Meine langjährige Beziehung (17 Jahre) ist zu Ende gegangen. Wir waren vom Charakter her verschieden, das hat aber lange Zeit gut gepasst und wir haben uns gut ergänzt. In den letzten 2-3 Jahren der Beziehung hat sich mein Partner langsam aber sicher emotional verabschiedet. Ich habe mit all meinen Möglichkeiten versucht, die Beziehung aufrecht zu erhalten und auf ihn einzugehen. Wie ich mittlerweile erkannt habe, geschah dies um den Preis meiner Selbst und meines Selbstbewusstseins. Wie hätte ich erkennen können, dass die Beziehung nicht mehr zu retten ist und ich auf dem Weg bin, mich selbst aufzugeben? Es heißt ja in jeder Beziehung muss man Kompromisse machen. Wie finde ich heraus, ab wann Kompromisse für einen selbst schädlich sind?
„Reisende soll man nicht aufhalten“, hat ein deutscher Bundeskanzler mal zu seinem Koalitionspartner gesagt. Das klingt nach Selbstbewusstsein. Sie haben versucht, einen Partner durch besondere Nachgiebigkeit zum Bleiben zu bewegen. Das ist allerdings nicht möglich. Besondere Nachgiebigkeit führt nicht zu mehr Nähe. Und den Reisenden aufhalten kann sie auch nicht. Die Beziehung geht trotzdem auseinander.
Was aber ist die Alternative? Ich bin für mehr Ehrlichkeit. Das bedeutet, Sie gestehen sich und dem Partner ein, dass die Ehe in einer schweren Krise ist. Das ist nicht ehrenrührig. Die allermeisten Paare geraten im Verlauf einer langjährigen Ehe irgendwann an diesen Punkt. Wer die Krise offen ausspricht, der hat eine bessere Chance sie zu meistern, als der, der sie nicht ausspricht.
Beide sollten nach Lösungen suchen
Wenn eine Partnerschaft in der Krise ist, sind zwei Menschen daran beteiligt. Nicht nur einer. Deshalb ist es hilfreich, wenn beide gemeinsam nach Lösungen suchen. Es reicht nicht, dass nur einer immer wieder auf den anderen eingeht. Kompromisse müssen ausgehandelt werden. Dazu müssen beide Seiten sich bewegen. Zum Beispiel mit Aussagen wie: „Mir geht es damit nicht gut. Wie können wir das ändern?“
Sie haben die Krise nicht offen ausgesprochen – und nun fragen Sie sich, ob ihnen der Weg der Anpassung möglicherweise nicht doch geschadet hat. Die Antwort heißt: Ja. Er hat Ihnen ganz offensichtlich geschadet. Der Weg den sie gewählt haben war zum einen anstrengend. Zum anderen bot er Ihnen dann leider auch wenig Aussichten auf eine gute Lösung. Bei diesem Weg verzichten wir auf zu viele unserer Bedürfnisse, um noch glücklich und zufrieden sein zu können. Und das führt zwangsläufig zu einer zunehmenden Distanz.
Ich bin also dafür, dass Sie in Zukunft mehr dafür Sorge tragen, dass es Ihnen in der Beziehung gut geht. Dafür müssen Sie für Ihre Bedürfnisse und Wünsche einstehen. Möglicherweise haben Sie das als Kind nicht gelernt und waren mehr für andere da. Glauben Sie mir: Was Sie sich wünschen ist wichtig. Es führt zudem zu einer größeren Zufriedenheit, wenn wir in der Beziehung das bekommen, was wir uns wünschen.
Sind Sie zufrieden, dann ist auch Ihr Partner glücklich. Männer lieben es, wenn es ihre Frauen gut geht. Das gibt ihnen das Gefühl, es richtig zu machen. Die größere Zufriedenheit von beiden Partnern führt dann auch noch zu einer höheren Stabilität Ihrer Partnerschaft. Sie sehen: Es lohnt sich, für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse einzutreten.
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