Wir sind seit 26 Jahren verheiratet und leben mehr oder weniger nebeneinander her. Mein Frau kümmert sich nach der Arbeit um ihre alten Eltern oder ist im Garten beschäftigt. Abends schläft sie dann vor dem Fernseher ein. Wir haben kaum noch Zeit miteinander. Und zum Sex ist sie meist zu müde. Ich ziehe mich dann zurück und mach was am Haus – aber das kann ja auch nicht die Lösung sein. 

 

Die meisten Ehen werden nicht etwa schlechter, weil wir aktiv etwas dafür tut. Ehen werden vielmehr schlechter, weil wir es unterlassen etwas dafür zu tun, dass sie gut bleiben. Von sich aus wird jede Ehe schlecht. Ganz von alleine.

Im Alltag einer lange Ehe seiner Arbeit nachzugehen, sich um die Eltern zu kümmern oder um die Kinder, aber sich nicht mehr umeinander zu kümmern, das ist ganz leicht. Es geht ja auch nicht ruckartig von heute auf morgen, sondern schleichend. Hier fällt ein Kuss weg und ein gutes Gespräch, dort eine innige Begrüßung und am Ende schleichen zwei Menschen fast so wie Fremde umeinander herum und leben eine gepflegte Lieblosigkeit.

Keiner schimpft. Keiner brüllt den anderen an. Aber die liebevollen Gesten sind verschwunden. Die Liebe lebt nicht von den großen Taten, von den Brillantringen zum Hochzeitstag zum Beispiel. Sie lebt von den kleinen Gesten der Aufmerksamkeit und Zuwendung. Und so viel ist sicher: Sie beide wenden sich einander zu wenig zu. Im Gespräch und auch körperlich.

 

Schuldzuweisungen helfen nicht weiter

 

Was beschäftigt Ihre Frau? Wie geht es ihr mit ihren alternden Eltern? Den beiden Fragen sollten Sie nachgehen.

Wenn Männer oder Frauen vor dem Fernseher einschlafen, dann hat das zumeist ein klares Ziel – sie wollen der Situation ausweichen, dass der andere ihnen körperlich nahe kommen könnte. Das ist ein ernster Warnhinweis.

Schuldzuweisungen an Ihre Frau helfen da nicht weiter. Glücklich ist Ihre Frau bei alledem sicher auch nicht. Die Frage ist doch: Warum hat sich diese zunehmende Distanz zwischen Ihnen beiden aufgebaut. Und: Was können Sie tun? Diese letzte Frage ist für mich die wichtigste. Wir neigen in müde gewordenen Ehen dazu zu denken, der andere habe die Probleme ausgelöst. Wir denken dabei zu wenig über unseren eigenen Anteil an der Situation nach.

Ich würde Ihnen also ein offenes Gespräch mit Ihrer Frau empfehlen. Was wünscht sie sich? Was könnten Sie für sie tun? Das ist auch in der Beratung von Paaren wieder und wieder die alles entscheidende Frage. Was braucht er um glücklicher zu sein? Was braucht sie? Dieses füreinander da sein sollte wieder stärker werden – sonst ist auch die von Ihnen gewünschte stärkere Erotik und das angenehm-warme Gefühl eines wirklichen Miteinanders nicht zu haben.

 

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