Die Liebesblogger

Wir haben eine Ehekrise – und ich will unbedingt ein Kind

Wir stecken seit längerer Zeit in einer sexuellen Krise. Am Anfang unserer Beziehung hatten wir eine sehr intensive sexuelle Verbindung. Inzwischen hat er das sexuelle Interesse an mir verloren hat, weil ich nicht seinem Ideal entspreche. Ich bin zu schlank. Unser Sex wurde zunehmend routiniert und distanziert. Ich wusste, dass er mich nicht mehr sexuell begehrenswert findet. Das hat mich tief verletzt.

Abgesehen davon sind wir ein gutes Team. Vor drei Jahren wollten wir ein Kind bekommen – aber das erste Jahr war extrem schwierig. Ich hatte das Gefühl, meinen eigenen Mann anflehen zu müssen, mir bei der Erfüllung meines größten Wunsches zu helfen. Er hatte immer eine Ausrede – er sei zu müde, habe zu wenig gegessen, usw. Der Druck rund um das Thema Sex wurde dadurch nur noch schlimmer. Inzwischen sind wir in einer Kinderwunschklinik, aber auch das verläuft nicht gut – und die Situation hat sich weiter verschärft. Seit Oktober letzten Jahres hatten wir nur 3-4 Mal Sex.

Wir streiten sehr heftig – wenn es eskaliert, verlieren wir jeglichen Halt. Wir sagen uns sehr schlimme Dinge, drohen auch mit Trennung. Ich werde in diesen Momenten auch physisch gewalttätig. Ich zerstöre Dinge, schubse ihn, schlage ihn. Es ist wie eine Kraft, die ich nicht kontrollieren kann – so eine große Trauer und Wut in mir.

Er hat mich in der Vergangenheit oft im Stich gelassen, ist lieber feiern gegangen, trinkt viel und konsumiert regelmäßig Kokain. Jetzt bin ich 37 und versuche seit drei Jahren verzweifelt, Mutter zu werden. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Soll ich endlich die Reißleine ziehen – und damit auch meinen Kinderwunsch begraben? Oder halte ich diese Beziehung aus, nur um mir den Wunsch, Mutter zu werden, noch zu erfüllen?

 

Ein wenig sprachlos bin ich schon bei Ihrer Zuschrift. „Abgesehen davon“ dass Sie beide ein extrem schlechtes Paar sind, mit Gewalt und Beschimpfungen, sind Sie „ein gutes Team“.  Ich kann Sie nur abraten, in eine von Gewalt und Beschimpfungen geprägte Beziehung hinein, kein Kind zu bekommen.

Ich habe derzeit gleich drei Paare in Beratung, die sich etwa 12 Monate nach der Geburt eines Kindes in einer schweren Ehekrise befinden. Hinzu kommt eine Frau, die im siebten Monat schwanger ist. Ich habe mich bei allen vier Paaren gefragt: „Wie schaffen die das, mitten in einer schlecht laufenden Beziehung noch ein Kind zu zeugen?“ Ich selbst halte das für ein extremes Risiko. Wer das tut, der gefährdet sich selbst – eine Trennung mit einem Säugling ist ungleich schwieriger als eine ohne. Er gefährdet aus dem gleichen Grund auch die psychische Stabilität des Partners oder der Partnerin. Und ganz nebenbei: Auch der Säugling kann dabei Schaden nehmen.

Ich versuche es jetzt einmal mit Realismus, obwohl ich befürchte, dass ich Sie damit kaum noch erreichen kann. Erstens gibt es keinen Schalter, der eine Beziehung wieder in Ordnung bringt. Wenn ein Mann seine Frau nicht mehr begehrt, dann hat sein Gefühlsleben eine Entscheidung getroffen. Das hat wenig mit Ihrem Äußeren zu tun. Er will nicht mehr. Nehmen Sie diese Entscheidung bitte ernst.

 

Kinder sind anstrengend – sehr anstrengend

 

Zweitens: Alle Probleme von Paaren vergrößern sich nach der Geburt eines Kindes um den Faktor drei bis fünf. Etwa. Weil Paare mit kleinen Kindern extremen Stress erleben. Kinder sind anstrengend. Sehr anstrengend. Sie sollten also davon ausgehen, dass Sie sich nach einer Geburt noch drei bis fünf Mal so schrecklich fühlen werden wie derzeit. Noch verlassener. Noch unverstandener. Mit wie viel Verzweiflung, mit wie viel verbaler und körperlicher Gewalt ist bei Ihnen beiden dann wohl zu rechnen?

Es kommt leider noch schlimmer. Die Probleme eines Paares verschlimmern sich dann nach einer Trennung noch einmal deutlich. Das liegt daran, dass sich das Verlassen werden noch schlimmer anfühlt, wenn wir eine Familie gegründet haben. Kommt es ganz schlimm, muss die Polizei gerufen werden, um die Streithähne zu trennen. Eines meiner Paare hat es leider so weit gebracht. Wollen Sie das ernsthaft?

 

Nehmen Sie seinen Wunsch nach kein Sex bitte ernst

 

Meine schwangere Klientin habe ich neulich gefragt, warum Sie denn überhaupt ein Kind gezeugt haben, wenn die Beziehung doch so schlecht lief. Sie hat die Frage nicht einmal verstanden. Das Paar hatte den September 2024 für die Zeugung eines Kindes im Kalender eingetragen. Und genau das hat es dann auch gemacht, ganz so, als wenn es gälte, eine To-Do-Liste abzuarbeiten. Familienplanung ist Familienplanung – ganz einerlei, wie schwierig die Beziehung läuft. Ich halte das für unverantwortlich. Seit der Zeugung des Kindes hatte das Paar dann keinen Sex mehr. Sie wollte nicht.

Meine Bitte an Sie: Nehmen Sie seinen Wunsch nach kein Sex bitte ernst. Es bedeutet, dass Ihre Beziehung in einer schweren Krise ist. In einer schweren Krise sollten wir keine Kinder zeugen. Wir sollten nicht umziehen. Wir sollten kein Haus kaufen. Wir sollten möglicherweise nicht einmal den Beruf wechseln. Das alles kostet Kraft, Zeit und Energie. Stattdessen sollten wir uns auf unsere Beziehung konzentrieren. Lässt sich die Partnerschaft, lässt sich die Ehe retten? Das ist die einzige Frage die zählt. Lässt sie sich retten, dann dürfen Sie anschließend gerne und voller Freude Kinder in die Welt setzen. Lässt sie sich nicht retten, dann rate ich Ihnen, es mit diesem Partner sein zu lassen. Die seelischen Kosten für Sie, für Ihren Partner und für ein mögliches Kind sind zu hoch.

 

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2 Kommentare

  1. Kathrin Schmitz

    Das ist eine toxische Beziehung! Er nimmt regelmäßig Drogen!
    Warum verlässt sie ihn nicht und sucht sich einen angemessenen Partner? Vermutlich, weil sie selbst zur Toxik erheblich beträgt. Und hinterher muss das ganze Helfersystem dann ran, Jugendamt, Therapeuten, Familienhilfen usw. Das Kind dann vermutlich traumatisiert.
    Ich hoffe, Sie hört auf Herrn Thiel.

  2. Liana Hedrich

    Sorry, auch ich bin sprachlos … wieviel Leid wollen denn Beide noch ertragen? In jedem Satz steht soviel negatives, wo ist die Liebe und Freude auf eine gemeinsame Zukunft??? Nein heisst nein!
    In was für einer zerrütteten Familie soll denn das Kind aufwachsen? Was wird dann mal aus dem Kind? Ich hoffe auch, sie hört auf Herrn Thiel!

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