Die Liebesblogger

Der Mann ist nicht der Jäger – und die Frau ist nicht das Wild

Ich habe da mal eine Frage: Warum sind nur so viele Männer fest davon überzeugt, dass Frauen „bad boys“, „harte Kerle“ lieben und versuchen sich als Karikatur von Actionhelden zu benehmen? Diese „pick-up artists“ die bei vielen Männern beliebt sind raten im Grunde, dass die Frau vor allem als eine Art Wild oder Objekt gesehen werden muss. Tut man das, so bekomme er Anerkennung von der Frau. Man merkt in der Tat dass Männer die gut in der Rolle eines „macho“ oder „gamer“ auftreten kaum jemals Single sind. Auch wenn diese Ansichten nicht stimmen, wo hat dieses Phänomen seinen Ursprung? Warum sind Websites die „how to game“ lehren populärer als vernünftigere Seiten?

 

Spannende Frage. Zunächst einmal tendieren die meisten Menschen dazu, das für wahr zu halten, was gesellschaftlicher Konsens ist. Der sagt zum Beispiel: Die Frau ist das Wild und der Mann der Jäger. Das ist ein sehr modernes Liebesstereotyp, das aber interessanterweise in die Steinzeit verlegt wird. Männer erlegen Frauen mit der Keule – und ziehen sie dann an den Haaren in ihre Höhle. Mit der Realität von Partnersuche und Partnerwahl hat dieses Stereotyp nichts zu tun. Und doch gewöhnen wir uns das an, die Realität durch die Brille dieser Annahme zu sehen.

Männer die von Frauen angeflirtet werden nehmen das nicht einmal bewusst wahr. Sie registrieren nur, dass sie es waren, die, nach den auffordernden Blicken, die Frau angesprochen haben. Sie haben in ihren Augen den ersten Schritt gemacht. Dabei war es in Wahrheit die Frau. Auf diese Weise werden Erinnerungen an das gesellschaftliche Stereotyp angepasst. Auch Frauen machen das. Sie erinnern sich später, dass er sie angesprochen hat. An die auffordernden Blicke erinnern sie sich nicht. Sie zählen nicht als erster Schritt.

 

Warum nur glauben Männer so gerne an Stereotype über die Liebe?

 

Nun zum Kern Ihrer Frage. Warum greifen Männer zu Liebesstereotypen? Das hat zwei Gründe. Der erste: Sie wissen nichts oder nur sehr wenig über die Liebe und über Gefühle. Wer wenig weiß (Warum geht jeden Tag die Sonne im Osten auf und im Westen unter?), der greift zu Mythen (Die Götter fahren sie mit einem Sonnenwagen über den Himmel). So war es schon immer und so ist es noch heute. Auch wenn niemand mehr an den Sonnenwagen glaubt – an den Mann als Jäger glauben aber immer noch viele.

Grund Nummer zwei: Wer unsicher ist, der greift besonders gerne zu Liebesmythen. Männer suchen bei Seiten wie „how to game“ also Sicherheit. Gesellschaftliche Stereotype bieten diese Sicherheit. Eine scheinbare Sicherheit. Langfristig hilft das alles nichts viel. Wer eine langjährig stabile Partnerschaft will, der muss die passende Frau finden. Nicht irgend eine. Und das ist deutlich komplizierter, als so zu tun, als sei man ein „harter Kerl“ und ab und zu eine Frau damit beeindrucken zu können.

 

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3 Kommentare

  1. Friederike

    Nein, mit den brutalen Bildern (erst die Keule, dann an den Haaren in die Höhle schleifend) kann wahrlich kaum einer etwas anfangen. Auch die im Text erwähnten PUA sind eine abebbende Modeerscheinung.
    Was nach wie vor aktuell ist, ist das Spiel. Verführerisch bleiben hat auf beiden Seiten (ob nun männlich-weiblich oder diverse andere Szenarien) durchaus damit zu tun, dass ein Part fordernder ist, der andere verhaltener, spielerisch und sich hierbei nicht ins Heft schauen, sondern den anderen werben lässt. Das ist mit der Jagd von Tieren (!) durchaus vergleichbar. Kein Wild wirft sich vors Gewähr und ruft „Nimm mich!“. Und wenn doch, so geht der Reiz schnell verloren. Nicht nur im erwähnten Bild.
    Das überzogene Stereotyp vom „harten Kerl“ ist natürlich überholt und im Kern dennoch letztlich etwas, was man sich von seinem Gegenüber wünscht: Wissen, was es will und dabei charmant und zielstrebig bleibend.
    Ob die Seiten der „Künstler“ auf Dauer populärer sind, bezweifle ich arg 🙂 Vorübergehend vielleicht: um zu lernen, Frauen anzusprechen und dabei Selbstsicherheit auszustrahlen, helfen sie unsicheren Menschen, die irgendwann (fast alle) genau das selbe wollen, wie die meisten: Liebe.
    Da hilft dann auch kein Anmachspruch.

    • Joachim

      Hallo Friederike! Schön um- und beschrieben. Ich entnehme Ihrer Darstellung, daß selbstverständlich, dem Bild der modernen Frau folgend, die Ansprache auch von Seiten der ‚Amazone‘ erfolgen kann, was heutzutage eigentlich auch selbstverständlich sein sollte. Ist da u.U. ein innerer Konflikt? Ich kenne Frauen die ‚erobert‘ werden wollen, weil es ihrem Selbstbild entspricht ‚erobert‘ zu werden, wert zu sein. Streng nach dem Motto, wer sich nicht um mich bemüht ist selber schuld, bleibt Frau dann passiv in aufmerksamer Erwartungshaltung. Andererseits wird aber nach erfolgter Ansprache der Ton und der Leitfaden angegeben, die Keule sozusagen ‚rausgeholt, wie es weiter zu gehen hat, wobei letzteres natürlich erst im zweiten oder dritten Schritt erfolgt. Ich finde diesen Spagat recht abenteuerlich und frage mich nach dem Selbstverständnis dieser Frauen. Wie sehen Sie die Position der Frau im Rahmen der Annäherung bzw. Kontaktanbahnung und was würden Sie Mann empfehlen, worauf er besonderes Augenmerk zu legen hat um ‚Frau in die Höhle zu locken‘! Ich weiß, pauschale Antworten darauf sind schwierig, aber vielleicht gibt es den ein oder anderen Hinweis, der besonderer Aufmerksamkeit bedarf.

      • Christian Thiel

        Sorry, dass ich mich da gleich einmische, aber da sind gleich zwei Stereotype angesprochen, die mit der Realität nicht übereinstimmen. Erstens: Frauen machen den ersten Schritt, nicht Männer. Sie lächeln uns Männer an. Sie werfen auffordernde Blicke. Das tun sie (so man sie lässt) rund um den Globus. Wenn die Frage also sein sollte, ob ein Mann eine Frau ansprechen sollten, die ihn nicht aufgefordert hat (mit Blicken und/oder Lächeln) kann ich nur sagen: Lassen Sie es. Achten Sie lieber auf die Signale, die Frauen aussenden.
        Zweitens. Frau wollen nicht ‚erobert‘ werden. Sie wollen wissen, ob ein Mann sich für sie interessiert (oder ob er nur festgestellt hat, dass sie gut aussieht). An einem anderen Menschen interessiert sein zeigt sich vor allem dadurch, dass wir Fragen stellen. Aber nicht nur daran. Es zeigt sich vor allem auch an der Frage, ob wir Nachfragen, wenn sie geantwortet hat. Intimität im Gespräch entsteht vor allem durch Nachfragen. Das unterlassen viele Männer. Sie reden lieber von sich. Fehler.
        Das waren meine Hinweise, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit legen sollten. Man könnte auch sagen: Sind Sie wirklich neugierig, eine Frau kennenzulernen? Zu verstehen, wie sie ist?

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