Die Liebesblogger

Meine Tochter hat den Kontakt zu mir abgebrochen

Ich bin 60 und am Ende. Meine Tochter hat den Kontakt zu mir abgebrochen, nur weil ich ein paar Mal zu viel was gefragt habe. Ich weiß nicht, warum sind denn alle nur noch genervt? Es war doch nur eine Kleinigkeit. Weihnachten habe ich noch der ganzen Familie was geschenkt. Sonst bekommen die Enkel nur etwas. Und das waren so schöne Sachen, die ich hätte selber für mich behalten können. Da kommt kaum ein Danke über die Lippen. Ich spare mir das alles vom Munde ab und dann ärgere ich mich darüber wie ich behandelt werde. Über meine Enkelin (12) ärgere ich mich am meisten, die sagt nie Guten Tag. Die rennt einfach an mir vorbei als wenn ich Luft wäre. Aber die Geschenke haben alle genommen. Die Eltern lachen nur über alles. Sagt man was als Oma da kommen böse Blicke. Was mache ich falsch?

 

Zwischen Ihnen und Ihrer Tochter steht es nicht zum Besten. Das ist offenkundig. Niemand braucht einen Berater, um das zu verstehen. Der gesunde Menschenverstand reicht dazu völlig.

In Ihre Zuschrift steht nicht ein freundliches Wort über Ihre Tochter. Zudem ist sie durchzogen von einem nörgelig-grollenden Ton der Anklage. In der Haltung, das nur vorab, können Sie überhaupt und gar nichts erreichen. An Zerwürfnissen stricken in der Regel zwei Seiten. Meine Frage an Sie lautet: Was haben Sie getan, was Ihre Tochter so ärgert und verletzt?

Der Ton in dem Sie schreiben, gibt mir zumindest einen Hinweis. Sie haben klare Vorstellungen davon, was richtig und was falsch ist. Und Ihre Tochter und Ihre Enkel müssen dem entsprechen. Da klingt keine Liebe durch, keine Gefühle von Verbundenheit und Freude an den Kindern – sondern ein enges Herz. Sie versuchen nicht, zu verstehen, sondern brechen den Stab. Die anderen machen alles falsch.

Machen die anderen wirklich alles falsch? Dann sollten Sie den Kontakt einstellen oder zumindest begrenzen. Wenn Ihnen aber an Kontakt gelegen ist, dann werden Sie sich überwinden müssen und mit Ihrer Tochter ein klärendes Gespräch führen. Sie könnten sagen „Ich merke ja, dass Ihr euch nicht wohl fühlt mit mir. Das ist nicht schön, für euch nicht und für mich nicht. Wie können wir wieder aufeinander zugehen?“

Haben Sie gemerkt, dass in den Formulierungen gerade keinerlei Vorwurf an die Adresse Ihrer Tochter enthalten war? Sie beschreiben einfach die Lage. Sie sagen, dass sie unzufrieden mit dem schwierigen Verhältnis sind. Und dann geben Sie zu erkennen, dass Sie bereit sind, etwas zu ändern. So einfach ist es schon. Mehr können Sie nicht tun.

Ich fürchte, Sie werden einiges an Kritik zu hören bekommen. Ihre Tochter ist nicht zufrieden mit Ihnen. Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen? Die entscheidende Frage ist: Wie reagieren Sie auf die Kritik? Wenn Sie alles zurückweisen und Gegenvorwürfe machen, dann können Sie das Gespräch gleich lassen. Es ergibt nur einen Sinn, wenn Sie bereit sind, auf Ihre Tochter zuzugehen. Wenn Sie sich bemühen, sie zu verstehen.

Dann könnte mehr Verständnis füreinander wachsen. Könnte. Sehr wahrscheinlich ist das leider nicht, denn der Tonfall Ihrer Zuschrift ist so anklagend, so überzeugt davon, dass Sie im Recht sind und Ihre Tochter Ihnen Unrecht tut. Meine Meinung habe ich gesagt: Ihre Tochter ist unglücklich. Mit Ihnen.

 

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6 Kommentare

  1. Conrad Pia

    Ich weiß nicht, ob da ein enges Herz ist. Vielleicht eine Großmutter in Vergessenheit und Not , einsam und bekümmmert.

    Auch sie wird Ihren „nörgeltongrund“ haben.
    Auch im Fehler machen, äußert sie ihren Kontaktwunsch.

    Herzlich

    Pia Conrad

  2. Nicole

    An die Ratsuchende: Ich kann Sie gut verstehen, obwohl ich im Alter Ihrer Tochter bin. Meinen Eltern ging es vor ein paar Jahren ähnlich mit meiner Oma. Sie war nur noch die Geld- und Geschenkegeberin, es kam kein Dank, nichts, auch von den Urenkeln nicht, und als sie später im Heim war, hat sie niemand mehr besucht (außer mir) oder nur aus einem Pflichtgefühl. Fand ich sehr traurig, aber das alles hat natürlich Hintergründe und Vergangenheiten, was ist oder war da zwischen Ihnen und Ihrer Tochter? Vielleicht sollten Sie das mit Ihrer Tochter besprechen, so ungefähr wie Herr Thiel das schrieb. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
    An den hier Ratgebenden, Herrn Thiel:
    Ich kann die Frau sehr gut verstehen und lese ihre Zeilen keineswegs anklagend, sondern deprimiert, traurig und ratlos. Die Frau ist unglücklich – mit ihrer Tochter! Okay, man weiß nicht die Hintergründe, die Vergangenheit, aber man sollte nicht leichtfertig sagen, die Oma hat Schuld, nur weil der Kontaktabbruch von der Tochter ausging. Sie ist auch unglücklich mit ihrer Tochter, wie man deutlich herausliest. Und die Frage ist auch: Wie reagiert die Tochter auf Kritik?!…

    • Christian Thiel

      Nein, für mich ist das nicht die Frage. Kinder sind nicht auf der Welt, um sich von ihren Eltern kritisieren zu lassen. Wer das denkt, der muss sich nicht wundern, wenn die Kinder keinen Kontakt mehr wollen. Kinder sind dafür da, ihr eigenes Leben zu leben – ob es den Eltern gefällt oder nicht. Kritik zerstört leider viele soziale Beziehungen.
      Traurig. Sehr traurig.

      • Jana

        Ich stimme Christian zu. Liebe kann man nicht kaufen. Ich bin Kind von narzisstischen Eltern, welche nur Geld geben, damit sie dann die eigenen Kinder emotional erpressen können. Die Kinder sollen sich dann in der Bringschuld fühlen: „Ich habe Dir etwas gegeben, dann erwarte ich was zurück.“. So einfach ist es nicht. Denn dann verpflichtet man den Anderen gegen seinen Willen, und der Andere fühlt sich dann gezwungen, etwas zurückgeben zu müssen. „Aber XYZ kümmert sich doch auch, wenn ich ihnen Geld in die Hand drücke.“ (schwarze Rhetorik). Ich hatte den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen, weil ich nicht von deren Gutmütigkeit mehr abhängig sein wollte und den ständigen Zwang (Bringschuld) nicht mehr aushielt. Liebe muss bedingungslos sein. Wenn ich jemanden beschenke, dann tue ich es, weil ich(!) mich dann wohler fühle und weil es mich(!) glücklich macht. Ich würde den Beschenkten aber nie auffordern, etwas zurückzugeben. Das funktioniert nur auf freiwilliger Basis. Schenken ist was freiwilliges und kein Geschäft. Dem Beschenkten Vorwürfe zu machen, bringt nichts.

  3. Nadin Schröder

    Oh je. Überall das Gleiche – Zerrissenheit in der Familie.
    Auch ich kann ein Lied davon singen.

    Angefangen hat alles, als mein Bruder seine neue Freundin anschleppte. Keiner der Anwesenden (meine 2 Jungs und deren Freundinnen, meine Schwester und deren Mann und deren Tochter mit Freund), konnte die Person leiden, weil schnell klar war, die „zeckt“ sich ein. Schnell wendete sich aber das Blatt. Nur mein Schwager und ich standen auf den Abstellgleis, weil wir unsere Meinung sagten.
    Anfangs durfte meine Schwester immer noch zu Feierlichkeiten kommen. Dann hieß es, wenn die da sind kommen wir nicht. Und da bei meienr Mutter ihr jüngster Sohn und das Nesthäkchen, einen besonderen Stand hatten, duften wir (mein Schwager und ich) nicht mehr kommen – wir würden Unfrieden stiften, hieß es dann.
    Vor 3 Jahren hat mein Bruder diese Frau geheiratet. Nur die Kinder(die Tochter meiner Schester und meine 2 Jungs) erhielten eine Einladung. Meine Schwester und ich nicht. Ich war sehr enttäsucht darüber und tat es kund. Immerhin hat mein Bruder mir zu verdanken, dass er heute noch lebt und ich war immer für ihn da.
    Auch gegenüber meiner Mutter äußerte ich meine Enttäuschung und das mit Sicherheit die „Person“ (also Braut meines Bruders) dahintersteckt. Danach war Funkstille.
    Auch überwarf ich mich mit meinen Kindern, da ich mich hintergangen fühlte, weil sie auf die Hochzeit ihres Onkels gingen.
    Ich zog mich zurück und leide an Depressionen.
    Bei meiner Schwester brachen zu dem Zeitpunkt, Angstneurosen auf.
    Also verbündete ich mich im Mai 2016 mit meiner Schwester.
    Ich muss betonen, dass mehrere Jahre hier auch kein Kontakt war, da ich in eine andere Stadt zog .
    Dennoch sahen wir uns an den Feiertagen und Geburtstagen bei unseren Eltern.

    Was ich meiner Mutter getan habe, dass auch sie mich verstossen hat, weiß ich nicht.
    Leider wird nie über die Gefühle gesprochen, immer alles todgeschwiegen.

    Diese Familienverhältnisse zermürben mich.

    Zu den Feiertagen sind meine Kinder bei ihrer Oma oder zu den Geburtstagen. Zu mir kommen sie nur, wenn sie mal was brauchen und das macht mich traurig.
    Ich ziehe mich immer mehr zurück.
    Es tut mir in der Seele weh, mit ansehen zu müssen, wie meine Kinder mit meinen Onkel und dessen Frau sympatisieren und ich werde links liegen gelesen – so geschehen zur Geburtstagsfeier meines jüngsten Sohnes.

    Wenn ich jemanden nicht mag, dann zeige ich es auch und behalte meine Standpunkt bei, drehe meine Fahne nicht nach dem Wind – wie man so schön sagt.
    Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass es geplant war von dieser Person. So ist sie die Einzige die „absahnt“ beim Ableben meiner Eltern.

    Ich selber habe geäußert, dass ich nicht daran interessiert bin.
    Wer zu Lebzeiten keine Cent für mich übrig hat, von den brauche ich auch nichts nach dem Tode. Nur will meine Mutter mir das nicht glauben und ich bin überall eine Erbschleicherin, so sagte es mir meine Schwester mal.

    Und wer weiß, ob da noch was da ist.
    Denn dafür sorgen mein Bruder und seine Frau und deren Kinder (nur 1 Kind ist mein Bruder der leibliche Vater) und/oder die Tochter meiner Schwester.
    Letztere bekam ein Auto von ihrer Oma und wird auf Schiffsreisen mitgenommen.
    Mehrere hohe Bargeld Beträge flossen auch.
    Die Zuwendungen ihrer Oma an meine Kinder sind da eher bescheidener. Obwohl diese immer behauptet, alle bekommen das Gleiche.

    Aufgrund dieser Situationen habe ich mich mit meinen Jungs überworfen und stehe allein da.
    Warum wird mein Bruder oder meine Mutter mir gegnüber bevorzugt von meinen Kindern?!
    Im Dezember sollte ich Oma werden.
    Ich frage mich, was dass noch werden soll.

    Nicht jeder verträgt Kritik oder kann damit umgehen.
    Andere Personen, wie meine Mutter oder Kinder, werden manipuliert und stellen sich gegen einen.
    Familie kann man sich nicht aussuchen.

    Und was nur eine einzige Person hier für Unfrieden in 6 Familen gestiftet hat – starke Leistung!

    • Christian Thiel

      Was für eine traurige Geschichte! Was Sie „ihre Meinung sagen“ nennen, das kann man auch ganz anders ausdrücken: Sie haben die neue Freundin Ihres Bruders, Ihren Bruder, Ihre Kinder mit Kritik überzogen.
      Die Regel heißt: Auf Kritik reagieren alle Menschen schwierig. Alle. Die Freundin Ihres Bruders, Ihr Bruder, Ihre Mutter, Ihre Kinder.
      Ich rate ab.

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