Ich will mich trennen, allerdings lese ich immer wieder, dass das in Corona-Zeiten nicht zu empfehlen ist. Natürlich könnte ich es noch weitere Wochen oder Monate mit meiner Frau „aushalten“, aber ich befürchte auch, dass ich irgendwann nicht mehr in der Lage sein werde, mich zu trennen, weil mich die Macht der Gewohnheit und der Hausbesitz zurückhalten. Also: Sich trotz Corona sofort trennen? Oder bis zum Sommer warten, bis es vielleicht eine Impfung gibt?
Ihre Zuschrift klingt sehr ambivalent und dafür gibt es in der Paarberatung eine klare Regel: Wer ambivalent ist, der trennt sich bitte nicht, sondern tut alles was in seiner Macht steht, um die Beziehung zu erhalten. Ist er aber nicht mehr ambivalent, sondern weiß, dass er sich trennen will oder bringen die Rettungsversuche die er gemacht hat nichts, dann trennt er sich. Das ist in meinen Augen eine absolut ehrenwerte Entscheidung. Und sie hat mit Corona nichts zu tun. Menschen trennen sich zu allen Zeiten, auch jetzt.
Um einer Ehe die Chance auf eine Rettung zu geben, sollten Sie mindestens drei Dinge tun: Erstens, sollte Ihre Partnerin von Ihrer Ambivalenz wissen. Aus Ihrer Zuschrift geht leider nicht hervor, ob das der Fall ist. Zweitens sollten Sie lesen. Zum Beispiel kluge Bücher, Ratgeber und Artikel über Partnerschaftsprobleme. Drittens sollten Sie, wenn Sie einen wirklich ernsthaften Rettungsversuch vorhaben, in eine Paarberatung gehen. Schwierige Situationen und Fragen wie die nach einer Trennung sollte man nicht mit sich alleine ausmachen.
Machen Sie bitte einen ernsthaften Rettungsversuch
„Warum nun dieser große Aufwand?“, könnten Sie an dieser Stelle fragen. Ich bin grundsätzlich für den Erhalt einer Ehe bzw. Partnerschaft, weil das der Weg ist, der für unser Leben der bessere ist. Wir dürfen eine Partnerschaft selbstverständlich beenden, wenn sich kein Weg findet, sie zu erhalten. Es ist aber besser, dass beide Beteiligte alles tun was in ihrer Macht steht, um sie zu erhalten.
Warum? Weil es für ihre eigene Entwicklung besser ist. Weil es für ihre zukünftige Beziehung besser ist (falls es doch zu einer Trennung kommt). Und nicht zuletzt, weil es ein Gebot der Fairness ist. Alle drei Punkte sind in meinen Augen gleich wichtig. Die ersten zwei sind die egoistischen Motive. Sie sollen diesen Weg (in meinen Augen) deshalb gehen, weil es für Ihre eigene Entwicklung so deutlich besser ist.
Trotzdem zählt auch das Argument mit der Fairness. Dem anderen (der anderen) nichts von der Trennungsabsicht zu verraten und dann eines Tages zu verschwinden, das schafft ganz böses Blut. Und es führt oft zu einem heftigen Rosenkrieg nach der Trennung, insbesondere. Rosenkriege gehören mit zu dem schlimmsten Ergebnis einer Trennung, insbesondere wenn Immobilien eine Rolle spielen wie bei Ihnen. Sie werden von vielen die es erlebt haben als regelrecht traumatisch bezeichnet. Ich rate ab.
Ob nun Pandemiezeiten oder nicht – erst wenn Sie wirklich alles versucht haben, um Ihre Partnerschaft zu erhalten und es bessert sich nicht, sollten Sie sich trennen. Und dann sollte Sie das zuerst Ihrer Frau sagen, ehe Sie wieder auf die Suche gehen.
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