Viele Paare hätten gerne so eine Art Rezept für eine gute Sexualität. Interessanterweise gibt es das schon lange. Allerdings ist es nicht ein Rezept, wie Paare mehr Intimität und eine bessere Sexualität erreichen können. Es gibt in den Augen von Paarberatern und Paarberaterinnen  vielmehr eine Vielzahl solcher Ideen.

Allerdings folgen die Medien leider immer noch viel lieber vereinfachenden Empfehlungen wie Abendessen bei Kerzenschein, Sextoys und vermeintlich erotischer Unterwäsche. Das sind allesamt Ratschläge die selten helfen und doch leider wieder und wieder ausgereicht werden. Schade.

Heute berichten hier auf herzenssache365 drei Paarberaterinnen und Paarberater wie ihre Lieblingsidee für eine bessere Sexualität aussieht.

Peter Michalik: Sich über Wünsche und Bedürfnisse austauschen.

Die sexuelle Zufriedenheit in einer Liebesbeziehung ist für Männer und Frauen ein wichtiger Gradmesser für die Qualität der Beziehung. Darum könnte man meinen, dass Paare alles daran setzen den Sex zufriedenstellend zu gestalten. Aber weit gefehlt. Es scheint eher so zu sein, dass Paare sich am Anfang der Beziehung auf einen gemeinsamen Nenner in Punkto Sex einigen und sich dann nicht mehr mit dem Thema auseinandersetzen wollen oder können.

Wünsche oder Bedürfnisse werden dann, wenn überhaupt nur zufällig erfüllt. Auf die Dauer kann das nicht gut gehen. Gleichzeitig sind unerfüllte Wünsche und Bedürfnisse einer der grössten Unzufriedenheitsfaktoren beim Sex.

Die Gründe warum Paare nicht so oft oder nicht so gerne über das Thema Nr. 1 reden, können sehr vielfältig sein. Scham, sich mit den eigenen Wünschen beim Partner zu blamieren, oder überhaupt über das Thema Sex zu reden, ist nur einer von vielen.

Aber: „Etwa 36 bis 40 Prozent der sexuellen Wünsche von Männern und Frauen werden nur deshalb nicht erfüllt, weil der Partner diese Wünsche gar nicht kennt. Würde er sie kennen, würde er sie aber gern erfüllen“ (Ärzte Zeitung, 06.05.2005).

Reden scheint beim Sex Gold und das Schweigen eher Silber zu sein.

Sich Gedanken über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu machen ist der erste Schritt. Für die Beziehungsqualität ist es aber sehr wichtig mit dem Partner oder der Partnerin darüber auch ins Gespräch zu kommen.

Die Wissenschaft bringt es an den Tag

Dies wird im Ergebnis der Studien des Instituts für Psychologie der Universität Göttingen deutlich sichtbar. Bei einer dieser Studien wurden zuerst die sexuellen Wünsche beider Partner in Form eines Tests erfasst. Danach bekamen beide Partner nur die übereinstimmenden Wünsche mitgeteilt.

„Sechs Wochen später wurden die Teilnehmer noch einmal befragt. 63 Prozent der Männer und 66 Prozent der Frauen berichteten über eine deutlich gesteigerte sexuelle Zufriedenheit. Beide Geschlechter fühlten sich nach dem Test von ihren Partnern auf sexuellem Gebiet besser verstanden. Auch die Kommunikation über Sex verbesserte sich“ (Ärzte Zeitung, 06.05.2005).

Diese ganz pragmatische Methode ist für alle Pare zugänglich. Es handelt sich um das Ressourcen-Aktivierungs-System (RAS) von www.theratalk.de
Es hilft, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu entdecken und vor allem zu kommunizieren. Die Ergebnisse sprechen für sich.

 

Daniela Satzenhofer: Der Fünf-Minuten-Deal

Viele langjährige Paare kennen das Problem, wenn das Feuer der ersten Verliebtheit erloschen ist und sich Unlust im Bett einstellt. Der Job, der Alltag, die Kinder – jeder will was von einem und alles kostet Energie. Jede zusätzliche Anstrengung ist zu viel und die Couch ruft: Komm, entspann dich! Ruh dich aus! Morgen geht der Wahnsinn wieder von vorne los! Bettsport? Auf keinen Fall! Keine Lust, viel zu anstrengend und mein Partner turnt mich ja eh nicht mehr so recht an.

Aber Sex ist wichtig in einer Beziehung – so sagen es jedenfalls die Experten. Und da ist es, das Dilemma: Einerseits bin ich zu lustlos und zu faul für Sex, andererseits beunruhigt mich mein sexarmer Beziehungszustand schon sehr, weil mir meine Partnerin oder mein Partner wichtig ist und ich sie oder ihn behalten will.

Eine ganz praktische Lösungsmöglichkeit: Machen Sie einen Fünf-Minuten-Deal! Das ist eine kleine, feine Technik, mit der sich Menschen mit “Verschieberitis” selber austricksen können. Das Prinzip: bei anstrengenden, schwierigen oder langweiligen Aufgaben ist meist nur das Anfangen schwer, bin ich erst mal bei der Sache, bleibe ich in der Regel auch dabei.

Im Bett funktioniert das ganz genau so. Setzen Sie sich am besten täglich zum Ziel, heute fünf Minuten lang mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner intensiv zu schmusen. Nur fünf Minuten! Ein Tag hat 1440 Minuten, da dürften doch fünf für Ihre Beziehung drin sein! Der Deal ist: Wenn Sie nach fünf Minuten keine Lust mehr haben, weiter zu schmusen oder Sex zu machen, dann ist das in Ordnung. Schon in den fünf Minuten haben Sie Ihre Beziehungsqualität verbessert. Finden Sie allerdings Gefallen an dem, was Sie da gerade tun, ergibt sich der Rest ganz natürlich von selbst. Viel Vergnügen beim Ausprobieren!

 

Christian Thiel: Performance-Angst reduzieren.

Geht es um Sexualität, dann folgen wir alle viel zu selten unseren eigenen Gefühlen. Es geht zu wenig darum, wie wir uns beim Sex fühlen – und viel zu oft darum, wie wir glauben, dass wir uns fühlen sollten. Und dann betrachten wir unsere Sexualität auch noch mit Maßstäben. Einer der wichtigsten hiervon ist die Frage, wie unsere Performance wohl ist.

Männer fragen sich: Hoffentlich habe ich eine Erektion. Oder sie zweifeln daran, ob sie einen Orgasmus bekommen. Oder sie fragen sich, ob es ihnen wohl gelingt, dass ihre Partnerin einen Orgasmus hat.

Frauen fragen sich das meiste davon auch. Hinzu kommen bei Frauen mit zunehmendem Alter oft noch Ängste wie „Ist mein Bauch nicht zu unschön?“, „Ist mein Po nicht zu dick?“ oder „Ist das etwas Cellulite?“.

Einerlei ob es die Ängste von Männern oder Freuen sind: Beide Geschlechter folgen bei ihren Unsicherheiten den Stereotypen unserer Kultur. Diese Stereotype sind sehr streng, wenn es um das Aussehen von Frauen geht. Sie haben also Performance-Angst in Bezug auf ihre äußere Attraktivität. Und streng sind sie auch, wenn es um die Erektion eines Mannes geht. Ein Mann kann – angeblich – immer.

Was können wir tun?

Was tun bei Performance-Angst? Ich empfehle zwei Schritte. Erstens ist es wichtig, dass wir ehrlich zu uns selber sind. Wir sollten das Gefühl also zulassen und akzeptieren. Performance-Angst ist ein weit verbreitetes Phänomen.

Zweitens können Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin sprechen. Wir sollten unsere eigene Unsicherheit also mit dem Anderen teilen.

Das wunderbare daran: Ängste nehmen schon ab, wenn wir sie uns eingestehen. Und sie nehmen noch deutlicher ab, wenn wir mit dem Partner oder der Partnerin darüber sprechen.

Schließlich gibt es noch eine weitere, eine dritte Möglichkeit – das Gespräch mit einem Berater oder einer Beraterin. Auch das vermag Performance-Angst abzubauen.

 

Peter Michalik ist Familien- und Paarberater. Er hat zusammen mit seiner Frau einen eigenen Blog (Beziehungs-ABC).

Daniela Satzenhofer ist Single- und Paarberaterin in Berlin.

Christian Thiel ist Single- und Paarberater in Berlin.

 

Um keinen Beitrag mehr zu verpassen, bestellen Sie doch einfach den Newsletter! So werden Sie jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!

 

Mehr wissen

* In dem Artikel Kein Sex in der Beziehung? – Es gibt einen Weg, das zu ändern von Peter Michalik erfahren Sie weitere Gründe die den Sex bei Paaren beinträchtigen können.

*Von Christian Thiel gibt es einen Online-Workshop in dem es um mehr Intimität und eine bessere Sexualität geht. Von diesem Workshop gibt es auch eine kurze Gratis-Version. Die finden Sie hier.

* Ein spannendes Buch in dem es um unsere irrigen Annahmen über Liebe und Sexualität geht ist: Christian Thiel: Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben.