Ich hab da mal eine Frage: Vor zwei Jahren starb meine Schwiegermutter. Seit mein Schwiegervater verwitwet ist, graut mir regelrecht vor Wochenenden und vor allen Feiertagen. Immer ist er dabei. Er ist so griesgrämig und wird auch ausfallend, vor allem, wenn er was trinkt. Weil er ständig schlechte Laune verbreitet, haben sich die meisten Freunde schon von ihm zurückgezogen. Sogar zu Silvester soll er jetzt bei uns mit dabei sein, obwohl wir mit Freunden feiern wollen. Ich möchte das auf keinen Fall.
Ein Bekannter sagte mal über seine Frau, als die wieder einmal „Ja“ statt „Nein“ zu ihrer Mutter gesagt hatte: „Meine Frau hat einen Sprachfehler“. Das war nett ausgedrückt. Gut möglich, dass sie auch so einen Sprachfehler haben. Die Antwort wenn Ihr Mann möchte, dass Ihr Schwiegervater Ihnen das Wochenende oder die Silvesterfeier vermiest, lautet: „Nein. Das möchte ich nicht.“ Keine weitere Diskussion.
Ihr Schwiegervater kann nur soweit in Ihr Leben eingreifen, wie Sie ihm Raum geben. Sie geben ihm derzeit viel Raum, viel zu viel, wie mir scheint. Seine Freunde haben sich zurückgezogen – die lassen so etwas Ungehöriges nicht mit sich machen.
Kommen wir zu Schritt eins: Sie dürfen und sollten Ihrem Mann sagen, dass sie erwarten, dass er auf Ihrer Seite steht, Ihnen den Rücken stärkt und nicht in den Rücken fällt. Sie wollen mit Ihren Freunden feiern – und keinen griesgrämigen Senior betreuen. Punkt.
Und sie dürfen genauso höflich zu Ihrem Schwiegervater sagen, dass Sie so nicht weitermachen möchten. Führen Sie bitte keine langen Diskussionen in denen Sie ihn zu überzeugen versuchen. Das klappt nicht. Er wird kein Verständnis für Sie haben. Das muss er auch gar nicht. Es geht um Ihr Leben. Und für Ihr Leben sollten Sie Entscheidungen treffen: Mehr Lebensfreude – weniger griesgrämiger Senior.
Ihre Aufgabe ist es zudem, ihre Ehe zu schützen. Die leidet schon jetzt erkennbar. Gestörte Feiern – schreckliche Wochenenden – Grauen vor Silvester. Das klingt nicht gut. Es belastet Ihre Ehe.
Das wichtigste Argument das Sie haben, lautet: Ich will das so nicht mehr. Es geht mir damit nicht gut! Das gilt für beide, für Ihren Schwiegervater wie für Ihren Mann.
Ich bin dafür, dass der Senior sein Leben wieder selber in die Hand nimmt. Wenn Ihr Schwiegervater sich mehr um sich selbst kümmern muss, dann wäre allen geholfen. Auch ihm selber. Er hätte dann die Chance, neue soziale Kontakte zu knüpfen und alte wieder aufzunehmen. Das ist seine Aufgabe, nicht Ihre. Kinder sind nicht dazu da, ihre Eltern oder Schwiegereltern glücklich zu machen.
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