Ich (35) bin seit neun Monaten mit meiner neuen Partnerin (32) zusammen. Wir verstehen uns super, unternehmen viel und planen eine gemeinsame Zukunft. Allerdings gibt es einen Punkt, der mich immer mal wieder irritiert. Sie bespricht alles mit ihrer Mutter – und das betrifft oft auch ganz persönliche Dinge, zum Beispiel aus unserer Beziehung.

 

Ich kann Ihre Irritation gut verstehen. Ich treffe in der Beratung immer wieder auf Frauen (manche sind auch schon Ende 30), die ihr gesamtes Leben, auch ihr Liebesleben, mit ihrer Mutter besprechen. Die Mutter ist quasi nicht nur die beste Freundin, sondern sogar die aller-aller-allerbeste Freundin.

Ich selber deute das als eine nicht erfolgte Ablösung von den Eltern, insbesondere von der Mutter. Wenn wir erwachsen werden, fangen wir an, persönliche Dinge mit uns selber auszumachen bzw. mit unseren besten Freunden zu besprechen. Viele Menschen beginnen damit schon in der Pubertät.

Ich vermute also, dass Sie (ganz selbstverständlich) schon als junger Mann angefangen haben, Ihrer Mutter nicht mehr allzu viel zu erzählen. Und nun sind Sie irritiert, dass Ihre neue Partnerin das ganz anders macht. Verständlich.

 

Was können Sie tun?

 

Für ein enges Mutterverhältnis gibt es eine Reihe von Gründen. Möglicherweise hat die Mutter keinen Partner. Dann fehlt ihr im Alltag oft ein Gegenüber – und so versucht sie, die Tochter als vermeintliche ‚Freundin‘ an sich zu binden. Manchmal gibt es auch sehr enge Bündnisse zwischen Mutter und Tochter, weil die beiden zusammen eine schwierige Zeit durchgemacht haben, etwa weil der Vater starb oder es zu einer Scheidung kam. Und dann ist da ja auch noch die Geschwisterposition. Ist sie eine Erstgeborene, dann fühlt sie sich in der Regel eher für das Wohl der Mutter zuständig, als wenn sie eine Zweitgeborene ist. Und ist sie gar ein Einzelkind, dann kann das Verhältnis noch symbiotischer werden.

Die Frage ist nun: Was können Sie tun? Sie sollten zum einen darauf bestehen, dass bestimmte Teile Ihrer Beziehung nur zwischen Ihnen beiden verhandelt werden – und nicht zwischen Ihrer Partnerin und deren Mutter. Sehr wichtige persönlich Entscheidungen zum Beispiel (wollen wir Kinder; wo wollen wir wohnen; Sexualität) gehen in erster Linie nur Sie beide etwas an.

Wichtig ist zudem auch die Reihenfolge, in der Ihre Partnerin mit Ihnen und mit ihrer Mutter spricht. Sie sollten die Nummer eins sein. Spricht sie erst mit der Mutter über das neue Jobangebot und danach erst mit Ihnen, dann ist das ein Akt der Untreue. Ihnen gegenüber. Das kann eine Beziehung schnell an den Rand des Scheiterns bringen. Aber auch für scheinbar belanglose Dinge wie den nächsten Urlaub ist die Mutter die falsche Ansprechpartnerin. Entscheidet sie mit der Mutter, dass als nächstes Kroatien dran ist, dann ist auch das ein Akt der Untreue gegenüber Ihrer Beziehung, gegenüber Ihrer Liebe.

 

Der Partner soll klar die Nummer eins sein

 

Die Frage die Sie aufwerfen, hat also auch eine tiefere Dimension für jedes Paar. Wir müssen uns in erster Linie mit dem Partner oder der Partnerin abstimmen und einigen. Er ist die klare Nummer eins. Ist er es nicht, dann kann aus der schönen neuen Beziehung schnell ein Auseinandergehen werden. Und das gilt natürlich auch, wenn er die Urlaubsplanung erst mit Mama abspricht oder sie den Kauf eines Hauses als erstes mit ihrem Vater. Auch das habe ich in der Beratung schon erlebt.

Ich lese aus Ihren Zeilen aber auch noch eine weitere Möglichkeit heraus. Das enge Verhältnis Ihrer Partnerin zu ihrer Mutter kann auch ein Zeichen von Unreife sein. Sie hat die Pubertät und die Adoleszenz, die Ablösung vom Elternhaus also, noch nicht wirklich hinter sich. Das genau erlebe ich heute bei sehr vielen Frauen – und zwar auch bei Frauen, die ein extrem angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter hatten und haben. Statt ihrer eigenen Wege zu gehen, verbleiben sie gefühlt noch in der Position eines Kindes. Und berichten Mama immer ganz treu und brav, was so passiert in ihrem Leben. Und Mama findet es ganz großartig, ihrem ‚Kind‘ immer noch angeblich hilfreiche Tipps geben zu können, wie man sein Leben führt. Und wie nicht.

 

Suche Sie umgehend das Gespräch

 

Sie merken es sicherlich: Ich finde Mama in diesem Fall ausgesprochen übergriffig. Und wenig hilfreich. Das gilt umso mehr, als ich auch von Müttern höre, deren Liebesleben ein einziges Chaos war und ist. Und die trotzdem der Überzeugung sind, ihren Kindern sagen zu dürfen, wie das Leben und wie die Liebe so ist.

Ich würde Ihnen raten, umgehend das Gespräch mit Ihrer Partnerin zu suchen. Einerlei was sie antreibt, sorgen Sie bitte dafür, dass die Grenzen klar gewahrt bleiben. Ein Paar muss ein gemeinsames „wir“ herausbilden. „Wir haben beschlossen …“, das ist einer der eindrucksvollsten Sätze, mit denen Kinder ihren Eltern klar machen können, dass sie unabhängig von ihnen sind und eigene Entscheidungen treffen wollen, treffen dürfen und treffen können. Man nennt dieses „wir“ auch das königliche Wir. Wir, das Paar, haben beschlossen.

Es ist ein wichtiger Teil des Erwachsenen-werdens. Und ein ganz wichtiger Teil einer glücklichen Beziehung.

 

 

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Anmeldung: kontakt@die-liebe-bleibt.de