Die Liebesblogger

Eine Schönwetterliebe

Ich bin 51 und habe mich vor 3 Jahren nach langer Ehe von meinem Mann getrennt. Ende 2019 habe ich über eine Dating Plattform einen Mann kennen und lieben gelernt. Wir hatten ziemlich schnell eine Wochenendbeziehung. Ich habe ein Haus mit Garten und er hat mir viel geholfen. Ich war einfach sprachlos und super glücklich. Zwischendurch sind wir aber auch ganz viel verreist, waren tanzen und wandern. Wir haben zwei Weihnachten und zwei Silvester zusammen verbracht. Am Neujahrsmorgen hat er gesagt, das es ihm nicht so gut geht. Frühstücken wollte er nicht, sondern nur einen Tee. Dann ist er nach Hause gefahren, hat sich mit Küsschen verabschiedet. Seither höre ich nur sehr wenig von ihm. Ich habe versucht ihn anzurufen, er geht nicht ran. Ich bin hingefahren, er macht nicht auf.

Er war Mitte Januar noch einmal bei mir und hat eigentlich nur gesagt, dass es ihm schlecht geht und das er nicht weiß was er will. Ich habe ihm gesagt, dass er mein Traummann ist und ich mich nicht trennen möchte. Wir haben uns ja nicht mal gestritten. Viele Sachen von ihm sind noch bei mir. Muss ich ihm einfach mehr Zeit lassen? Soll ich ihm noch schreiben? Das ist sehr deprimierend, wenn keine Antwort kommt. Wie ticken Männer?

 

Ich kann Ihnen Ihre Unruhe nicht nehmen – aber vielleicht doch ein wenig zur Beruhigung beitragen. Zunächst einmal ist klar erkennbar, dass es Ihrem neuen Partner gerade nicht gut geht. Nun könnten Sie vorschlagen, dass Sie sich gerade wenn es ihm nicht gut geht doch gerne um ihn kümmern können und wollen. Und genau das will und kann er nicht. Er neigt, geht es ihm nicht gut, zum Rückzug. Sie wollten wissen, wie Männer ticken, aber das kann ich Ihnen nicht sagen – weil jeder Mann anders ist. Dieser Mann neigt so wie es aussieht zum Rückzug.

Das was Sie bisher mit ihm hatten, kann man umgangssprachlich auch als eine Schönwetterbeziehung bezeichnen. Schöne Urlaube. Angenehme Wochenenden. Wandern. Tanzen. Aber neben dem schönen Wetter gibt es im Leben nun mal auch die schwierigen Zeiten. In denen bewährt sich eine Partnerschaft. Gut möglich, dass Ihre Partnerschaft diese Bewährung gerade nicht besteht. Wenn das so ist, dann ist dieser Mann eben nicht Ihr Traummann. Er ist der falsche.

Das ist aber nur die eine Möglichkeit. Ich sehe noch eine zweite. Bei dem derzeitigen Druck angesichts der Corona-Pandemie, sind viele Menschen nervlich erheblich unter Druck. Das kann auch bei Ihrem Partner eine Rolle spielen. Zudem ist er beruflich sehr eingespannt. Vielleicht braucht er nur Zeit, um dann wieder aufzutauchen. All die Sachen die er bei Ihnen zurückgelassen hat sprechen für diese Version.

 

Möglicherweise hat er festgestellt, dass Sie die falsche Frau an seiner Seite sind

 

Beide Varianten sind für Sie eine Herausforderung. Sie sollten sich auf sich und Ihr Leben konzentrieren. Freundinnen treffen. Telefonieren. Er weiß, wo Sie wohnen. Taucht er in den nächsten Wochen nicht mehr auf, dann dürfen Sie seine Sachen zusammenpacken und ihm vor die Tür stellen. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Möglicherweise hat er festgestellt, dass Sie die falsche Frau an seiner Seite sind. Er ist nicht der Typ, der das zum einen deutlich spürt und der das zum anderen dann auch in Worte fasst – sondern der sich nur unwohl fühlt und dann verschwindet. In dem Fall müsste es vor seinem Verschwinden Anzeichen für eine zunehmende Distanz zwischen Ihnen beiden gegeben haben. Denken Sie doch mal über die Wochen und Monate davor nach. War er weniger zugewandt? Wurde die Sexualität deutlich seltener? Gab es also Anzeichen dafür, dass er auf dem Rückzug war?

Und möglicherweise gab es bei Ihrem Kennenlernen zu Beginn ein zu hohes Tempo, auch und gerade bei der Sexualität. Dann fällt es schwer festzustellen, ob der andere wirklich zu einem passt. Das Kennenlernen, was aus vielen Gesprächen und vielen Fragen darüber besteht, was dem anderen wichtig ist, wird so abgekürzt. Dann kommt die Unsicherheit die eigentlich zu Beginn da ist später. Das kann zu einem Rückzug führen. Lassen Sie ihm also Zeit.

Wenn er sich nicht mehr meldet, dann war das leider eine kurze aber schöne Wochenendbeziehung. Wenn Sie noch einmal auf Partnersuche gehen, dann wissen Sie jetzt besser, worauf Sie achten müssten, damit es mehr wird als eine Schönwetterliebe.

 

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3 Kommentare

  1. H.N.

    Vielleicht sollte hier auch das bisherige Beziehungs-Verhalten des Mannes beleuchtet werden. Diese Frage könnte von mir sein. Ich habe Gleiches vor einiger Zeit erlebt. Der Mann hatte vor mir nahezu jährlich so eine (jeweils neue) Beziehung, was ich anfangs nicht wusste, und verhielt sich ebenso zugewandt, zuverlässig, fürsorglich und liebevoll wie hier beschrieben, so dass ich – mit einem ausgeprägten Helfersyndrom ausgestattet – ernsthaft dachte, mit mir wird das jetzt anders. Wir hatten eine Beziehung, die “zu schön um wahr zu sein“ war.
    Dann kam der “Absturz“, fast genau wie beschrieben, aber zum Glück nicht erst nach 2 Jahren. Angeblich waren eine Depression und versteckte Angst vor Nähe die Gründe, die aber immer nur in Beziehungen auftreten. Ein schlechtes Gewissen seinerseits konnte ich auch nicht wirklich erkennen, eher fühlte ich mich schuldig. Um sich den Fragen nicht stellen zu müssen, reagierte er ebenso – nicht. Ich blieb mit tausend Fragen und Liebe zu diesem Menschen zurück, weil auch er quasi “dicht“ gemacht hatte. Ein
    Kontakt mit der Exfreundin ergab, dass es ihr ebenso ging und es sogar die selben Worte waren, mit denen er die vorherigen Beziehungen jeweils beendete, nämlich, dass es ihm gerade nicht gut geht und er deshalb keine Schmetterlinge mehr spürt und nicht weiß, was er will.
    Vor allem war es diese Aussage, der “schwebende“ Zustand: man weiß, es geht ihm schlecht und ist gar nicht in der Lage, sich abzuwenden, man möchte helfen und hofft.
    Bis der Herr sich neu orientiert hatte, dauerte es nicht allzu lange.
    So etwas steht leider keinem Menschen auf der Stirn geschrieben und es kündigt sich auch nicht langfristig an. Erlebt man so etwas jenseits der 50, ist es doppelt und dreifach schmerzhaft, denn man möchte in diesem Alter ja auch “ankommen“ und nimmt vielleicht deshalb nicht jede Macke oder ein vermeintlich unbegründetes Warnzeichen gleich so bitter ernst. Heute wäre ich nicht mehr so friedfertig.
    Denn egal, was dieser beschriebene Mann für eine (Bindungs-)Geschichte im Rucksack mit sich herum trägt, dieses Verhalten ist weder respektvoll noch zeugt es von wohlwollenden, liebevollen Gefühlen. Mit der Nicht-Erreichbarkeit flüchtet er zudem vor dem Schmerz und dem Kummer der Fragestellerin und entzieht sich der Verantwortung. Und das ist m.E. eine Frage von Anstand und Charakter.

    Das Gute an der Sache ist, dass man selbst im Zuge des Liebeskummers gut am Selbstwertgefühl arbeiten kann und anschließend besser weiß, was man für schöne Werte in einer Beziehung zu geben hat.

  2. Petra Kupfer

    Sehr klug und auf den Punkt, wie immer. Aus Ihren Texten habe ich schon viel gelernt.

  3. Dirk

    Hallo ihr Lieben,
    Aus meiner eigenen Erfahrung kann es durchaus mit einer Depression zu tun haben.
    Zu dieser Zeit arbeitet man an der eigenen Vergangenheit und der unsicheren Zukunft. Stellt alle aktuellen Beziehungen auf den Prüfstand und in Frage, weil man aktuell selbst nicht weiß, wie es im eigenen Leben weitergehen kann.
    Diese Selbstinfragestellung mit schweren Depressionszeiten dauerte bei mir mehrere Jahre, mit Frau und 2 Kinder.
    Ich hab jederzeit damit gerechnet, dass es nun beendet ist mit meiner Ehe, was ich zu dieser Zeit ohne Kommentar hingenommen hätte. Mehrmals hat es heftig gewackelt, weil meine Frau nicht viel von Depressionen verstand.
    Doch sie hat mit ihren Möglichkeiten immer an meiner Seite gestanden. Sie hat nie losgelassen.
    Heute weiß ich, was für eine starke Frau ich an meiner Seite habe. Ich dankbar für soviel halt durch ihr bin.
    Durch diese einschneidende Krise sind wir gemeinsam gewachsen. Konnten mehr Parameter für unsere Beziehung entwickeln, damit es jeden in der Beziehung gut gehen kann.
    Ich liebe dich, mein Schatz.

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