute Lösung sein?

    Wäre es aus Ihrer Sicht z.B. möglich, die Energie der Anziehung für den anderen Mann auf Freundschaft umzulenken?

    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

    • Christian Thiel

      Ich habe die Zuschrift da ganz anders verstanden als Sie, Lara. Vielleicht schreiben Sie lieber konkret zu sich. So wie sie jetzt ist, ist Ihre Frage viel zu abstrakt („kann man …“). Es ist immer leichter, wenn Sie von sich persönlich sprechen zu einer guten Antwort zu finden.

      • Lara

        Ich kann Ihren Einwand nachvollziehen.
        Doch habe ich tatsächlich nicht mich gemeint, sondern die Frage der vorherigen Kommentatorin Claudi17. Zumindest so, wie ich sie verstanden habe. Und ich finde die Frage sehr interessant.

        • Claudi17

          Lara, Sie haben mich 100% richtig verstanden.

      • Claudi17

        Es ist tatsächlich so, dass der Sex in der Ehe schön und ausreichend ist, jedoch die Anziehungskraft des anderen sich auf dessen Persönlichkeit bezieht und die erotische Anziehungskraft dann heimlich mit um die Ecke gebogen kommt. 🙂

  3. Alexander

    Ich finde mich teilweise in diesen Schilderungen wieder. Daher kann ich mich nicht zurückhalten 🙂 : Für mich hört sich das etwas danach an, dass hier die Partnerinnen keine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Das schliesse ich aus der Frage “ was soll ich machen damit es weggeht“. Die Antwort ist, simplifiziert: Lass es einfach. Es führt zu Nichts. Das wäre verantwortliches Handeln. Kommt man eigentlich ziemlich schnell drauf, wenn man will! Quasi in einer Sekunde. Man kann sehr wohl diese angeblich aus dem Nichts kommenden Anmachen einfach ins Leere laufen lassen. Wenn man es allerdings drauf anlegt weil man diesem Input einfach hinterherrent, dann ist etwas billig die Verantwortung für dieses Verhalten auf den Partner oder den Anmachenden abzuwälzen. Weil zB der Partner angeblich dies oder jenes Verhalten urplötzlich an den Tag legt.
    Das Abwimmeln der eigenen Verantwortung sehe ich schon am Anfang: „…ich lebe in einer glücklichen Ehe…“ Ja, genau, dank dieser von Allem befreienden Selbsterkenntnis können nur alle Anderen an Allem Schuld sein. Mich würde brennend der dazugehörende Kommentar des Mannes interessieren. Da die Frau ja so glücklich ist, tippe ich mal auf einen relativ gelassenen Typen der nicht so recht versteht warum seine Frau sich so komisch verhält. 😉

  4. Maya

    Die Frage könnte auch sein – warum muß soviel „geheimnisvolle“ Energie unbedingt darauf verwandt werden, den Arbeitskollegen zum guten Freund zu machen?
    Warum wird diese Energie nicht genutzt, die vielleicht doch nicht mehr ganz so glüchkliche Ehe zu verbessern, neu zu beleben? Sich dem zu stellen was in der Ehe fehlt, braucht möglicherwiese mehr Energie als die Angebote eines netten Kollegen abzulehnen.

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