Was soll ich tun, wenn mein Partner materielle Anschaffungen nicht mit mir bespricht und auf rationale Argumente nicht hört? Wir leben in getrennten Haushalten, sind beide um die 30, jeder soll bitte selbst entscheiden, wofür er sein eigenes Geld ausgibt. Das ist klar. Trotzdem fände ich es schön, wenn man größere Anschaffungen auch mal gemeinsam bespricht und die Meinung des anderen einholt, so mache ich das bei ihm auch. Er hingegen hört sich Vorschläge meinerseits nicht mal ernsthaft an – auch, wenn sich im Nachhinein bereits mehrfach herausgestellt hat, dass ich absolut recht hatte. Wie soll das werden, sollte es irgendwann mal um die Anschaffung gemeinsamer Immobilien oder Ähnliches geht?
Bei Ihrer Zuschrift fallen gleich zwei Denkfallen ins Auge. Zum einen glauben Sie, dass Anschaffungen etwas Rationales sind, das man diskutieren kann und sollte. Dem ist aber nicht so. An einem Porsche zum Beispiel ist nichts Rationales. Und wenn es unbedingt ein Auto mit 250 PS sein muss, dann ist natürlich auch das alles andere als rational.
Falle Nummer zwei: Sie wollen klären was richtig und was falsch ist. Ich halte das für einen Irrweg – und er hält das für unangenehm, wird Ihnen das allerdings nicht so ohne weiteres auch so sagen. Wenn Ihr Partner andere Vorstellungen von größeren Anschaffungen hat als Sie, dann kann ich Ihnen eigentlich nur raten, das sehr ernst zu nehmen. Sie sollten diese Vorstellungen also nicht kritisieren, sondern in erster Linie versuchen zu verstehen. Warum entscheidet er so wie er entscheidet? Warum braucht er Lautsprecher die so groß sind wie ein Schlafzimmerschrank? Warum hat er immer das allerneueste iPhone, obwohl das vom letzten Jahr viel billiger zu haben ist? Menschen wollen nicht kritisiert werden. Sie wollen verstanden werden. Das ist Ihr Job – als Partnerin.
Bessere Argumente zählen nicht
Kein Mann dieser Welt möchte eine Frau, die „recht hat“ , wie Sie sagen oder die der Überzeugung ist, sie habe die besseren Argumente. Umgekehrt ist das nicht anders. Auch die Nachfrage nach Männern, die stets „Recht haben“ und fest davon überzeugt sind, die besseren Argumente zu haben ist da draußen überschaubar klein. Wir alle wollen unsere eigenen Fehler machen. Und aus ihnen lernen. Und im Übrigen wollen wir, das der Partner oder die Partnerin möglichst begeistert ist von dem was wir machen. Das ist auch so, wenn wir uns etwas kaufen.
Vielleicht versuchen Sie es mal mit einem Gedankenexperiment: Eine Freundin von Ihnen wünscht sich seit ihrer Jugend schon ein Cabrio. Jetzt endlich hat sie das nötige Geld dazu – und ihr neuer Freund redet mit immer neuen Argumenten gegen diesen Autokauf. Es ist seiner Meinung nach zu teuer, es ist unvernünftig, weil sie ja ohnehin eine Familie wollen und dann ein größeres und praktischeres Auto brauchen und so weiter und so fort. Was würde Sie jetzt tun? Würden Sie der Freundin erklären, dass sie sich das Cabrio nicht kaufen soll, weil der Freund Recht hat? Oder würden Sie Partei für die Freundin ergreifen und ihr sagen, dass Sie gut verstehen können, dass sie sich einen so alten Herzenswunsch gerne erfüllen möchte?
Die allermeisten Frauen würden die zweite Variante wählen. Sie würden Verständnis für den Wunsch der Freundin äußern (und empfinden!) und würde sich Sorgen machen, dass Ihre Freundin leider, leider an einen Mann geraten ist, der ihr nicht einmal so etwas Schönes wie ein Cabrio gönnt. Wo sie es sich doch schon so lange wünscht. Ach, die Männer!
Gemeinsame Entscheidungen fallen heut vielen Menschen schwer
In einem Punkt muss ich Ihnen allerdings ausdrücklich Recht geben. Wenn Sie beide gemeinsame Entscheidungen zu treffen haben, zum Beispiel über den nächsten Urlaub, ein gemeinsames Auto, ein schönes Sofa für die neue Wohnung oder einen Hauskauf, dann müssen und sollten Sie sich einigen. Alleingänge von seiner Seite würden in dem Fall auch mir als Berater erhebliche Sorgen machen.
Das mit dem Einigen fällt heute vielen Menschen nicht gerade leicht und der Grund dafür ist ganz einfach: Bevor wir uns binden, haben wir viele Jahre lang schon eigene Entscheidungen getroffen und mussten die nicht mit einem anderen Menschen absprechen. Das sind manchmal zehn Jahre, in anderen Fällen aber auch fünfzehn oder gar zwanzig Jahre, in denen wir selber entscheiden konnten. Die Umstellung fällt dann vielen Menschen schwer.
Wenn sich bei Ihnen beiden herausstellt, dass Ihr Freund für Sie sehr unangenehme Kaufentscheidungen trifft, zum Beispiel weil er sich dabei verschuldet, dann können Sie gerne einschreiten. Sie wollen das nicht. Punkt. Wenn er das tut, dann ist er möglicherweise sogar der falsche Mann für Sie. Auch möglich.
Wie kann ich seine Entscheidungen beeinflussen?
Wenn sie unbedingt Ihre Sicht der Dinge bei seinen Käufen loswerden wollen, dann habe ich noch drei ganz wichtige Tipps für Sie.
Erstens. Verzichten Sie bei Ihrem Partner unbedingt auf jeden Rat (vor einem Kauf) und nach einem Kauf auf Kritik. Er ist nicht der Typ, der Ratschläge gut findet und annehmen kann und Kritik hat noch niemand von uns je begeistert. Die meisten Menschen gehören übrigens in diese Kategorie.
Zweitens. Stellen Sie Fragen. Wenn er keinen Rat möchte und keine Kritik, dann sind neugierige Fragen hilfreich. Vielleicht bringt ihn das weiter – bei seiner Entscheidungsfindung.
Drittens. Wenn Sie ihm doch einmal einen Rat geben wollen, dann versuchen Sie es bitte mit folgender Vorgehensweise: Sie warten ein paar Stunden oder einen Tag ab, wenn er Ihnen erzählt hat, was er sich kaufen will oder Ihnen stolz seinen letzten Kauf vorgeführt hat. Dann sagen Sie zu ihm: „Ich habe da noch eine Idee.“ Sie merken schon, die Spannung steigt. Jetzt kommt der wichtigste Punkt, denn der nächste Satz lautet: „Möchtest du sie hören?“ Erst dann sagen Sie ihm, was er beim nächsten Mal anders machen könnte.
Zu Ihrem Wunsch nach einer Immobilie würde ich Ihnen jetzt gerne noch etwas mit auf den Weg geben, bin mir aber unsicher, ob Sie meine Idee wirklich interessiert. Möchten Sie sie hören?
Ja?. Schön. Hier kommt sie: Finden Sie bitte heraus, ob er Ihren Wunsch teilt.
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