In den letzten Wochen gab es wiederholt Streit zwischen mir und meiner neuen Partnerin wegen des Weihnachtsfestes. Sie ist vor neun Monaten zu mir gezogen und wir verstehen uns auch sehr gut. Mit ihrer Tochter (20) komme ich hingegen nicht so gut zurecht. Ich finde sie ziemlich verzogen und anspruchsvoll. Sie wohnt nicht bei uns – aber nun geht es schon seit Wochen um die Frage, ob und wie wir Weihnachten zusammen verbringen. Die Tochter will nun in ihrer WG bleiben. Damit kommt meine Partnerin aber nicht gut zurecht. Die Lage ist verfahren.
Dann entwirren Sie die Lage bitte schnell. Bis Weihnachten ist es nicht mehr weit. Ich habe in den letzten Wochen insgesamt drei Weihnachtsstreits von Paaren schlichten müssen – eines davon war auch ein Patchwork-Paar. Sie sehen: Sie sind nicht alleine. Weihnachten ist für viele Menschen kein Tag wie jeder andere. Deshalb ist es keine Kleinigkeit, ob wir Weihnachten so hinbekommen, dass unsere Partnerschaft gestärkt wird. Oder ob sie schwächer daraus hervorgeht.
Zunächst einmal ist Ihre Einschätzung der Tochter als „verzogen und anspruchsvoll“ eine Kritik. Und es ist eine Kritik an der Mutter, der neuen Frau an Ihrer Seite. Ich will jetzt mal dahingestellt sein lassen, ob das so stimmt oder nicht. Aber mit Kritik an Ihrer Partnerin ebnen Sie in keinem Fall den Weg zu einem schönen, harmonischen Weihnachtsfest. Sie hat das Kind möglicherweise lange alleine großgezogen. Sie war dabei möglicherweise ziemlich auf sich gestellt und hat, wie viele Mütter, möglicherweise versucht, ihr schlechtes Gewissen wegen der Scheidung in Verwöhnung für die Tochter umzumünzen. Das Kind kann dafür zunächst einmal schlicht nichts. Weder für die Scheidung der Eltern, noch für die Verwöhnung.
Sie sollten der Bonus-Vater sein
Möglicherweise ist das Kind aber auch gar nicht so „anspruchsvoll“ wie Sie denken, sondern ist schlicht in einer ganz anderen Familie großgeworden als Sie. Es ist einen ganz anderen Umgang miteinander gewohnt. In dem Fall stoßen schlicht unterschiedliche Vorstellungen davon aufeinander, wie man in einer Familie miteinander umgeht und wie man es nicht tut.
Es kommt jetzt noch ein dritter Punkt hinzu: Die Dynamik in Patchworkfamilien. Als neu hinzugekommener Partner sollten Sie der Bonus-Vater sein. Als solcher sind Sie dafür zuständig, weniger streng zu sein als die Mutter. Der leibliche Elternteil ist strenger, der Bonus-Elternteil weniger streng – so funktioniert Patchwork am besten. Umgekehrt aber, wenn Sie strenger sind und Ihre Partnerin weniger streng, provozieren Sie Widerstand und Rebellion. Und genau damit scheinen Sie es zu tun zu haben.
Lassen Sie bitte keinen Plan zu, bei dem die Tochter einsam und alleine in irgendeinem WG-Zimmer sitzt. Schon bei der Vorstellung gruselt es mich. Sie sind der Erwachsene. Gehen Sie bitte umgehend auf Ihre Bonus-Tochter zu. Suchen Sie das Gespräch. Und laden Sie sie ausdrücklich ein – zu Weihnachten. Es ist das Fest der Liebe. Tun Sie bitte alles, damit es auch für Sie und für Ihre neue Partnerin ein wirklich schönes Fest der Liebe wird. Das geht möglicherweise nur zusammen mit der Tochter.
Mehr wissen:
22. Januar
Online-Workshop: „Wer passt zu mir? Wie Sie den Partner finden, der wirklich zu Ihnen passt.“
Vom 22. Januar bis zum 26. März.
Kosten: 98 €
Es gibt keine Präsenzzeiten oder Zoom-Calls. So sind Sie zeitlich völlig flexibel bei der Teilnahme. Mehr Informationen zu diesem Workshop finden Sie hier.
Anmeldung: post@singleberater.de



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