Mit meinem Partner (64 Jahre) bin ich seit 6 Jahren zusammen. Glücklich zusammen, denn er ist liebenswert, zuvorkommend, humorvoll und klug. Allerdings hat er ein gestörtes Verhältnis zu Ärzten. Seit einem Jahr hat er (Vegetarier)  massive Hautprobleme. Zu zwei Hautarztbesuchen konnte ich ihn überreden. Behandlungen, ob vom Hautarzt oder vom Heilpraktiker empfohlen, lehnt er ab. Er ist der festen Überzeugung, dass sich sein Körper selbst heilen wird. Er glaubt nicht an ärztliche Hilfe.  Seine Hautprobleme und seine „ Sturheit“ wirken auf mich immer mehr abweisend. Meine Zuneigung nimmt ab. Gibt es für uns eine Chance?

 

Aus Ihrer Zuschrift lese ich heraus, dass Sie sich Sorgen um Ihren Partner machen. Das dürfen Sie. Und das dürfen Sie ihm auch sagen. Was Sie hingegen nicht sagen sollten ist, was er Ihrer Meinung nach tun sollte. Das funktioniert in keiner Partnerschaft. Und es funktioniert ganz besonders schlecht, wenn man sich in höherem Alter kennengelernt hat und in seiner Art zu leben deutlich festgelegter ist. Das würde ich jetzt nicht unbedingt „Sturheit“ nennen.

Der Gang zum Arzt oder zum Heilpraktiker sind bei Hautproblemen zwei mögliche Alternativen. Ich nenne jetzt noch eine dritte: Hautprobleme haben oft viel mit Stress zu tun, zum Beispiel bei Stress in der Partnerschaft aber auch im Beruf. Stress kann auch entstehen, wenn ein Partner Druck macht. Stress, besonders für die Haut, wird weniger bei liebevoller Zuwendung und ganz konkret – wenn Sie Ihren Partner zum Beispiel eincremen. Als zärtliche Geste.

Dass Sie Ihre Partnerschaft alleine aufgrund der Hautprobleme in Frage stellen, das hat mich allerdings irritiert. Nach meiner Erfahrung als Berater steckt da mehr dahinter.

 

Sie sind, wie alle Paare, unterschiedlich

 

Ihre Partnerschaft hat eine Chance, wenn Sie den Blick auf das Positive richten. Seine Klugheit, seine Liebenswürdigkeit. Was er für Sie tut.

Sie hat keine Chance, wenn Sie den Blick zu sehr auf das richten, was Sie anders sehen – zum Beispiel Ihr Verhältnis zu Ärzten. Gut möglich, dass Sie beide an dem Punkt sehr unterschiedlich gestrickt sind. Zum Problem wird das in einer Partnerschaft vor allem dann,  wenn wir vom Anderen erwarten, dass er es so macht wie wir selber. Der Andere ist aber vor allem – anders. Und jeder (und jede) von uns möchte in einer Partnerschaft vor allem eines: Verstanden werden.

Natürlich dürfen Sie Ihren Partner bitten, Ihnen zuliebe eine neue Behandlung auszuprobieren. Ein „du musst“ führt jedoch in aller Regel in eine Konfrontation mit unglücklichem Ausgang.

Jede Beziehung wird schwierig, wenn wir zu sehr das sehen, was uns am anderen stört und das auch noch oft sagen. Je öfter wir hingegen sagen, was wir am anderen schätzen und wie gerne wir mit ihm zusammen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Liebe bleibt.

 

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