Wir kennen uns seit 35 Jahren. Mein Mann ist ein liebenswerter Ehemann, stets zuvorkommend, hilfsbereit und sorgt sich hinreißend um die Familie. Das Problem ist, ich vermisse seit längerer Zeit die körperliche Zuwendung in Form von in den Arm nehmen, mal ein richtiger Kuss, kleine Streicheleinheiten oder einfach nur das Händchen-Halten beim Spaziergang. Was die Sexualität betrifft, klappt bei ihm nicht mehr so richtig mit dem Durchhaltevermögen, was für mich jetzt nicht weiter schlimm wäre. Mir würde schon körperliche Nähe reichen; es muss ja nicht zwingend zu Sex kommen. Er blockt jedes Gespräch ab, ist sogar beleidigt und meint, dass ich übertreibe und ich mir das nur einbilde.
Keine Zärtlichkeiten in einer Partnerschaft mehr zu erleben, das ist hart. Sehr hart sogar. Wenn der Partner sich dann auch noch auf den Standpunkt stellt, sie sollten doch nicht so rumnerven und bilden sich das alles nur ein, dann vergrößert sich das Problem noch einmal. Er hat einen wichtigen Teil Ihres Beziehungslebens aufgekündigt, verharmlost das allerdings standhaft. Und nun wissen Sie nicht weiter.
Ihre Zuschrift gibt einen wichtigen Hinweise, was Sie tun können: Ganz offensichtlich neigen Sie dazu, sich mit sehr wenig zu begnügen. Seinen Rückzug vom Sex akzeptieren Sie weitgehend. Warum eigentlich? Mir scheint schon das ein gefährlicher Schritt zu sein. Nach dem Rückzug vom Sex kommt der Rückzug von allen körperlichen Zuwendungen. Oder ging er ihm möglicherweise voraus?
Das ist eine wichtige Frage. In der Regel verläuft so eine Abkühlung des körperlichen Verhältnisses ja nicht in einem Schritt, sondern in vielen Etappen. Wenn Sie das verhindern wollen, dann müssen Sie zumindest laut und vernehmlich „Aua“ schreien.
Sie scheuen sich, den Konflikt mit ihm zu suchen
Nach meinem Eindruck versuchen Sie genau das nicht zu tun. Warum nicht? Was Ihr Mann macht, das gefährdet Ihre Partnerschaft. Nicht gut. Klar wird er Gründe haben, aber wie die meisten Männer schweigt er sich darüber aus. Nicht sinnvoll.
Es kann sein, dass er Berührungen scheut, weil er fürchtet, es läuft auf Sex hinaus, bei dem er sich offensichtlich nicht mehr wohl fühlt. Ich würde Ihnen raten zu handeln. Wenn Sie nicht mit dem hohen Maß der körperlichen Lieblosigkeit leben können, für die sich Ihr Mann (einseitig) entschieden hat, dann müssen Sie ihm das sagen. „Ich will keine Partnerschaft, in der ich nicht mal …“
Sie scheuen, wie viele Menschen, solche Ansagen. Sie scheuen sich, den Konflikt mit ihm zu suchen und appellieren stattdessen an ihn. Das ist bisher nicht erfolgreich verlaufen und ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung sagen, dass es so gut wie nie erfolgreich ist.
Menschen bleiben nicht unter allen Bedingungen ein Paar
Erfolgreich könnte eine Beratung sein. Erfolgreich könnte es sein, wenn Sie ihm klar sagen, dass Sie nicht vorhaben, in einer Beziehung ohne Sexualität und ohne Zärtlichkeiten zu verbleiben. Höflich sagen. Es geht ja nicht darum, ihn zu beschimpfen oder zu beschuldigen. Es geht darum, ihm in aller Deutlichkeit zu sagen, dass sein Verhalten die Axt an die Wurzel Ihrer Partnerschaft legt.
Glauben Sie mir: Menschen bleiben nicht unter allen Bedingungen ein Paar. Unser Gefühlsleben weigert sich oft erst, wenn die Dinge schon so weit fortgeschritten sind, wie bei ihnen beiden. Und sehr oft zeigt sich die Weigerung des Gefühlslebens, so weiter zu machen erst dann, wenn ein neuer Mann auftaucht und Ihnen signalisiert, was für eine tolle Frau Sie sind und wie begehrenswert er sie findet. Dann beginnt der Weg der Untreue – und dann ist eine Ehe in der Regel nicht mehr zu retten. Handeln Sie besser bald.
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