Wir sind beide Anfang dreißig und jetzt seit acht Jahren zusammen. Es passiert immer häufiger, dass meine Partnerin völlig unzufrieden ist mit mir oder damit wie ich reagiere auf das, was sie sagt und möchte. Sie wird dann schnell ungeduldig und laut. Sie gibt mir das Gefühl, ich tue nie genug für sie.In letzter Zeit haben wir öfter über Trennung nachgedacht, auch weil uns beiden inzwischen die Zärtlichkeit im Alltag fehlt, wir aber nicht mehr zueinander finden, wenn die Stimmung so oft schlecht ist. 

Erst vor kurzen hat sie mir erzählt, dass sie ein sehr schwieriges Verhältnis zu ihrer oft sehr unfreundlichen, lieblosen und auch gewalttätigen Mutter hatte und sie als Kind und auch später noch sehr darunter gelitten hat. Ich dagegen kann mich über meine Kindheit und meine Eltern nicht beklagen. Haben diese Unterscheide denn wirklich Einfluss auf unsere Partnerschaft und können wir dagegen etwas tun?

 

Die Antwort auf beide Fragen lautet: Ja. Aber immer der Reihe nach. Zunächst einmal fällt auf, dass Sie beide jetzt acht Jahre zusammen sind – und erst vor kurzem haben Sie von Ihrer Partnerin erfahren, aus was für einem schwierigen Elternhaus sie kommt. Nach acht Jahren. Ich als Berater muss bei so einem Satz ganz tief durchatmen.

Ich könnte jetzt auch fragen, worüber Sie beide eigentlich bei ihren ersten Dates gesprochen habe, aber leider kenne ich die Antwort: Über Ihre Hobbys, über Urlaubsziele die Sie beide gerne mal sehen würde (oder schon gesehen habe) und sicherlich noch über das Studium. Über die großen Unterschiede Ihrer beider Elternhäuser aber haben Sie nicht nur nicht bei diesen Dates nicht gesprochen. Die allerpersönlichsten Dinge die einen Menschen prägen und die sein Verhalten in einer Partnerschaft mitbestimmen haben Sie beide auch in den kommenden Jahren weitgehend gemieden.

 

Auch Kinder aus schwierigen Elternhäusern haben tolle Beziehungen

 

Das fällt ihnen natürlich irgendwann einmal auf die Füße. In einer Partnerschaft bekommen Sie immer das Elternhaus Ihrer Partnerin mit. Und sie bekommt Ihres mit. Und das gilt auch dann, wenn Sie die Eltern gar nicht kennenlernen. Sie bekommen das Elternhaus im übertragenen Sinne mit – in Form der Erfahrungen die Ihre Partnerin mit ihren beiden wichtigsten Bindungspersonen gemacht hat. Mit ihrem Vater. Mit ihrer Mutter. Und das gilt auch für das Lieblose und für die Gewalt der Mutter.

Wenn Sie nicht wissen, wie diese Erfahrungen aussahen, dann kennen Sie den Menschen an Ihrer Seite nicht einmal. Sie wissen zwar wie sie aussieht, was sie gerne anzieht und welche angenehmen (und unangenehmen) Marotten sie so hat. Sie kennen aber nicht ihr Herz, ihre tiefsten Gefühle also.

Das Elternhaus Ihrer Partnerin klingt schwierig. Das ist an sich kein Problem. Auch Kinder aus schwierigen Elternhäusern haben tolle Beziehungen. Aber sie haben diese tollen Beziehungen in aller Regel mit einem Menschen, der sie gut verstehen kann. Und er kann sie gut verstehen, weil er zumindest ähnliche Erfahrungen gemacht hat.

 

Menschen sind nicht selbsterklärend, sondern müssen sich wieder und wieder im Gespräch offenbaren

 

Sie haben ganz andere Erfahrungen gemacht als Ihre Partnerin. Es dürfte Ihnen also sehr schwer fallen, die besondere Empfindlichkeit Ihrer Partnerin und Ihre Bedürfnisse nach Anerkennung und Bestätigung überhaupt zu verstehen. Vermutlich erleben Sie sie schlicht als bedürftig. Zu bedürftig – in Ihrer Sicht der Dinge.

Den Partner oder die Partnerin nicht gut verstehen zu können hat eine logische Folge – eine zunehmende emotionale Distanz. Und diese Distanz führt zu einer nachlassenden erotischen Anziehung. In manchen Fällen vermeiden Paare die so unterschiedlich sind die Sexualität sogar völlig. Die innere Verbundenheit der Beiden ist einfach zu gering. Die Gefühle begegnen sich nicht mehr. Jeder der beiden bleibt mit seinen Gefühlen alleine. Das Herz wird einsam.

Das alles sind meine Ideen wenn ich Ihre Frage lese. Ob es zutrifft? Das können nur Sie entscheiden. Sie beide. Möglicherweise sind Ihre Erfahrungen in der Herkunftsfamilie doch nicht so unterschiedlich wie es mir erschienen ist. Dann müssen Sie gleichwohl deutlich mehr als in der Vergangenheit versuchen, einander zu verstehen. Menschen sind ja nicht selbsterklärend, sondern müssen sich wieder und wieder im Gespräch offenbaren. Was beschäftigt den Anderen – und warum?

 

In einer Partnerschaft trifft immer das Elternhaus von ihr auf das Elternhaus von ihm

 

Sehr bedenklich stimmt mich, dass Sie von den Abgründen des Elternhauses Ihrer Partnerin all die Jahre schlicht nichts wussten. Das spricht dafür, dass Ihre Partnerin es Ihnen nicht offenbaren wollte. Wie aber soll Intimität zwischen zwei Menschen entstehen, wenn wir die tiefsten Gefühle des anderen nicht einmal kennen?

Gut möglich ist es auch, dass durch eine so späte Enthüllung beim Gegenüber das Gefühl der Täuschung entsteht. Der Andere hat sich als jemand gegeben, der er einfach nicht ist. Natürlich passiert so etwas nicht aus Böswilligkeit. Und es passiert auch nicht in der Absicht zu täuschen. Wir glauben einfach, dass es zu peinlich ist. Wir glauben, es habe für eine Partnerschaft keine Bedeutung. Wir folgen dem Mythos, dass wir in der Liebe nur zu zweit aufeinander treffen. Doch das ist falsch.

In einer Partnerschaft trifft immer das Elternhaus von ihr auf das Elternhaus von ihm. Auch in den intimsten Momenten eines Paares sind deshalb sinnbildlich gesprochen immer auch die Eltern von ihm und die Eltern von ihr anwesend. Wir sind nie alleine – sondern zu sechst im Bett, sagt die amerikanische Therapeutin Nancy Wassermann-Cocola. Ich finde das ein sehr schönes Bild, das die Kollegin da geprägt hat. Wir sind zu sechst im Bett, weil uns unser Elternhaus so sehr geprägt hat. Und wir sind es auch dann, wenn wir das nicht sehen wollen oder nicht sehen können.

 

Mehr lesen

3. November
Online-Workshop: „Grundkurs: Liebe und Partnerschaft. Ein Kurs für Singles und Paare.“
Vom 3. November bis zum 29. Dezember
Kosten: 59 €
Anmeldung: kontakt@die-liebe-bleibt.de

 

Wer sich für das Thema „Wer passt zu mir?“ interessiert, der ist möglicherweise bei dem gleichnamigen Online-Workshop richtig.

Online-Workshop: „Wer passt zu mir? Wie Sie den Partner finden, der wirklich zu Ihnen passt.“

Vom 19. Januar bis zum 23. März

Kosten: 80 €

Anmeldung: post@singleberater.de

 

Wie funktioniert der Workshop?

Sie bekommen ab dem 19. Januar zehn Wochen lang jeden Donnerstag per Mail einen Link zugeschickt, mit dessen Hilfe Sie einen Studienbrief herunterladen können. Darin finden Sie viele Hinweise, wie Sie eine neue Antwort finden können auf die Grundfrage der Partnersuche Wer passt zu mir?

Gleichzeitig haben Sie die Möglichkeit, per Mail Ihre Erfahrungen zu dem Thema beizusteuern und Fragen an mich zu stellen. Diese Zuschriften werden von mir selber zusammengefasst und gehen dann ebenfalls regelmäßig ebenfalls per Mail an Sie und alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es gibt also keine Präsenzzeiten, zu denen Sie am Bildschirm sitzen müssen.

Wer sich der Frage Wer passt zu mir? stellt, gewinnt ein neues Bild von sich, von seiner Partnerwahl in der Vergangenheit, von der Dynamik in partnerschaftlichen Beziehungen und von den Möglichkeiten, in Zukunft eine andere, eine bessere Antwort auf diese Frage zu finden.

Wer eine gute Antwort auf die Frage Wer passt zu mir? findet, erhöht damit auch seinen Mut bei der Partnersuche.

Wer eine gute Antwort auf die Frage Wer passt zu mir? findet, hat die besseren Aussichten, dass die nächste Liebe tatsächlich gekommen ist, um zu bleiben.

Sie haben bei diesem Workshop eine Zufriedenheitsgarantie. Stellen Sie bis zur dritten Aussendung fest, dass Ihnen der Workshop nicht gefällt, dann bekommen Sie den Teilnahmebeitrag zurück – ohne jede Fragen!

Die Inhalte

Studienbrief 1 + 2: Wie wir die Verantwortung in der Liebe übernehmen

Studienbrief 3: Selbsterkenntnis; Wer mehr über sich weiß, der hat die glücklicheren Beziehungen.

Studienbrief 4: Wie erreichen wir Selbsterkenntnis? Warum uns Nachdenken dabei nicht hilft; warum Gespräche mit Freunden uns oft nicht bei der Selbsterkenntnis helfen; wie wir das Stimmungsbarometer zur Selbsterkenntnis nutzen können.

Wie prägen innere Drehbücher unser Leben? Warum macht Wissen glücklich? Und warum sind unsere Stärken für die Partnersuche wichtiger als unsere Schwächen?

Studienbrief 5: Welchen Gesetzen folgt die menschliche Sympathie? Und warum ziehen Gegensätze sich in manchen Fällen an?

Studienbrief 6: Die sechs entscheidenden Kriterien, auf die wir bei der Partnerwahl achten – oder achten sollten. Sie werden sehen, dass das Aussehen nicht annähernd so wichtig ist für den Erfolg in der Liebe, wie die meisten Menschen annehmen.

Studienbrief 7: Wie wir unsere Menschenkenntnis vertiefen können; die sechs Kriterien für die Partnerwahl: Arbeit, Herkunft, Introspektion

Studienbrief 8:  Fortsetzung: Die sechs Kriterien für die Partnerwahl; was das Gespräch uns über andere Menschen und ihre Eignung für eine Partnerschaft verraten kann; wir machen einen kleinen aber wichtigen Exkurs über Suchtmittel und beleuchten den unterschiedlichen Wertehorizont von Menschen und den Einfluss, den das auf eine Partnerschaft hat.

Studienbrief 9: Wählen – nicht finden; wie wir aus der Partnersuche eine Partnerwahl machen; keine Wahl treffen; die Gegensatzwahl; die Oppositionswahl; die gelungene Wahl; Langsamkeit tut gut.

Studienbrief 10: Auswertung der Studienbriefe; was aus allen Personen, die sie im Laufe der Studienbriefe kennengelernt haben wurde; Buchhinweise.

 

 

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