Die Liebesblogger

Hilfe – was mache ich bei meinen Dates nur falsch?

Wie finde ich eine Frau? Wie finde ich einen Mann? Und wenn ich einen Partner gefunden habe, wie gelingt es mir, mit ihr oder mit ihm auch zusammen zu bleiben? Wenn Sie mich fragen, dann sind das zwei der wichtigsten Fragen im menschlichen Leben.

Na gut, was soll ein Single- und Paarberater auch anderes sagen? Mein beruflicher Alltag dreht sich, einerlei ob ich berate oder schreibe, immer und immer wieder um diese beiden Fragen: Partner finden, zusammenbleiben. Immer mal wieder fallen mir dann beim Lesen von Büchern, Zeitschriften oder im Internet spannende Forschungen auf, die Wege zu diesen beiden Zielen aufzeigen.

So war es auch neulich, als eine Kollegin, Daniele Satzenhofer, einen Beitrag der amerikanischen Zeitschrift Psychology Today auf ihrer Facebook-Seite geteilt hat. Es ging um Nähe im Gespräch – um Intimität. Eine Gruppe von Forschern hat die Frage „Wie entsteht Intimität im Gespräch?“ nämlich einmal gründlich untersucht. Und so wissen wir nun ziemlich genau, was beim Kennenlernen und in einer Partnerschaft am besten funktioniert.

Die Forscher kamen nämlich auf eine ganz spannende Antwort. Sie lautet: Indem Sie ihr (ihm) Fragen stellen. Schauen wir uns heute zunächst einmal an, was bei einem Date passiert. Und in meinem  nächsten Beitrag im September geht es dann um die Frage, wie das mit dem Fragen stellen in einer Partnerschaft funktioniert. Auch da brauchen wir ja Nähe im Gespräch – damit die Beziehung hält.

Los geht’s! Mit Lars.

 

Lars hat ein Date

Lars trifft sich heute mit Marie. Er hat ein Date! Lars ist sehr glücklich darüber. Was er noch nicht weiß, ja noch gar nicht wissen kann: Marie wird seine Frau werden. Mit ihr wird er Kinder haben, einige Höhen und einige Tiefen erleben, bevor die beiden dann eines fernen Tages die Kisten für den Auszug ihrer Tochter Anne packen werden. Anne zieht zu ihrem Freund. „Höchste Zeit“ wird Marie sagen. Und Lars wird trauern.

Das alles ist jetzt gerade noch eine sehr ferne Zukunft. Die Frage, wie Lars damit zurecht kommen wird, dass seine Tochter mit einem anderen Mann zusammen leben wird, kann Lars sich im Moment noch nicht einmal vorstellen. Sie wäre ihm – zu theoretisch. Zu fern.

Ganz praktisch hat Lars nämlich ein völlig anderes Problem. Es lautet: Wie soll er sich beim heutige Date mit Marie verhalten? Die letzten fünf Verabredungen für ihn gingen alle nicht gut aus. Von jeder der Frauen hat er anschließend einen Korb bekommen. Und Lars leidet.

So kann es nicht weitergehen!

 

Was kann Lars tun um Marie zu gefallen?

Vielleicht hilft Lars ja ein Blick in die Wissenschaft weiter. Die hat sich nämlich mit den unterschiedlichen Kommunikations-Strategien beschäftigt, die wir bei solchen Verabredungen, aber auch später im Alltag einer Paarbeziehung anwenden.

Dabei hat sich herausgestellt, dass einige davon zu mehr Nähe und Verbundenheit führen – zu Intimität. Und andere leider zu weniger. Vielleicht kann Lars da ja noch was lernen!

Ist Lars Maries Typ?

Schauen wir also genau hin, was Lars heute tun kann, bei seiner Verabredung. Ob er ihr Typ ist, ob er in ihr Beuteschema fällt, ob Marie also mittelgroße und mittelblonde Männer mit blauen Augen mag, darauf hat Lars keinen Einfluss. Das gilt umgekehrt ebenfalls. Auch Marie muss zu Lars’ Vorstellungen von einer Frau passen.

An diesem Punkt sind die meisten Menschen wenig flexibel. Auch wenn wir uns dessen nicht einmal bewusst sind – die meisten von uns haben eine solche Vorstellung von einem Idealtyp.

An seinem Aussehen kann Lars nichts ändern. Er ist der Mann der er nun mal ist. Marie wird in Sekundenbruchteilen schon wissen, ob er „ihr Typ“ ist. Sprich: Sie wird wissen, ob sie ihn sympathisch und – ganz wichtig – erotisch begehrenswert findet.

 

Erstens: Sich selber darstellen

Auf sein Verhalten bei der Verabredung mit Marie hat Lars durchaus Einfluss. Lars kann bei seinem Date zum Beispiel darauf setzen, dass er möglichst viel von sich erzählt. Er erzählt von seinem Job, seiner Beförderung, seinem letzten Urlaub und seinen Hobbys. Marie wird dann schon merken, dass er der Richtige für sie ist. Oder nicht ist.

Im besten Fall käme Lars mit diesem Vorgehen als Charmeur rüber der angenehm zu erzählen weiß. Im schlimmsten Fall aber als ein eitler Selbstdarsteller: Mein Haus, mein Auto, meine Jacht.

Zweitens: Reden und zuhören

Eine zweite Variante. Lars kann sich höflich nach Maries Arbeit erkundigen – und dann anschließend gleich von seiner erzählen. Dann fragt er sie nach ihrem letzten Urlaub – und erzählt danach von sich. Lars kann das Gespräch also ausgeglichen gestalten. Am Ende weiß Marie einiges von ihm – und er einiges von ihr.

Dieses Vorgehen führt zu einem ausgeglichenen Gespräch. Lars hat sich für Marie interessiert – das dürfte ihr gefallen. Möglicherweise gefällt so ein Gespräch Marie sogar deutlich besser als die erste Variante mit der Selbstdarstellung. Optimal ist sie allerdings noch immer nicht.

Drittens: Fragen und Nachfragen

Nun kommt die dritte Möglichkeit – und hier wird es richtig spannend. Lars kann Marie bei ihrer ersten Verabredung in einem idyllisch gelegenen Cafe mit Blick auf die Spree und den Berliner Dom auch immer wieder neugierige Fragen stellen. „Wo bist du aufgewachsen?“ „Leben deine Eltern noch?“ „Hast du einen Lieblingsschriftsteller oder eine Lieblingsschriftstellerin?“ Und wenn Marie ihm antwortet, dann kann er weitere Fragen stellen. Er kann also nachfragen wie es war, in einem kleinen Dorf in der Eifel aufzuwachsen, wie groß die Dorfschule war und ob sie sich noch an ihre Lieblingslehrerin erinnert. Oder er fragt sie nach ihrem Au-Pair-Aufenthalt in Frankreich und was sie dabei über Land und Leute gelernt hat. Ob sich ihr Blick auf das eigene Land durch ihr Auslandsjahr verändert hat.

Drei Gesprächsstrategie – drei Möglichkeiten wie Lars das Gespräch heute Abend führen kann. Aber welche ist am besten für ihn? Bei welchem Gesprächsstil entsteht das höchst Maß an Nähe, an Intimität?

Wie entsteht Intimität?

Die Frage, wie Intimität entsteht, hat die Forscher von der Harvard Business School beschäftigt. Dr. Karen Huang und vier weitere Verhaltenspsychologen schlugen ihren Probanden diese drei Kommunikationsstile vor. Und dann schauten Sie, wie nett ihr Gegenüber sie fand, wie sympathisch er ihnen also war.

Überlegen Sie doch bitte mal eine Weile, wie das Ergebnis wohl ausgesehen haben wird. Welcher der drei Gesprächstypen kommt am besten an? Welcher schleicht sich also in das Herz seines Gegenübers ein?

Das Ergebnis der Untersuchung war eindeutig: Es ist der Mann (die Frau) der/die nicht nur Fragen stellt, sondern auch nachfragt, der die stärkste innere Beteiligung auslöst. Auf gestellte Fragen eine Antwort zu bekommen – und dann erneut zu fragen, nachzufragen. Das also ist es, was zu Intimität führt.

Die Lösung für das ideale Date lautet also: Nachfragen. Einfach neugierig nachfragen.

Wie wir in meinem nächsten Blogbeitrag sehen werden, ist das nicht nur für Dates eine gute Vorgehensweise. Auch in Partnerschaften wollen und sollen wir ja immer wieder Intimität herstellen. Wie das am besten geht, darum geht es dann im September.

 

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8 Kommentare

  1. Rainer Müller

    Klasse, dass das mal so auf den Punkt gebracht wird:
    Habe es oft schon so empfunden, wie dieses Nachfragen Nähe schafft.
    Jetzt haben wir den wissenschaftlichen Beweis.
    Danke für den Beitrag.

  2. Ankalein

    Es ist schön, dass es jetzt einen Blog zu diesem sehr emotionalen Thema gibt. Dafür herzlichen Dank. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass bei einem Date Interesse zeigen, eine große Rolle spielt. Man will den anderen gut kennenlernen, Fragen und Nachfragen sind da unabdingbar. Was ich aber nicht so ganz verstehe, ist die Sache mit dem Beuteschema. Sind die Menschen derart starr, dass sie keine Abstriche machen? Der ideale Typ wird möglicherweise sehr selten sein. Es muss doch irgendwie eine größere Bandbreite geben, die auch ins Raster passen.

  3. Christine Tinschert

    Sehr guter Bericht !!
    Vielleicht ist die jüngere männliche Generation mit erniger EGO behaftet !
    Hab leider bei meinen vielen Blind-Dates KEINEN Mann der50/ 60 Plus-Generation getroffen , der dies getan hat und den ich erotisch attraktiv fand !
    ICH war freundlich, hab nachgefragt und das Gegenüber hat sich dargestellt….und dargestellt , GÄHN !!
    Danach war ich ‚ gekauft ‚, wie H. Thiel so schön sagt:
    2 Kriterien: 1. Sieht ganz gut aus . 2. Ist freundlich .
    Und bekam Liebesbriefe !!
    Zur Zeit hab ichs SATT !! Hab mich abgemeldet , genieße mein Leben OHNE Suche !
    Keine Energie mehr für diese vielen Unachtsamen.

    • Christian Thiel

      Es ist wirklich sehr traurig, wieviele – gerade Männer – beim Kennenlernen auf die Selbstdarstellung setzen. Da muss frau dann aber auch nicht freundlich bleiben. Sie dürfen auf der Stelle durchwinken. Wenn Sie sogar Liebesbriefe bekommen, dann sind Sie möglicherweise deutlich zu nett zu den Kerlen.
      Bei der jüngeren Generation bin ich leider nicht wirklich hoffnungsvoll. Die Männer haben sich in meinen Augen nicht sehr verändert. Vielleicht ein bisschen. Immerhin.
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian Thiel

  4. Mirjam

    Dann habe ich, bzw. haben wir bei unserem 1. Date ja alles intuitiv richtig gemacht. Wir führten einen echten Dialog, mit reden, antworten, fragen, nachfragen, Selbstdarstellung und deutlichem Zeigen von Interesse am Gegenüber. Die weiteren Treffen gestalteten sich ebenso lebendig, interessant und harmonisch. Und irgendwann sprang der Funke über. Jetzt sind wir seit 6 Jahren ein Paar. Die erste Verliebtheit ist in Liebe übergegangen. Die rosa-rote Brille ist abgesetzt, aber das Zusammenleben im Alltag erweist sich als beglückend und harmonisch. Liegt es an unser beider fortgeschrittenem Alter? An der der höheren Kompromissfähigkeit, die mit dem Alter einhergeht? Ich denke, ja! Vorher habe ich jahrelang nach Mr. Right gesucht. Einige Frösche geküsst, bis sich endlich der Richtige für mich eingestellt hat.

  5. Lara

    Also als ich noch auf der Suche war (jetzt seit Jahren Single, was aber andere Gründe hat), hab ich das genauso gemacht, mit Fragen und dann Nachfragen usw. Aber was soll man davon halten, wenn der Mann (und auch später noch in der Beziehung) nicht gern auf Fragen antwortete? Egal welche? Er käme sich „ausgefragt“ vor und es erschien ihm wie ein “ Verhör“ und Ähnliches. Er hingegen wollte ganz viel von mir wissen und das schon beim allerersten Treffen, auch sehr intime Dinge. Was kann man daraus folgern? Er blieb dann auch später in der Beziehung „für sich“, ich wusste nie, was in ihm vorging, wie er sich fühlte usw. Er konnte sich nicht öffnen, auch anderen Menschen gegenüber nicht, aber wollte dass alle anderen sich ihm „hingaben“.

    • Christian Thiel

      Hallo Lara,
      spannende Frage. Ich würde zunächst einmal daraus schlussfolgern, dass er die Sorte Mann ist, die zwar Informationen sammelt – aber nichts preisgeben will. Und ich würde ihn auf der Stelle durchwinken. Auf zum nächsten Mann!
      Fragen nicht zu beantworten oder ausweichend zu beantworten, das lässt keine Intimität entstehen. Man kann nicht wirklich vertraut werden. Das ist das Ziel des Anderen. Er will das nicht. Vielleicht findet er das (aus biographischen Gründen) zu gefährlich.
      Er hat ein Hingabeproblem – das haben sie richtig erkannt. Aber bei der Partnersuche geht es ja nicht darum, den anderen zu therapieren oder mit Hilfe von psychologischen Erkenntnissen zu sezieren. Er muss passen. So ein Mann passt nicht. Jedenfalls nicht zu Ihnen. Möglicherweise aber auch zu kaum einer anderen Frau. Auf zum nächsten Mann, würde ich sagen. Er sollte im Gespräch gebefreudiger sein. Und keine intimen Details beim ersten Date erfragen. Das geht ja gar nicht!
      Schöne Grüße aus Berlin
      Christian Thiel

      • Lara

        Hallo Herr Thiel,
        vielen Dank für Ihre Antwort! Sie haben ihn richtig erkannt. Er wollte immer so viel wie möglich von mir wissen – und ich bin auch ein Mensch, der sehr offen ist – aber nichts von sich preisgeben!
        Wir sind ja dann trotzdem zusammen gekommen, aber die Beziehung hielt auch nur ein paar Jahre, vor allem aus diesen Gründen, dass er sich nicht zeigen wollte. Er hatte auch kaum Kontakt zu anderen Menschen, nur aus der Ferne, also selten persönlich.
        Und genau das tat er: den anderen sezieren, und wenn man dann antwortete, sagte er auch nichts dazu. Es war schrecklich. Ich hatte ihn trotzdem geliebt.
        Heute lebt er sehr zurückgezogen außerhalb von Berlin.

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