Die Schwiegermutter – eine Gebrauchsanleitung
– von MASHAAL OMARY –
Der Schwiegermutter eilt ein schlechter Ruf voraus und das weltweit. Sie mäkelt ständig herum, mischt sich in die Kindererziehung ein und meint ohnehin, alles besser zu wissen.
Obwohl auch Männer von schwierigen Schwiegereltern-Konstellationen betroffen sein können, ist das Klischee des „Schwiegermonsters“, meist bei den Ehefrauen zu finden. Woran liegt das? Und was tun, wenn die Beziehung zwischen Ihnen und ihr schon so angespannt ist, dass jedes Aufeinandertreffen zur Belastungsprobe wird? Fünf Situationen die Ihnen vielleicht bekannt vorkommen.
Ihre Schwiegermutter findet, dass Sie ihren Sohn nicht gut genug behandeln?
Sie geben Ihr Bestes in Ihrer Partnerschaft und doch hat sie ständig etwas auszusetzen? Zum Beispiel könnten Sie ruhig öfter Hausmannskost kochen, damit der Sohnemann endlich mal wieder was auf die Rippen bekommt. Ein möglicher Grund für dieses Verhalten ist, dass Ihre Schwiegermutter in Ihrem Partner immer noch den kleinen Jungen sieht, der voller Inbrunst geschützt, geliebt und verwöhnt werden muss. Sie hat ihn vielleicht auch niemals richtig erwachsen werden lassen.
Natürlich können und wollen Sie nicht die Mutter ersetzen. Werden Sie sich deshalb bewusst, dass weder Sie, noch eine andere Frau ihr jemals in Sachen Fürsorge das Wasser reichen kann. Möchten Sie ihr aber ein Friedensangebot machen und signalisieren, dass Ihnen das Wohl ihres Sohnes genauso am Herzen liegt? Dann beziehen Sie Ihre Schwiegermutter in ausgewählten Bereichen mit ein.
Zum Beispiel: Was hat sie immer am liebsten für ihren Jungen gekocht? Welche Erinnerungen verbindet sie mit diesem Gericht? Bereiten Sie doch genau dieses Essen gemeinsam mit ihr vor. Ihre Schwiegermutter wird höchstwahrscheinlich von Ihrem Engagement und dieser herzlichen Geste beeindruckt sein.
Ihre Schwiegermutter mäkelt ständig an Ihrem Aussehen oder Ihren Fähigkeiten herum?
Bei Besuchen weist Ihre Schwiegermutter Sie immer wieder darauf hin, dass Sie zugenommen haben oder dringend Unterstützung beim Haushalt benötigen. Dieses Verhalten zeigt sich oft dann, wenn Ihre Schwiegermutter Sie als Konkurrentin erlebt oder sich durch Sie ersetzt fühlt. Sie sollten die Sorge und Not der Schwiegermutter ernst nehmen. Denn da, wo vorher Mama die Nummer eins war, sind nun Sie die wichtigste Hauptbezugsperson im Leben des Sohnes.
Hier ist aber Ihr Partner gefragt. Er hat die Aufgabe, seiner Mutter die Sicherheit zu vermitteln, dass sie weiterhin wichtig für ihn ist. Gleichzeitig sollte er der Mutter aber auch Grenzen bei unpassenden Äußerungen aufzeigen und signalisieren, dass er Sie liebt, genauso wie Sie sind. Somit wird Ihnen und seiner Mutter mehr Selbstvertrauen ermöglicht. Die Akzeptanz füreinander steigt.
Ihre Schwiegermutter ruft Sie ständig an und beschwert sich darüber, dass Sie sich nie melden oder kaum Zeit mit ihr verbringen?
In der Kennenlernphase gehen Schwiegertöchter oft in Vorleistung, was die emotionale Bindung angeht, um die zukünftige Schwiegermutter von sich als Braut in spe zu überzeugen. Das kann Ähnlichkeiten mit einer Probezeit im neuen Unternehmen haben. Sie bringen viel Zeit und Aufmerksamkeit auf, setzen kaum Grenzen und versuchen durch ein freundschaftliches Verhältnis zu einem festen Bestandteil des Familiensystems zu werden. Meist genießt die Schwiegermutter diese Anstrengungen um ihre Gunst und übernimmt dann den passiveren Part. Die Folge ist, dass bei Ihnen das ermüdende Gefühl entsteht, etwas leisten zu müssen, um wertgeschätzt zu werden.
Umso mehr Sie sich nun von Ihrer Schwiegermutter abkapseln, desto mehr rückt Sie Ihnen näher, da sie diesen Sinneswandel nicht einordnen kann. Um den ständigen Anrufen jetzt entgegenzuwirken, können Sie feste Zeiten mit ihr vereinbaren, zu denen Sie sich treffen. Wenn dies aus anderen Verpflichtungen heraus nicht mehr möglich ist, spannen Sie Ihren Ehepartner ein und gestalten Sie zukünftige Treffen – zu Ihrer Entlastung, wieder als ganze Familie.
Ihre Schwiegermutter mischt sich ständig in die Kindererziehung ein und meint alles besser zu wissen?
Ihr Baby wird viel und gerne getragen? Sie reagieren sofort verständnisvoll, wenn Ihr Kind das Weinen beginnt? Ihre Schwiegermutter meint aber, dass Sie Ihr Kind zu sehr verhätscheln? Bedenken Sie, dass Ihre Schwiegermutter aus einer anderen Generation mit anderen Erziehungsvorstellungen stammt. Erklären Sie ihr in Ruhe, was heute aus pädagogischer Sicht empfohlen wird und das Sie davon als Mutter überzeugt sind. Dadurch werden Ihre Erziehungsmaßnahmen für sie nachvollziehbarer. Auch wenn es zunächst schwer fällt.
Zeigen Sie der Schwiegermutter Ihren Respekt, dass Ihr Junge so toll geraten ist. Vertrauen Sie darauf, dass Sie es nicht böse meint, wenn Sie Ihnen Erziehungstipps gibt. Bleiben Sie, wenn möglich, neugierig und offen für Vorschläge. Vielleicht sind die Erfahrungen Ihrer Schwiegermutter sogar eine Bereicherung. Ihre Anwesenheit wird es spätestens dann sein, wenn Sie eine vertrauensvolle Betreuung für Ihr Kind brauchen.
Ihre Schwiegermutter verhält sich Ihnen gegenüber abweisend?
Gespräche mit Ihrer Schwiegermutter finden überwiegend durch Ihren Partner statt? Sie fühlen sich zunehmend von ihr übergangen?
In diesem Fall scheint der Konflikt schon sehr weit fortgeschritten zu sein. Enttäuschungen und Verletzungen auf beiden Seiten haben zu dieser Situation geführt. Vermutlich hat auch Ihr Partner bislang aufgrund eines Loyalitätskonfliktes seiner Mutter gegenüber keine klare Position zu Konfliktthemen bezogen. Das ist aber nötig. Sie müssen als Paar handeln und auftreten – als „wir“.
Da eine schlechte Stimmung mit der Schwiegermutter auf Dauer sehr belastend für Sie sein kann, sollte jetzt dringend das Gespräch gesucht werden. Um welche Themen geht es ganz konkret? Familienfeiern? Freizeitaktivitäten?
Ganz wichtig: Besprechen Sie sich zunächst mit Ihrem Partner. Ziehen Sie an einem Strang oder machen sich Unstimmigkeiten bemerkbar? Worauf können Sie sich einigen? Auch wenn es anstrengend erscheint, sollte zeitnah ein Gespräch mit der Schwiegermutter vereinbart werden. Teilen Sie ihr beide mit, wie zukünftige Ereignisse stattfinden und was Sie sich von Ihr wünschen würden.
Erst wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Partner als geschlossene Einheit auftreten, wird sie auch nicht mehr das Gefühl haben, Ihre Person und Ihre Vorstellungen dauerhaft in Frage stellen zu dürfen.
Mashaal Omary arbeitet in München als Paartherapeutin und Familientherapeutin. Schwerpunkte ihrer Beratungen sind: Krisen rund um das Thema Familie, Singleberatung sowie Erziehungsberatung. Darüber hinaus schreibt sie regelmäßig Ratgeberkolumnen zu Beziehungs- und Liebesthemen. Sie selbst ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.
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Steht es mir als Mann zu zu antworten.
Einige der obigen Situationen kenne ich. Sie lesen sich sehr gut und wenn beide Seiten willig, offen und kooperativ sind kann es gehen. Bei mir liesen sie sich jedoch nicht lösen, da die Schwiegermutter aus einer anderen Genation und deutschen Gegend kam. Sie ist auf dem Land aufgewachsen und dann in die Stadt gezogen. Ihr Familienbild hat sie behalten und es unterschied sich markant von dem das lebten. Der Konflikt war damit vorgezeichnet und keine der versuchten Lösungen haben langfristig gewirkt.
Das heutige Lehrbuch schreibt es wie im Artikel dargestellt vor, wenn jedoch Kulturen zusammenkommen mit anderen erlebten Familientraditionen dann kann es schief gehen auch bei Deutschen.
Ja, manchmal hilft alles nichts – die Unterschiede sind dann einfach zu groß. Traurig für alle Beteiligte. Aber leider nichts zu ändern.
Schöne Grüße aus Berlin
Christian Thiel