Im Grunde ist es doch gar nicht so schwer über Sex zu reden, denn schließlich fragen wir wildfremde Menschen ja auch, wie sie ihren Kaffee trinken – schwarz, mit oder ohne Milch und Zucker? Beim Partner, den man meist schon jahrelang kennt und zu dem man in der Regel ausreichend Vertrauen aufgebaut haben sollte, fällt es uns unendlich schwer, über unsere Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte zu sprechen. Vielleicht schämen wir uns oder wir befürchten abgewiesen oder verlacht zu werden. Oder uns wurde Sexualität als Tabuthema beigebracht.
Sex ist gut für das partnerschaftliche Immunsystem
Sex sollte in erster Linie Spaß und Freude machen. Ich persönlich bin ja davon überzeugt, dass Sexualität eine der größten Energiequellen des Menschen ist und in einer Partnerschaft das Paar-Immunsystem nachhaltig stärkt. Klar, dass es hier noch zu definieren gilt, wie man seine Sexualität leben möchte und was es dafür braucht. Aber sicher kennst du selbst auch das leichte Gefühl, wenn man „es“ getan hat – und sich danach alles ein bisschen anders und irgendwie besser anfühlt? Wir haben mehr Energie, fühlen uns vitaler, das partnerschaftliche Immunsystem ist gestärkt und schon regen einen die herumstehenden Tassen oberhalb des Geschirrspülers nur noch halb so sehr auf. So jedenfalls beschreiben es mir viele Paare.
Sex ist Kommunikation
Eines der größten Hindernisse auf dem Weg in eine erfüllte Sexualität stellt das Reden darüber, den gemeinsamen Austausch und die Verständigung darüber dar. Denn in meiner täglichen Arbeit steht der Konflikt „mangelnde oder fehlende Kommunikation“ im Mittelpunkt. Wenn man Sex als Kommunikation zwischen zwei Menschen betrachtet, dann kann man sich vorstellen, wie es darum in Beziehungen bestellt ist.
Dass Menschen ein enormes Wachstums- und Entwicklungspotential haben, dürfte nicht neu sein und auch nicht, dass wir es nicht annähernd ausschöpfen. Dennoch richten sich Frauen und auch immer mehr Männer in einer Komfortzone ein, in der sexuelle Aktivitäten auf den kleinstmöglichen Nenner zusammengeschrumpft sind – manchmal im wahrsten Sinne des Wortes und die Betroffenen reagieren mit sexuellen Funktionsstörungen, um ihre Unlust zu kaschieren. Von Spaß und Freude ist nicht mehr viel zu spüren, von Liebe schon gar nicht.
Sex ist keine Sportart
Anleitungen für sexuelle Techniken und Praktiken helfen meiner Meinung nach hier wenig, denn es geht meist nicht um die körperliche Gymnastik, die Sex darstellt, sondern um die Möglichkeit und Chance, sich selbst über die Sexualität auszuprobieren, Grenzen zu erfahren und vielleicht auch mal zu überschreite, was sich auf das eigene Selbstwertgefühl durchaus positiv auswirken kann.
Wir können über die Sexualität zu uns selbst finden, wenn wir erkennen, dass es nicht um Anleitungen zum Orgasmustraining oder Turnübungen geht, sondern indem wir lernen, uns auf echte Intimität einzulassen und es ums Fühlen und Spüren geht. Sich auf den Partner einzulassen, und zwar weit mehr als nur körperlich.
Aber hier lauert die Gefahr: Unsere oft tiefsitzenden Ängste, sich dem Partner zu zeigen und zu offenbaren wie wir wirklich sind, um dadurch Tiefgang und Lebendigkeit in der Partnerschaft und Sexualität zu erreichen. Das hat ganz viel mit Selbstwert zu tun und manchmal muss man hier in der Pflicht ansetzen, bevor man die Kür dann laufen kann. Das ist immer ein Prozess und es gibt viele Wege die ans Ziel führen. Mut und Geduld sind die wichtigsten Voraussetzungen.
Also reden Sie. Denn wenn Sie nicht über Sex reden, werden Sie bald auch keinen mehr haben.
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Mehr über die Frage, wie Sie in Ihrer Partnerschaft mehr Sex und besseren Sex genießen können, erfahren Sie im Online-Workshop „Intimität und Sexualität“. Der nächste Workshop startet am 2. April 2018.
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