Kennen Sie die Partnerschaftsregel Kein Konfliktgespräch nach 21 Uhr? Als ich sie das erste Mal gehört habe bin ich schwer erschrocken. Da bemühen sich Heerscharen von Beratern und Therapeuten die Schwierigkeiten von Paaren zu verstehen. Und ihnen zu helfen. Und dabei entstehen die allergröbsten Auseinandersetzungen möglicherweise alleine deshalb, weil die Beteiligten schlicht nicht mehr fit sind. Zu müde.

Zu wenig Schlaf

Ist Müdigkeit etwa einer der Gründe für Beziehungsstreit? Die Antwort auf diese Frage lautet: Ja. Wenig zu schlafen ist heute angesagt. Es gilt als cool.

Noch vor 120 Jahren schliefen Studenten jede Nacht 9 Stunden und 20 Minuten. Und sie fanden das ganz normal. Heute schlafen sie noch 6 Stunden und 20 Minuten (im Durchschnitt) – und finden das ebenfalls normal. Dabei leben sie unter ständigem Schlafentzug. Sleep deprivation.

Das hat zwei ganz einfach Ursachen. Die erste lautet künstliches Licht. Die zweite heißt Kaffee. Nur Dank dieser beiden „Errungensschaften“ unserer Kultur ist dieses geringe Mass an Schlaf überhaupt möglich.

Die Folgen?

Streit.

Was sagt die Forschung?

Zu diesem Ergebnis kamen auch Forscher um Amie Gordon (University Of California), wie die Zeitschrift Psychology Today unlängst berichtet hat:

„When one partner has slept poorly the night before, there’s more conflict in the relationship the next day. This is because we have less empathy when we’re sleep deprived, and we’re less likely to engage in effective conflict resolution. What’s more, even the well-rested partner will show a decrease in empathy when dealing with a sleepless spouse, as if sleep deprivation were contagious. Further, couples report having more difficulty sleeping when they’ve experienced conflict with their spouse, especially late in the day. Thus, couples can easily fall into a vicious cycle of relationship conflict and poor sleep.“

 

 

Das Ergebnis der Forschung:

*Wenig Schlaf führt zu wenig Empathie. Schlecht für die Partnerschaft.

*Wenig Schlaf führt dazu, dass wir den Gesichtsausdruck des anderen (emotional face expression) nicht gut deuten können. Schlecht für die Partnerschaft.

*Wenig Schlaf kann auch in einen Teufelskreis führen. Viele Paare schlafen nach einem Streit schlecht. So kann es zu einer Eskalation kommen, bei der wenig Schlaf zu Streit führt – der Streit führt wiederum zu weniger Schlaf und das zu erneutem Streit. Schlecht für die Partnerschaft. Sie kann daran scheitern.

 

Eltern mit kleinen Kindern

Wenig Schlaf führt zu mehr Streit – das ist auch einer der Gründe, warum Paare mit kleinen Kindern mehr streiten. Sie haben zu wenig Schlaf. Vor allem ist ihr Schlaf oft unterbrochen. Durch den Streit bekommen sie leider oft – noch weniger Schlaf.

Was sie brauchen ist mehr Unterstützung und Wertschätzung – und kein Streit. Und sie brauchen mehr Schlaf. Paare ebenso wie Paarberaterinnen und -berater sollten unbedingt auf diesen Punkt achten. Es hilft ja nichts, dem Partner eine schwere Störung zu unterstellen, weil der sich so gerne streitet. Und dabei hat er möglicherweise einfach nur zu wenig Schlaf.

 

Mehr lesen

Psychology Today: How Lack of Sleep Affects Your Social Live.

Mangelnder Schlaf gilt auch als wichtige Ursache für seelische Unausgeglichenheit von Teenagern. Auch Depressionen nehmen dann zu.

 

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